Schlagwort: vertrauen

  • Veröffentlicht am

    Den Ruf hören


    Wie wohl die meisten modernen Menschen habe ich mich in meinem Leben schwer getan, meinen Platz oder meine Berufung zu finden. Das Wort von der Multioptionsgesellschaft macht die Runde, die Frage “Was soll ich mal werden?” stellt sich nun schon mehreren Generationen hintereinander. Ich erinnere auch noch mal daran, wie Fabian Scheidler die traumatisierende Wirkung der Megamaschine beschreibt: Ist das Leben in einer intakten (nicht traumatisierten) Gemeinschaft bestimmt von wiederkehrenden Rhythmen und dem Wechsel der Generationen, in dem sich das Leben stets erneuert, so wird dieser Kreis durch traumatische Erfahrungen zerbrochen: Die Menschen sind nicht mehr in der Lage, sich als Teil eines sinnvollen und im Prinzip gutartigen überindividuellen Zusammenhangs zu sehen, sie sind dissoziiert, herausgerissen aus den Kreisläufen der Natur, der Gemeinschaft und des Kosmos.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Keine Patentrezepte mehr


    Ich möchte an dieser Stelle mal deutlich kund tun, dass ich keinen Bock auf Patentrezepte habe. Damit meine ich Welterklärungsversuche nach dem Schema “Wir müssen nur [xyz], dann wird alles gut.” Von denen sind mir in meinem Leben schon genug begegnet: Wir müssen nur Gottes Gebote einhalten, dann wird alles gut (das war das erste solche Patentrezept in meinem Leben, an das ich mich erinnern kann) Wir müssen nur alle in Gemeinschaften leben, dann wird alles gut Wir müssen nur den Negativzins einführen, dann wird alles gut Wir müssen nur Vollgeld einführen, dann wird alles gut Wir müssen uns nur sexuell befreien, dann wird alles gut Wir müssen nur unsere Kinder frei aufwachsen lassen, dann wird alles gut Wir müssen uns nur konsequent biologisch & fair ernähren, dann wird alles gut Wir müssen nur ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen, dann wird alles gut Wir müssen nur unsere Produktion konsequent auf Cradle to Cradle umstellen, dann wird alles gut Wir müssen nur psychedelische Drogen legalisieren, dann wird alles gut Wir müssen uns nur die Produktionsmittel aneignen, dann wird alles gut die BüSo (siehe meine Reise ins Mysterium Geld) erdreistete sich sogar, mit dem Slogan Wir haben das Patentrezept!
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Mein finanzielles Coming out


    Vorgezogener Nachtrag vom 11.10.2020: Mir fällt auf, dass ich bisher gar nicht die Gesamtsumme meines Erbes in diesem Beitrag genannt habe. Den Pflichtteil meines Vaters in Höhe von 174.969,50 € hatte ich am 04.12.2019 genannt, den Anteil vom Erbe meiner Mutter noch nicht. Das waren rund 125.000 € (ich kann es inzwischen tatsächlich nicht mehr auf Euro & Cent genau nachvollziehen), insgesamt habe ich also rund 300.000 € geerbt. Damit empfinde ich mich tatsächlich als vermögend, auch wenn ich nur mit einer sehr ausgeklügelten Strategie nebst viel Glück von den Erträgen dieses Erbes für den Rest meines Lebens leben könnte. Das will ich auch gar nicht. Dennoch erlebe ich schon seit dem Erbe meiner Mutter, dass ich mir nun einfach Dinge problemlos leisten kann, die vorher eine große Hürde für mich darstellten oder sogar völlig undenkbar waren.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Gesundes Misstrauen: Oxytocin und die Geheimdienste


    In der Zeit gibt es einen langen Artikel über Oxytocin und die derzeitige Forschung darüber, Oxytocin: Unsere Wunderdroge. Was mich sehr erstaunt: Die Autorin erwähnt mit keinem Wort, dass Oxytocin das perfekte Wahrheitsserum zu sein scheint, nach dem die Geheimdienste so angestrengt gesucht haben. Aus dem Artikel: Zum Popstar der Wissenschaft wurde der Stoff im Jahr 2005, da schrieb Markus Heinrichs seinen ersten Hit. Zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler Ernst Fehr von der Universität Zürich hatte er sich folgendes Experiment ausgedacht: Probanden sollten entscheiden, wie viel Geld sie je einer anderen Testperson anvertrauten. Die Summe sollte verdreifacht werden – und das Gegenüber entscheiden, wie viel es an den Spender zurückgab. Ökonomen kennen diese Anordnung als Vertrauensspiel schon lange. Doch diesmal gab es einen neuen Mitspieler – Oxytocin.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Die Megamaschine als der große Traumatisierer


    Am Freitag war ich ja bei der Lesung aus Das Ende der Megamaschine & habe mir das Buch dort auch gekauft. Heute bin ich bis zum vierten Kapitel gekommen, & schon in diesen ersten vier Kapiteln steckt so viel drin, dass das mehrere Blogartikel wert wäre. Die Lesung hat wirklich nur die wichtigsten Eckpunkte dieses hoch komprimierten & dabei gut zu lesenden Buches genannt. In diesem vierten Kapitel bestätigt Fabian Scheidler, was ich schon vor zwei Jahren im Beitag Trauma: Der Motor des Kapitalismus? gemutmasst hatte: dass der Kapitalismus eine gewisse Grundtraumatisierung der Massen für sein Funktionieren braucht. Dabei geht er genau wie David Graeber auf den Zeitraum der letzten 5.000 Jahre ein, und erklärt die nach der Epoche Alexanders des Großen weit verbreiteten apokalyptischen Vorstellungen damit, dass die Herrschaft damals schon so absolut geworden war, dass die unterworfenen Menschen sich ihre Befreiung nur noch durch einen Untergang der bestehenden Welt und anschließender Neuschöpfung vorstellen konnten:
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Hans-Joachim Maaz: Die Gefahr der Spaltung des Landes


    Im Februar hat Hans-Joachim Maaz einen sehr tiefgehenden Vortrag in der Volkshochschule Leipzig gehalten: Er sieht die aktuelle [Flüchtlingskrise](/vorboten-einer-neuzeitlichen-völkerwanderung) als Symptom einer viel tiefer liegenden Krise unserer Gesellschaft. Dabei vertritt er, ohne es direkt so zu nennen, die Haltung der [Tiefen Demokratie](http://www.liebewahrheit.de/WegdurchdenSturm.htm) aus der [Weltarbeit](/worldwork-in-warschau). Er spricht sogar von "innerpsychischer Demokratie". Vor allem sein Aufruf "Schätzt den Rand der Gesellschaft!" spricht mir total aus dem Herzen. In den Worten der Prozessarbeit: Die Außenseiter in einer Gruppe weisen darauf hin, in welche Richtung sich die ganze Gruppe entwickeln will. Zum Schluss erinnere ich noch mal an das, was mir in der derzeitigen Situation am allermeisten Sorgen bereitet: die ins Geldsystem eingebaute Umverteilung von unten nach oben, und das damit zusammenhängende Tabu, das überhaupt zu benennen.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Offene Enden: Gestaltpsychologie hautnah


    Nun lebe ich seit gut einem Monat im Diamond Lotus, und das Dasein hier strengt mich immer noch an. Ich habe schon eine ganze Menge geschafft um hier anzukommen, und doch beschäftigen mich nach wie vor sehr viele offene Enden bzw. offene Baustellen. Genau das ist es, was mich so anstrengt: dass so viel unvollendet ist, angefangen und noch nicht zu einem guten Ende gebracht. Klar bin ich in meinem Leben angetreten, Vertrauen zu üben, was ich auch in diesem Blog dokumentiere. Zugleich wird mir in den letzten Wochen am eigenen Leib deutlich, was es mit den Gestaltgesetzen aus der Gestaltpsychologie auf sich hat, vor allem diesen beiden: Gesetz der guten Gestalt (oder Einfachheit bzw. Prägnanz) Es werden bevorzugt Gestalten wahrgenommen, die in einer einprägsamen (Prägnanztendenz) und einfachen Struktur (= „Gute Gestalt“) resultieren.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Bringt mir falsifizierbare Belege, dass wir nicht in einer Matrix leben


    Bisher hat Fefe auf meinen Beitrag nicht reagiert; ob er vielleicht Social-Justice-Methoden anwendet und mich blockt? ;-) Jedenfalls besteht er weiterhin auf seiner Unterscheidung von “Fakten” und “Einschätzungen”: Fakten sind wirklich und bestehen und können weder wahr noch falsch sein. Als Beispiel nimmt er eine Umfrage: Sowas wie “bei einer Befragung gaben 50% der Befragten an, an Engel zu glauben” ist ein Fakt. “Also glauben 50% der Bevölkerung an Engel” nicht. Nehmen wir das mal auseinander: Offenbar hat da irgendwer Leute zu ihrem Glauben an Engel befragt. Das ist für mich zunächst nur eine Aussage, die auch falsch sein könnte, und dieser Jemand hat sich das vielleicht einfach ausgedacht. Ohne zu überprüfen kann ich die Aussage nur glauben und darüber hinaus, selbst wenn ich Zeugen befrage, es Videoaufnahmen gibt oder was auch immer, könnte ich das am Ende nur glauben, solange ich nicht selber bei der Befragung dabei war.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Führen heisst dem Prozess folgen


    In Arnold Mindells Buch Der Weg durch den Sturm, das ich gerade wiederholt lese, bin ich an der Stelle hängen geblieben, wo er über das Esalen-Institut schreibt. Die Gemeinschaft war seit dem Tode von Dick Price, einem ihrer Leiter, am Rande eines Übergangs. Nun die Stelle, auf die es mir ankommt: Esalen litt an der Agonie eines jeden kleinen Planeten, der seine Ganzheit sucht. Viele seiner besten Führungspersönlichkeiten waren gestorben. Fritz Perls war tot. Virginia Satir war eben gestorben. Harry Sloan war gestorben, und Dick Price war gerade umgekommen. Welche Weisheit hätte das Tao dadurch vermitteln können, dass alle Leitfiguren starben? Nicht nur in Esalen, sondern überall auf der Welt fehlen uns die Führungspersönlichkeiten, gibt es zu wenig überzeugende Führerschaft. Wo sind die Anführerinnen der Welt?
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Vom Misstrauen zur Verbundenheit – aber wie?


    Durch eine Diskussion auf Facebook ist mir bewusst geworden, dass Misstrauen ein zentraler Bestandteil der Geschichte vom eigenständigen und getrennten Selbst ist, von der Charles Eisenstein immer wieder spricht. Erzähle ich nun jemandem, der in dieser Geschichte lebt, die Geschichte vom Selbst in Verbundenheit, dann wird das das Misstrauen als erste Reaktion noch verstärken. Ich erscheine mindestens naiv, wenn ich nicht sogar heimtückisch den anderen übervorteilen will, indem ich ihn zu Großzügigkeit überrede und dann einfach abzocke. Mein ganzes Blog handelt ja davon, dass ich ausgezogen bin, zuerst Vertrauen zu lernen und später dann zu üben. Das war ein langer weiter Weg für mich. Es wäre daher wohl wirklich naiv, von anderen zu erwarten, dass sie das mit einem Fingerschnippen schaffen.
    Weiterlesen…