Keine Patentrezepte mehr

Ich möchte an dieser Stelle mal deutlich kund tun, dass ich keinen Bock auf Patentrezepte habe. Damit meine ich Welterklärungsversuche nach dem Schema “Wir müssen nur [xyz], dann wird alles gut.” Von denen sind mir in meinem Leben schon genug begegnet:

Damit meine ich jetzt nicht, dass das schlecht ist, was die jeweiligen Leute fordern. Mir geht es um diese Ausschließlichkeit. Ich finde es z.B. sehr sinnvoll, sich gemeinschaftlich die Produktionsmittel anzueignen. Nur ist dann eben noch lange nicht alles gut, allein schon, weil das Leben nicht nur aus Produzieren besteht, sondern auch aus Spielen, für Kinder, Alte, Kranke & füreinander sorgen, Singen, Schlafen, Träumen, ekstatischem Sex, Kuscheln, Baden im Sommer & Skifahren im Winter (das nur als kleine Auswahl).

Deshalb lasst uns doch all diese wichtigen & wertvollen Aufgaben als Mosaiksteine des Guten Lebens betrachten, die alle dafür gebraucht werden, & keiner ist wichtiger als die anderen.

Nur auf diese Weise können wir Allianzen zwischen all diesen Ansätzen bilden. Allzu oft zerfleischen sich Gruppierungen, die jede für sich genommen gute Sachen machen, im Streit, wessen Anliegen nun das Wichtigere und/oder Dringendere sei. Dabei sind die wie gesagt alle wichtig, & ich finde es toll, was die Leute alles so auf die Beine stellen. Nur, weil ich meine begrenzte Lebenszeit nur begrenzt wenigen Anliegen widmen kann, liegen die anderen mit ihren Anliegen doch nicht automatisch falsch.

Fabian Scheidler bringt das im letzten Kapitel von Das Ende der Megamaschine unter der Überschrift “Revolution ohne Masterplan” gut auf den Punkt:

Der Ausstieg aus der Großen Maschine bedeutet eben auch einen Abschied vom universalistischen Denken, das – von der christlichen Mission bis hin zum Projekt des Weltkommunismus – den Anspruch auf die eine Wahrheit und die eine Vernunft erhoben hat (vgl. Kapitel 5). Das Fehlen eines Masterplans nach diesem Muster ist kein Manko, sondern ein Lernfortschritt aus den Desastern der vergangenen Jahrhunderte.

Da möchte ich noch ergänzen: Auch die Vorstellung, dass irgendwann alles gut wird, gehört zu diesem universalistischen Denken. Das Leben ist ein Fluss, das weiss auch Thomas D:

Nachtrag vom 12.05.: Vor ein paar Tagen habe ich das Buch How Soon Is Now? von Daniel Pinchbeck angefangen, & das hat mich nun doch davon überzeugt, dass Veränderungen im Geldsystem Vorrang vor allen anderen Maßnahmen haben sollten. Er schreibt darin nämlich folgendes:

Das Interessante am Sozialverhalten ist, dass es extrem ansteckend ist. Die Menschen neigen dazu, das zu tun, was ihre Mitmenschen tun – und sie können ihren Glauben und ihre Gewohnheiten schnell ändern. Sie können das sogar sofort, wenn sich die Belohnungsstruktur um sie herum ändern.

Und die zentrale Belohnungsstruktur in unserer Gesellschaft ist nun mal das Geldsystem.

Nachtrag vom 17.05.: Achim Ecker haut in die gleiche Kerbe mit seinem Artikel Wir haben keine Lösung.