Schlagwort: schuld

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    Wenn Diskursgrenzen Herrschaftsverhältnisse unsichtbar machen und warum Diversität trotzdem wichtig ist


    Diversität als Thema bei der Bewegungsstiftung Dieses Wochenende war ich bei der Online-Strategiewerkstatt der Bewegungsstifung, die das Schwerpunktthema Diversität hatte. Das Thema liegt mir bekanntlich sehr am Herzen; ich verweise als zentrale Anlaufstelle hier im Blog auf den Beitrag Rang und Privilegien in einer Nussschale. Vor ein paar Monaten habe ich endlich den lange geplanten Rang- & Priviliegientag hier in der Gemeinschaft veranstaltet, um auch hier das Bewusstsein für die Thematik zu verstärken. Dass das Thema erst jetzt (nach beinahe 20 Jahren Bestehen der Stiftung) so ins Zentrum gerückt ist, kann auf der einen Seite verwundern, denn wie ich in meinem finanziellen Coming out geschrieben hatte, warum mich die Bewegungsstiftung besonders angezogen hat: Dort entscheiden nämlich nicht allein die StifterInnen, wer zu welchem Zweck wie viel Geld bekommen soll, sondern die AktivistInnen der geförderten Projekte entscheiden über die Geldvergabe der Stiftung mit (mehr darüber in der Broschüre Den Wandel gestalten).
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    Gefährliches Halbwissen über Geld(schöpfung)


    Der Kommentar von Renée Menéndez zu meinem Beitrag über Giorgio Agambens Deutung des Kapitalismus als Religion hat mich nun doch dazu angeregt, mal einen Versuch zu starten, der mich schon länger umtreibt. Es herrscht eine große Begriffsverwirrung um Geld und Geldschöpfung, ein Thema mit dem ich mich bekanntlich schon seit vielen Jahren auseinandersetze. Dabei habe ich eine Menge gelernt und auch eine Menge gefährliches Halbwissen abgelegt. Darüber gibt es zwar schon diese dreiteilige Reihe hier im Blog: Vollgeld ist voll daneben Geldschöpfung aus dem Nichts – eine Luftnummer? Der Zins ist nicht das Problem, sondern seine Garantie Allerdings fürchte ich, dass Laien danach auch nicht unbedingt schlauer als vorher sind. Deshalb kommt hier nun der Versuch, allgemeinverständlich aufzuschreiben, was es mit den Irrungen und Wirrungen der Geldschöpfung auf sich hat.
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    Giorgio Agamben über den Kapitalismus als leere Religion


    Der italienische Philosoph Giorgio Agamben fiel mir zuerst auf durch das Interview “Europa muss kollabieren” in der Zeit. Schon vor Monaten hatte mir nun ein Freund seinen langen Artikel Der Kapitalismus ist eine leere Religion, die vollständig auf Glauben – also Kredit – beruht. Wie kann sie funktionieren? in der NZZ empfohlen. Als ich den das erste Mal las, keimte schon der Plan, darüber zu bloggen. Offenbar musste dieser Plan allerdings erst noch eine ganze Weile reifen, bis ich ihn nun in die Tat umsetze. Immerhin ist das Geld eines der Kernthemen meines Lebens. Von daher bilde ich mir ein, auch zu Agambens Artikel einiges sagen zu können. Das faktische Ende des Bretton-Woods-Systems am 15. August 1971 ist in der Tat ein historischer Moment.
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    Schuld und Geld als magische Gedankenformen


    Die tiefste Reise ins Mysterium Geld, die mir bisher begegnet ist, kommt von Christoph Türcke, dessen Buch Mehr! Philosophie des Geldes ich vor einigen Wochen durchgelesen habe. Es musste erst eine Weile sacken, bis ich für diesen Beitrag bereit war. Inspiriert durch die monetäre Magie habe ich es dann noch ein zweites Mal aus dieser Perspektive durchgearbeitet. Das Ergebnis präsentiere ich hier. Türckes Ausgangspunkt findet sich in der Einleitung auf Seite 19: «Schulden. Die ersten 5000 Jahre» ist ein genialer Buchtitel. Doch der Autor verhandelt die letzten fünftausend Jahre Schulden, nicht die ersten. Graeber gehört zu dem wachsenden Kreis derer, die sich um das Geld vor der Münze kümmern. Aber sie hören nicht auf, von der Münze aus zu denken. Alles, was ihr als Zahlungsmittel vorausging, Vieh, Leder, Muscheln, ungeprägtes Metall etc.
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    Meine Reise ins Mysterium Geld


    Die Überschrift spielt auf das Buch Mysterium Geld von Bernard Lietaer an, das ich gerade durchgelesen habe. Es bildet die bisherige Krönung meiner Reise in die Welt des Geldes, deshalb ganz am Ende dieses Beitrags mehr darüber. Das Buch nehme ich zum Anlass, aufzulisten, wo und wie ich in meinem Leben schon überall bewusst mit Geld in Kontakt gekommen bin, und welche verschiedenen Aspekte des Geldes ich schon berührt habe. Da kommt eine ganze Menge zusammen, vieles davon hier im Blog dokumentiert. Noch bevor ich das Geld an sich im Fokus hatte, wurde ich bereits in der Schulzeit von Daniel Yergin in seinem dicken Buch “Der Preis - Die Jagd nach Öl, Geld und Macht” darauf aufmerksam gemacht, welche zentrale Rolle sowohl für die Weltpolitik als auch für unser aller tägliches Leben die Wirtschaft und damit das Geld spielt.
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    "Schulden muss man doch zurückzahlen"


    In diesem Satz steckt unheimlich viel, darunter eine Menge Sprengstoff. Auch in Debatten um die Griechenlandkrise fällt er immer wieder. Deshalb nimmt in diesem Beitrag David Graeber eine zentrale Stellung ein, den ich bisher hier im Blog nur gestreift hatte. Mit dem Buch Schulden: Die ersten 5000 Jahre hat er einen wirklich dicken Schinken zum Thema geschrieben. Von Ökonomen wird oft kritisiert, dass er Schulden auch stark unter moralischen Gesichtspunkten analysiert. Dass der obige Satz so häufig fällt, gibt ihm Recht, die Ökonomen haben da einen blinden Fleck. Immerhin steckt schon im Wort Schulden die (auch moralische) Schuld. Und spätestens die Gläubiger als Gegenpol führen mitten in die Religion hinein. In einem Interview zu seinem Buch geht er, wie auch in der Einleitung des Buches, auf diesen Satz ein:
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    Deutschland und Griechenland als Zeitgeister


    Der Begriff “Zeitgeist”, wie ich ihn hier verwende, stammt von Arnold Mindell. Petra Mecklenburg charakterisiert Zeitgeister in ihrem Artikel Der Weg durch den Sturm nach einem gleichnamigen Buch von Mindell so: Spirits of the time – ich würde das mit (wandelbare) kollektive Geister übersetzen, in der deutschen Übersetzung des Buches heißen sie „Zeitgeister“ – sind Archetypen, die sich zu bestimmten Zeiten durch bestimmte Menschen ausdrücken. Diese Archetypen kommen aus dem Unbewussten ans Licht, wenn wir ihnen erlauben, durch uns zu sprechen, oder wenn sie von uns Besitz ergreifen; und sie sind wandelbar, wenn wir ihnen Raum geben, sich zu entfalten und sich zu zeigen. Diese Geister sind Teil des Feldes, das die ganze Gruppe bildet und treten zunächst in sich streibar gegenüberstehenden Kontrahentenpaaren auf: Kommunisten und Kapitalisten, Realos und Fundis, Arbeiterinnen und Manager, arme Länder und reiche Länder, Täter und Opfer, Heldinnen und Schurken und so weiter.
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    Der Faktor Macht in der Wirtschaft


    Durch Jörg Buschbecks Blog Guthabenkrise bin ich auf einen hervorragenden Vortrag von Heiner Flassbeck gestoßen: Wem gehört die Welt? Machtkampf um Ressourcen. Damit ist mir Flassbeck nach Paul C. Martin als zweiter Ökonom begegnet, der sich mit Macht als entscheidendem Faktor in der Wirtschaft befasst. Über Martins Aufsatz “Macht, der Staat und die Institution des Eigentums” habe ich mich im Beitrag über Steuern ausgiebig ausgelassen, erwähnenswert ist auch noch sein vorhergehender Artikel Gewaltmetall Gold. Auch David Graeber gehört hier hin (siehe auch zu ihm den Beitrag über Steuern), der die Geschichte der Schulden aus anthropologischer Sicht beschreibt und dabei, im Gegensatz zu fast allen Ökonomen, die Bedeutung des Faktors Macht auch für die Entwicklung des Geld- und Wirtschaftssystems sieht. An dieser Stelle verkünde ich nun auch in diesem Blog, dass ich noch mal ein Studium anfange, nämlich Wirtschaftswissenschaften an der Uni Leipzig.
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    Vollgeld ist voll daneben


    In den letzten Tagen habe ich mich intensiv mit dem beschäftigt, was Renée Menéndez in seinem Blog soffisticated über Wirtschaft im Allgemeinen und Geld im Speziellen schreibt. Das ist eine ganze Menge Stoff und außerdem auf hohem (Abstraktions-) Niveau geschrieben, weshalb ich gar nicht den Versuch wage, meine Erkenntnisse in wenige Worte zu fassen. Lest euch lieber selbst ein, das bildet! :) Jedenfalls hat mich die Lektüre davon überzeugt, dass ich mit dem Vollgeld-Konzept von Joseph Huber hier gefährliches Halbwissen verbreitet habe. Das hat nun ein Ende. Den Ausschlag hat der Beitrag über Vollgeldspielereien gegeben, wobei die Diskussion in den Kommentaren den Umfang des Artikels um ein Vielfaches übersteigt. Überhaupt habe ich selten ein Blog mit so geistreichen Kommentaren gesehen.
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    Franz Hörmann und das Plussummenspiel im Informationsgeld


    Ich habe noch nie jemanden so unterschätzt wie Franz Hörmann. Als ich das erste Mal vor ein paar Jahren ein Interview mit ihm las, hatte ich ihn als sehr fundiert argumentierenden Kritiker unseres aktuellen Geldsystems abgespeichert und war auch schon tief berührt davon, wie er – ganz im Sinne der Tiefen Demokratie – auch die Eliten mit ins Boot nehmen wollte auf dem Weg in eine neue Gesellschaft. Wie umfassend dieser Mensch denkt, und wie geschmeidig die vielen Aspekte bei ihm ineinander greifen, wird mir jetzt gerade erst klar. Aber fangen wir von vorne an. Vorweg eine kleine “Warnung”: Hörmanns Gedanken bewegen sich auf einer höheren Ebene als die, auf der wir uns üblicherweise aufhalten. Er stellt ein komplett anderes Paradigma vor.
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