Schlagwort: achtsamkeit

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    Regenerative Kultur für alle


    Einer der Hauptgründe, warum mich Extinction Rebellion so begeistert, ist der Fokus auf die regenerative Kultur innerhalb der Bewegung. Prinzipien & Werte Nr. 3: Wir brauchen eine Kultur der Regeneration Wir schaffen eine Kultur die gesund, anpassungsfähig und belastbar ist. Das hat bei allen bisherigen Revolutionen gefehlt und ist der Hauptgrund, warum ich wieder Hoffnung für die Menschheit habe. Denn eine solche Kultur tut uns allen gut, und zwar nicht nur uns Menschen, sondern genauso auch der mehr-als-menschlichen Welt. Deshalb erinnere ich an dieser Stelle noch mal an die Core Nonviolence Commitments von Miki Kashtan. Sie hat diese vor ein paar Monaten erweitert, auf deutsch gibt es bisher nur die Übersetzung der ersten Version. Dazu stelle ich als Inspiration weiterhin gerne die Regenbogenkrieger-Sätze zur Verfügung, die mir in der Zeremonie letzten Sommer gekommen sind.
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    Thomas Metzinger über Aufmerksamkeitsräuber


    Das Thema Aufmerksamkeit taucht in diesem Blog immer wieder mal auf (zuletzt der Beitrag Aufmerksamkeitssteuer für “soziale Medien” wie Facebook, Twitter, Instagram), einfach weil ich die Schlacht beobachte, die seit langem darum tobt. Im März war ich nun bei einem Vortrag von Thomas Metzinger im Rahmen der MIND Academy hier in Berlin zum Thema “Achtsamkeit und geistige Autonomie”. Passend dazu lese ich sein Buch Der Ego-Tunnel, das ich mir zu Weihnachten gewünscht hatte. Darin schreibt er im Kapitel “Eine neue Art von Ethik” folgendes: Aufmerksamkeit ist eine begrenzte Ressource, und sie ist absolut essenziell nicht nur für die momentane Lebensqualität, sondern für ein gutes Leben im Allgemeinen. […] Heute greifen uns die Werbe- und die Unterhaltungsindustrie aus dem Mediendschungel heraus an, indem sie die innersten Fundamente unserer Erlebnisfähigkeit selbst attackieren und uns immer tiefer in eine vollkommen unüberschaubare und verwirrende Umwelt hineinzerren.
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    Segel setzen für tiefe Demokratie


    Der sehr tiefsinnige Dialog von François Michael Wiesmann und Dieter Halbach in der Oya zum Thema Gemeinschaft und Hierarchie inspiriert mich dazu, ein paar Stellen aus Arnold Mindells Büchern über tiefe Demokratie zusammenzustellen. Diese hatte ich hier im Blog schon einige Male erwähnt, so z.B. bei Alles gehört dazu und natürlich beim Worldwork in Warschau-Beitrag. Tiefe Demokratie ist eine Haltung, die wahrhaftig endlich einen eigenen Beitrag verdient. Einige Ausschnitte aus Arnies Buch Der Weg durch den Sturm, das es beim Verlag für ganze 4,- € zu kaufen gibt: Ebenso können die Werkzeuge der Weltarbeit nur erfolgreich eingesetzt werden, wenn gewisse persönliche Voraussetzungen erfüllt sind. Dazu gehört nach meiner Erfahrung vor allem eine bestimmte Einstellung, die Haltung der tiefen Demokratie, welche unerschütterlich an die Wichtigkeit aller Teile eines Ganzen glaubt, an die Bedeutung aller unserer Persönlichkeitsteile und aller verschiedenen Sichtweisen in der Welt um uns herum.
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    Den Ruf hören


    Wie wohl die meisten modernen Menschen habe ich mich in meinem Leben schwer getan, meinen Platz oder meine Berufung zu finden. Das Wort von der Multioptionsgesellschaft macht die Runde, die Frage “Was soll ich mal werden?” stellt sich nun schon mehreren Generationen hintereinander. Ich erinnere auch noch mal daran, wie Fabian Scheidler die traumatisierende Wirkung der Megamaschine beschreibt: Ist das Leben in einer intakten (nicht traumatisierten) Gemeinschaft bestimmt von wiederkehrenden Rhythmen und dem Wechsel der Generationen, in dem sich das Leben stets erneuert, so wird dieser Kreis durch traumatische Erfahrungen zerbrochen: Die Menschen sind nicht mehr in der Lage, sich als Teil eines sinnvollen und im Prinzip gutartigen überindividuellen Zusammenhangs zu sehen, sie sind dissoziiert, herausgerissen aus den Kreisläufen der Natur, der Gemeinschaft und des Kosmos.
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    Die Rekultivierung unseres Lebens


    Den letzten Absatz aus Das Ende der Megamaschine kann ich erst jetzt so richtig würdigen. Er handelt von der Rekultivierung unseres Lebens: Die Frage nach der Technik führt in dieser Perspektive weit über technische Fragen hinaus. Es geht darum, unsere ökonomischen Praktiken und unsere sozialen Institutionen, die in den letzten Jahrhunderten aus ihren kulturellen Zusammenhängen herausgelöst wurden, zu rekultivieren. Das gesamte gesellschaftliche Leben als Kultur zu begreifen (und nicht nur den kleinen Bereich abendlicher Konzert- oder Theaterbesuche) bedeutet, Arbeit als eine kulturelle Handlung wiederzuentdecken, die nicht nur Dinge herstellt, sondern auch Beziehungen und Sinn stiftet; das heißt auch, Bildung als etwas zu begreifen, das die Entfaltung der ganzen Persönlichkeit zum Inhalt hat – und nicht die Reduktion des Menschen auf einen möglichst reibungslos funktionierenden Teil im Wirtschaftsgetriebe.
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    Äußeres Wachstum bremsen, inneres beschleunigen


    Hinweis vom 11.08.: Weil das “bremsen” und “beschleunigen” als aktive Zwänge missverstanden wurden, ziehe ich den Schlusssatz an den Anfang vor. Wir müssen das innere Wachstum dafür gar nicht extra “anschieben”, auch wenn die Überschrift danach klingt, es geschieht ganz von selbst, wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf lenken. Gleichzeitig verlagern wir dadurch die Aufmerksamkeit vom äußeren Wachstum weg. Das geht ganz ohne Zwangsmaßnahmen, die ich bekanntlich ablehne. Beim Lesen des Buches Ganzheitlich handeln habe ich festgestellt, dass ich mit Ken Wilber einen prominenten Fürsprecher dieses Grundsatzes habe: Deshalb plädiere ich dafür, unsere Ressourcen verstärkt in unsere eigene Weiterentwicklung als Menschen zu stecken und weniger in die Weiterentwicklung von Technologien, die uns selbst ersetzen sollen. Den habe ich in meinem Shadowrun-Beitrag formuliert & im Beitrag zum Unabomber-Manifest wiederholt.
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    Hypnosystemik: Lebenslang würdigen, dass es schlimm war und dass man damit umgegangen ist


    Heute habe ich mir den Vortrag Vom Trauma zu befreitem, erfüllendem Leben von Gunther Schmidt angesehen, dessen hypnosystemischen Ansatz ich vor kurzem entdeckt habe. Daraus habe ich für mich vor allem herausgezogen, dass er das Opfer-Ich immer voll mit einbezieht und würdigt. Er geht sogar so weit zu sagen, dass man lebenslang würdigen soll, dass es schlimm war, in Form persönlicher Gedenkrituale. Da bin ich mit meiner Radikalität (Stichwort Makellosigkeit) wohl manches Mal übers Ziel hinaus geschossen & habe das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Explizit kritisiert er Steve de Shazers oft zitierten Satz “Problem talk creates problems, solution talk creates solutions.” Denn meist war es im System für die Opfer verboten, über ihr Leiden zu sprechen. Wenn dann ein lösungsfokussierter Therapeut ankommt und wieder nur über mögliche Lösungen, nie über die als problematisch erlebte Situation spricht, dann bestätigt er damit nur die Opfertrance.
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    Die Theorie von Vipassana braucht ein Update für das 21. Jahrhundert


    Bei diesem provizierenden Titel stelle ich gleich zu Beginn klar, dass es mir dabei ausschliesslich um die Theorie von Vipassana geht. Die Praxis, die Methode ist super, sie braucht & sollte nicht verändert zu werden. Immerhin bin ich durch sie so tief angekommen wie nie zuvor in meinem Leben. Auch der äußere Rahmen eines Kurses, die Abgeschiedenheit & die Regeln, halte ich für sehr sinnvoll & der Methode sehr angemessen. Für die Deutung dessen, was da bei einem Vipassana-Kurs geschieht, haben sich in den letzten 2.500 Jahren jedoch einfach etliche neue Perspektiven ergeben. Um die soll es hier gehen. Zu Beginn skizziere ich grob, wie Satya Narayan Goenka in seinen abendlichen Vorträgen die Wirkung des Kurses beschreibt. Er vertritt eine von vielen Strömungen des Buddhismus, im Folgenden schreibe ich verkürzend “der Buddhismus” und meine damit den von Goenka vertretenen Buddhismus (er steht dem Theravada nahe, unterscheidet sich jedoch in einigen Punkten).
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    Freiheit ist der Abstand zwischen Reiz und Reaktion


    Dieser Beitrag ist der dritte Teil zur Theorie von Vipassana und zugleich die Fortsetzung zum inneren Anarchismus. Wir kommen heute zum Kern von Vipassana, dem Auflösen der Anhaftung, und damit der Befreiung vom Leiden. Wie ich schon zum inneren Anarchismus schrieb, ist die Selbstbefreiung ein paradoxes Unterfangen, denn sie erfordert unbedingte Selbstdisziplin. Das zeigt sich beim Vipassana sehr deutlich. Rein äußerlich begibt man sich in große Unfreiheit, unterwirft sich für 10 Tage äusserst strengen Regeln (die auch bei Panyasara gelten). Goenka spricht in einem seiner Vorträge sogar von einem Gefängnis. :) Das liegt daran, dass wir uns in aller Regel über viele Jahre unseres Lebens selbst versklavt haben, uns selbst in das Hamsterrad als mentale Infrastruktur gesteckt haben. Dieses Hamsterrad lässt sich mit einiger Berechtigung mit der Kette des bedingten Entstehens im Buddhismus gleichsetzen.
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    Wenn du es eilig hast, dann gehe langsamer


    Auch wenn es sich aus dem Titel vielleicht nicht sofort erschliesst, ist dies der zweite Beitrag zur Theorie von Vipassana. Denn innerhalb der 10 Tage habe zumindest ich mich immer weiter verlangsamt. Es gibt ja auch überhaupt keinen Grund zur Eile, denn man macht fast den ganzen Tag immer das Gleiche: Sitzen und meditieren. Gleichzeitig wird die Wahrnehmung immer feiner. Räumlich übt man die ersten 3 1/2 Tage, sich auf den Bereich unterhalb der Nasenlöcher zu konzentrieren. Das gelingt mit der Zeit immer besser & der Bereich, auf den man sich konzentrieren kann, wird mit der Zeit kleiner. Auch zeitlich verfeinert sich die Wahrnehmung, man registriert immer kürzere Empfindungen. Durch die feinere Zeitwahrnehmung erscheint deshalb die gleiche Bewegung langsamer. Man kann die Zeit in immer kleinere Abschnitte unterteilt wahrnehmen.
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