Von heute an benutze ich die weibliche Form

Dieser Artikel in der Republik über gendergerechte Sprache hat mich dazu inspiriert, fortan hier im Blog & anderswo die weibliche Form zu benutzen, das generische Femininum.

Der Grund, warum ich nicht die politisch noch korrektere Form à la “Agent:innen” benutze, ist, dass ich das vor allem als bewusstseinserweiternde Übung für mich selbst mache. Und wenn ich mich als “Agentin Timo” bezeichne, hat das eine stärkere Wirkung auf mich. “Agent:innen” sind in meiner Vorstellung eher geschlechts_los_ als dass sie unterschiedliche Geschlechter haben.

Ihr seid damit automatisch & zwangsläufig auch Versuchskaninchen…

Umfangreiches Forschungs­material für mehrere Sprachen – auch für das Deutsche – und mit verschiedenen Methoden zeigt aber konsistent: Wir Menschen denken seltener an Frauen, wenn wir generisch maskuline Formen hören. Bei Lesern, Patienten, Wissenschaftlern denken wir zunächst an Männer.

Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Deshalb:

Nennt die Sprache Frauen mit, nehmen wir sie mental mit wahr. Auch der Bund hält in einem Leitfaden zum Sprachgebrauch fest: «Mit geschlechter­gerechten Formulierungen werden Frauen […] sprachlich sichtbar, sie treten in Erscheinung und rücken ins Bewusstsein. […] Denn Sprache und gesellschaftliche Wirklich­keit sind nicht voneinander zu trennen.»

Wenn ich fortan z.B. von Marktteilnehmerinnen schreibe, sind Männer natürlich mit gemeint. ;-)

Und ich werde statt “man” nun auch konsequent “frau” schreiben, auch wenn das manchen albern erscheinen mag. Lest den Republik-Artikel & ggf. auch die darin verlinkten Studien; danach sprechen wir uns wieder.

Nachtrag vom 11.07.: Ich betone noch mal ausdrücklich, dass ich mich hier nicht als “Sprachpolizei” betätige und das von allen anderen Menschen auch so verlangen würde. Ebenso werde ich niemand zensieren, die in Kommentaren die generisch männliche Form benutzt. Es geht mir darum, in erster Linie für mich selbst und in zweiter Linie für euch Leserinnen das Bewusstsein zu schärfen.

Und das finde ich ebenso wichtig, wie praktisch die gesellschaftlichen Umstände so zu gestalten, dass alle Geschlechter sich im Sinne von Art. 1 und 2 GG frei entfalten können.

Sein und Bewusstsein greifen nämlich ineinander, was sich sehr deutlich in Personalabteilungen zeigt: Etliche Studien haben nachgewiesen, dass Personalerinnen, selbst wenn Diversität offizielle Firmenpolitik ist und die Leute diese Werte bewusst auch teilen, oft unbewusst sich dann doch für die Bewerberinnen mit deutsch (oder englisch oder wo die Studie halt durchgeführt wurde) klingendem Namen entscheiden. Und so hat dann das (Un-) Bewusstsein von Menschen ganz handfeste Folgen für andere Menschen.

Nachtrag vom 17.02.2021: Cool, Norbert Häring nutzt die gleiche Sprachregelung wie ich und begründet das ausführlich.