Schlagwort: Führung
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Meine Erfahrungen mit dem Quellenprinzip nach Peter Koenig
Die aktuelle Podcast-Folge von Myzelium zum Thema Die Architektur lebendiger Projekte: Quellen, Subquellen und Teamdynamiken. Die (un)sichtbare Dynamik: Wie Quellen Teams formen hat mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, welche Erfahrungen ich selber schon mit dem Prinzip der “Quelle” gemacht habe.
Worum es da geht, fasse ich mit einem kurzen Zitat aus Johannes Hochholzers Artikel Mit Bewusstsein für die Quelle(n) gemeinschaftliche Initiativen stärken zusammen:
„Das ist / war unser gemeinsame Idee!“ Diesen Ausspruch höre ich oft und doch zeigt sich meist bei einer tiefergehenden Recherche, dass es eine Person gibt, bei der diese Idee den Anfang genommen hat. Auf der Suche nach der Quelle geht es jedoch nicht nur darum, welche Person die entscheidende Idee hatte: Jede menschliche Initiative nimmt einen Ursprung in der Aktion eines Menschen, der ein Wagnis eingeht. Dieser Mensch hat in der Initiative eine besondere Stellung und ist die Quelle (engl. Source) oder Quellenperson der Initiative. So entsteht eine (zeitliche) Ordnung abhängig von den Handlungen der jeweiligen Menschen.
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Ein Anarchist wird zum Ritter geschlagen
Mein geistiger Spagat geht in die nächste Runde: Nachdem ich 2019 als Anarchist 70 Jahre Grundgesetz gefeiert habe und dann 2 Jahre später zudem als Anarchist Mitglied einer Partei geworden bin (was ich allerdings nur 2 1/2 Jahre blieb), wurde ich vor knapp 2 Jahren auch noch im Rahmen eines Seminars meines Prozessarbeits-Lehrers Sebastian Elsaesser in einer Arbeit zum Ritter geschlagen.
Das muss ich näher erläutern, denn ihr fragt euch jetzt bestimmt “zum Ritter geschlagen, WTF!?”. Es kam so: Ausgangspunkt war, dass ich Anfang des Jahres 2023 eine Nebenhöhlenentzündung bekam, was ich zuletzt in meiner Jugend hatte. Die Schmerzen waren echt heftig. Und als ich so mit den Schmerzen im Bett lag, erschien mir eine Figur in einer metallenen Rüstung. Ich habe sie sowohl als beschützend empfunden als auch mit einer großen Macht, mich am Weinen zu hindern. Später habe ich sie dann als Ritter identifiziert.
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Weltregierung oder Global Governance?
Weltregierung?
Schon vor 2 1/2 Jahren hatte ich hier vielleicht so manche damit überrascht, dass ich eine Weltregierung als möglicherweise gar nicht schlecht dargestellt habe. Das war im Beitrag Wann schränken wir endlich die Souveränität von Staaten und Konzernen ein?. Es bleibt natürlich dabei, dass ich als (innerer) Anarchist Regierungen aller Art grundsätzlich ablehne. Dennoch habe ich als Anarchist 70 Jahre Grundgesetz gefeiert und kann Winston Churchills bekanntem Zitat einiges abgewinnen:
“Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.”
Zur Erinnerung, damals schrieb ich:
Die Herausforderungen der Menschheit sind heute global, deshalb brauchen wir globale Institutionen, die damit umgehen können. Was wir nicht mehr brauchen, ist ein einzelner Nationalstaat, der sich selbst zum Weltpolizisten aufspielt. Wir brauchen echte Weltpolizisten, die das Mandat der Weltgemeinschaft haben. Wir brauchen auf der gesamten Erde verbindlich geltende Regeln, wie wir miteinander und mit der Erde wirtschaften. Ja, vielleicht brauchen wir tatsächlich eine Weltregierung, die befugt ist, überall auf der Erde für alle Menschen geltende Regeln durchzusetzen.
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Die Bürokratie wird uns noch alle umbringen – ist das dann Mord oder doch Selbstmord?
Das Urteil des EuGH zur Arbeitszeiterfassung hat mir gerade nachhaltig die Laune verdorben. Für unser kleines, beschauliches Diamond Lotus Tantra Institut bedeutet das nämlich massive zusätzliche Bürokratie. Nicht dass wir davon nicht schon mehr als genug hätten, mit DSGVO usw. usf.
Es läuft doch ganz grundsätzlich etwas falsch. Rollen wir das mal an diesem aktuellen Beispiel Arbeitszeiterfassung auf:
In vielen Betrieben wird heutzutage die Arbeitszeit nicht erfasst. Es wird also nicht dokumentiert, wann die Mitarbeiter in die Firma kommen und wann sie wieder nach Hause gehen. Das führt häufig dazu, dass die maximal zulässige Arbeitszeit überschritten wird.
Der Grund für das Urteil ist also, dass Menschen (in diesem Fall Arbeitgeber) ihre Freiheit missbrauchen, um andere auszubeuten. Nun gehören auch zum Ausbeuten immer zwei dazu. Das betont auch Fefe in seinem Beitrag zu Überstunden.
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Wie die Kriegsenkelgruppe Leipzig/Halle gelungen ist
Am Donnerstag hat sich das erste Mal die von mir gegründete Kriegsenkelgruppe in Leipzig ohne mich getroffen. Wie mir zu Ohren kam, waren acht Personen beim Treffen dabei. Ich selber konnte derweil das erste Mal hier in Berlin zum ShaDo, dem Schamanischen Donnerstag, gehen.
Als Synchronizität erreichte mich just am Donnerstag auch eine Mail von der WASt, dass die Auskunft zu meinem einen Großvater an meine alte Leipziger Adresse unzustellbar zurückgekommen ist. Nun erwarte ich mit Spannung Post.
Schon am 19.12.2016 hatte ich einen Text darüber geschrieben, wie die Kriegsenkelgruppe Leipzig/Halle gelungen ist. Es war auch ein Projekt im Rahmen meiner Ausbildung in Prozessorientierter Psychologie, das nun abgeschlossen ist. Für mich ist es eine neue Erfahrung, etwas aufzubauen und dann in die Welt zu entlassen, während ich mich selber ganz davon zurückziehe.
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Volksherrschaft mit beschränkter Haftung
Schon in der Schulzeit hatte ich mir gedacht, dass selbst ein Adolf Hitler wohl die ein oder andere gute Idee gehabt haben kann. Jetzt, beim Lesen von “Mein Kampf”, habe ich eine davon entdeckt. Die ist mir übrigens schon in “Er ist wieder da” aufgefallen, wo der Autor seinen Hitler diese Sätze sagen lässt:
Wir brauchen Verantwortung und Stärke. Eine Führung des Landes, die Entscheidungen trifft und für sie haftet, mit Leib, Leben, allem.
Das erinnerte mich sofort an Don Juan Matus, dessen Prinzip der Makellosigkeit auf genau einer solchen Verantwortung beruht, die mit Leib und Leben für ihre Entscheidungen haftet. Ich wiederhole noch mal das Zitat aus Reise nach Ixtlan, das ich schon im Beitrag über den Tod als das Ende jeden Wachstums gebracht hatte:
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Mein Kampf: Lernen als Zeichen von Schwäche
Direkt am Tag, als er in den Kinos anlief, habe ich mir den Film Er ist wieder da angesehen und bin im Anschluss ohne Umweg in den Buchladen gelaufen, wo ich mir dann auch das Buch gekauft habe. Das habe ich nun auch durch. Jetzt sind die Originalquellen dran, im Moment lese ich Mein Kampf. Dabei finde ich besonders signifikant, was schon im “Er ist wieder da”-Buch zitiert wurde:
In dieser Zeit bildete sich mir ein Weltbild und eine Weltanschauung, die zum granitenen Fundament meines derzeitigen Handelns wurden. Ich habe zu dem, was ich mir so einst schuf, nur weniges hinzulernen müssen, zu ändern brauchte ich nichts.
Dieser Führer der nationalsozialistischen Bewegung sagte damit von sich selbst, dass er aufgehört hatte, noch dazuzulernen. Was ich schon in der Schulzeit formuliert hatte – “Der 1. Hauptsatz aller Wissenschaft lautet: Es könnte auch anders sein” – ging diesem Hitler völlig ab. Er hatte sich felsenfest in seinem Standpunkt eingerichtet, so ist es und nicht anders. Das führt er später noch aus:
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Führen heisst dem Prozess folgen
In Arnold Mindells Buch Der Weg durch den Sturm, das ich gerade wiederholt lese, bin ich an der Stelle hängen geblieben, wo er über das Esalen-Institut schreibt.
Die Gemeinschaft war seit dem Tode von Dick Price, einem ihrer Leiter, am Rande eines Übergangs.
Nun die Stelle, auf die es mir ankommt:
Esalen litt an der Agonie eines jeden kleinen Planeten, der seine Ganzheit sucht. Viele seiner besten Führungspersönlichkeiten waren gestorben. Fritz Perls war tot. Virginia Satir war eben gestorben. Harry Sloan war gestorben, und Dick Price war gerade umgekommen. Welche Weisheit hätte das Tao dadurch vermitteln können, dass alle Leitfiguren starben? Nicht nur in Esalen, sondern überall auf der Welt fehlen uns die Führungspersönlichkeiten, gibt es zu wenig überzeugende Führerschaft. Wo sind die Anführerinnen der Welt? Die Feldtheorie hilft uns, diese Frage zu verstehen. Wir projizieren unsere Ganzheit auf einzelne Frauen oder Männer, welche in Wirklichkeit unseren Projektionen nicht gewachsen sind. Die Menschen in leitenden Stellungen sind nicht schlecht oder minderwertig, aber Führerschaft ist eine Rolle, ein Zeitgeist, der nur von uns allen ausgefüllt werden kann. Die beste Führerin ist im besten Fall nur eine Facilitatorin für die Weisheit, die schon in einer Gruppe vorhanden ist. Ein einzelner Regenmacher ist zu wenig. Die Idee, dass es einen besten Anführer gibt, muss sterben, weil sie die Verantwortung und Bewusstheit für das wegnimmt, was von jedem Individuum getan werden muss. Die Idee von einem großen Anführer ist verkrüppelnd, weil die wirkliche Führerin überall und jederzeit irgendeine beliebige Person ist, welche die Art des Prozesses erkenne, der geschehen will, und Raum dafür schafft, dass er geschehen kann. Leiter und Führerinnen sind jene, welche ihre Bewusstheit einsetzen, um das Tao zu erspüren.
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Freiheit ist der Abstand zwischen Reiz und Reaktion
Dieser Beitrag ist der dritte Teil zur Theorie von Vipassana und zugleich die Fortsetzung zum inneren Anarchismus. Wir kommen heute zum Kern von Vipassana, dem Auflösen der Anhaftung, und damit der Befreiung vom Leiden.
Wie ich schon zum inneren Anarchismus schrieb, ist die Selbstbefreiung ein paradoxes Unterfangen, denn sie erfordert unbedingte Selbstdisziplin. Das zeigt sich beim Vipassana sehr deutlich. Rein äußerlich begibt man sich in große Unfreiheit, unterwirft sich für 10 Tage äusserst strengen Regeln (die auch bei Panyasara gelten). Goenka spricht in einem seiner Vorträge sogar von einem Gefängnis. :)
Das liegt daran, dass wir uns in aller Regel über viele Jahre unseres Lebens selbst versklavt haben, uns selbst in das Hamsterrad als mentale Infrastruktur gesteckt haben. Dieses Hamsterrad lässt sich mit einiger Berechtigung mit der Kette des bedingten Entstehens im Buddhismus gleichsetzen. Wie der buddhistische Rapper Absztrakkt in Amewus Track Schwarze Sonnen es auf den Punkt bringt:
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Wenn du es eilig hast, dann gehe langsamer
Auch wenn es sich aus dem Titel vielleicht nicht sofort erschliesst, ist dies der zweite Beitrag zur Theorie von Vipassana. Denn innerhalb der 10 Tage habe zumindest ich mich immer weiter verlangsamt. Es gibt ja auch überhaupt keinen Grund zur Eile, denn man macht fast den ganzen Tag immer das Gleiche: Sitzen und meditieren. Gleichzeitig wird die Wahrnehmung immer feiner. Räumlich übt man die ersten 3 1/2 Tage, sich auf den Bereich unterhalb der Nasenlöcher zu konzentrieren. Das gelingt mit der Zeit immer besser & der Bereich, auf den man sich konzentrieren kann, wird mit der Zeit kleiner. Auch zeitlich verfeinert sich die Wahrnehmung, man registriert immer kürzere Empfindungen.
Durch die feinere Zeitwahrnehmung erscheint deshalb die gleiche Bewegung langsamer. Man kann die Zeit in immer kleinere Abschnitte unterteilt wahrnehmen. Dabei hilft das innere und äußere Schweigen ganz ungemein, allein schon deshalb, weil Sprache viel zu langsam und ungenau ist, um die Fülle der Wahrnehmungen auch nur annähernd zu beschreiben.
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