Der Mythos der Macht

Gestern Abend habe ich mir eine sage & schreibe 3 1/2stündige Doku über die Machtkämpfe hinter den Kulissen des Geldsystems angeschaut. Dabei hatte ich erst fleißig mitgeschrieben & Links gesammelt, um daraus einen Blogbeitrag zu basteln.

Über Nacht hat sich ein ganz anderer Impuls in den Vordergrund geschoben: Die Frage, was es denn eigentlich bewirken soll, sich mit solchen Themen zu beschäftigen. Stärke ich nicht gerade solche Machtstrukturen, indem ich sie “aufdecke”? Fördere ich nicht regelrecht die strukturelle Weltverschwörung, indem ich immer mehr Belege für sie und andere Dunkelmächte sammle?

Dieser Gedanke hat mich dann heute Nachmittag bei herrlichstem Wetter in den Park geführt, wo ich eine Baumzeremonie zum Thema gemacht habe. Da steckt jetzt etwas Insiderwissen drin, dem ihr vielleicht nicht in allen Punkten folgen könnt. ich habe mit dem Star Maiden Circle am Baum gesessen, weil es mir vor allem um meine persönliche Beziehung zur Macht ging.

Dabei begleitete mich schon seit der Nacht dieses Zitat von Arnold Mindell über Weltarbeit:

We don’t need you as a leader for world change. Change is inherent in people and nature. You need awareness, not only power, to notice and follow the changes.

Außerdem verstehe ich mich ja schon länger als inneren Anarchisten, wodurch ich um das Thema Macht nie herumkomme.

Die eindrücklichste Botschaft bei der Baumzeremonie habe ich gleich im Süden (Mythologie & Unterhaltung) bekommen:

Der Mythos der Macht blendet alle, die Mächtigen wie die Ohnmächtigen.

Im Südwesten (Symbole der Lebenserfahrung) wurde mir klar, dass vor allem die Prozess- und Weltarbeit für mich Macht als Symbol geöffnet haben. Deshalb an dieser Stelle ein großes Dankeschön an Julie Diamond, Arnold Mindell und die ganze Worldwork-Community für das Konzept von Rang.

Im Westen (Tagtraum; was will geschehen?) kam mir der Spruch von Barack Obama “change we can believe in”, den ich seit langem nur sarkastisch benutze, weil Obama nur wenige seiner Versprechen tatsächlich umgesetzt hat. Dort im Westen, mitten im frühlingshaften Wetter und mir all der sprießenden Knospen bewusst, kam folgende Botschaft: lauschen auf die vielen kleinen Boten des Wandels.

Im Nordwesten (Regeln & Gesetze) fühlte ich mich ganz geborgen in den heiligen Regeln & Gesetzen; eine Zuversicht in das ganz große Gefüge der Welt. Konkret kam auch noch fühlen, was richtig ist. (und nicht nur denken)

Im Norden (Philosophien & Glaubenssysteme): bei allen Philosophien & Glaubenssystemen Großmutter Erde, ihre Kinder & Enkel berücksichtigen. Anders ausgedrückt, die Philosophien & Glaubenssysteme erden. Außerdem Macht weise einsetzen.

Im Nordosten (Design & Choreographie der Energiebewegung), meinem Sitz im Star Maiden, kam der Satz meine Macht auch tatsächlich einsetzen – ich spiele eine Rolle im kosmischen Tanz.

Um die Botschaft aus dem Osten (Phantasie & Illusion) überhaupt notieren zu können, habe ich mehrere Anläufe gebraucht. Zuerst versuchte ich es irgendwie zu zeichnen, schliesslich kam dieser Satz heraus: Die Kraftrichtung der Phantasie geht durch mich hindurch in die Welt und nährt mich dabei, die Kraftrichtung der Illusion saugt Kraft aus mir in die Welt ab.

Zum Schluss im Südosten (Konzepte des Selbst): Ich empfinde eine starke Verpflichtung in meiner Machtposition als Geschäftsführer. Dann kam noch Macht dienend einsetzen. Und schliesslich wurde mir bewusst, dass ich Schönheit statt Moral als Maßstab nehme, wie ich meine Macht einsetze.

Eben fiel mir nun wieder meine Meditation über die unfassbar großen Ströme ein, die wunderbar dazu passt.

Nachtrag vom 24.02.: Gerade flatterte mir passend zum Thema der Artikel „Die Macht ist verflucht“: Überlegungen zum 150. Jubiläum der Pariser Kommune von Antje Schrupp rein. Besonders gefällt mir, dass sie Macht nicht völlig verdammt:

Aber die Frauenbewegung ist nicht bei einer einfachen Ablehnung der Macht stehengeblieben. Sondern sie hat versucht, ein dialektisch-pragmatisches Verhältnis dazu zu finden. Eine revolutionäre Politik, so ließe sich das vielleicht zusammenfassen, besteht nicht nur darin, sich auf Macht nicht zu verlassen, sondern auch darin, sie nicht zu verleugnen, wenn man sie hat (oder mit ihr konfrontiert ist). Die Philosophinnengemeinschaft Diotima hat das in ihrem Buch „Macht und Politik sind nicht dasselbe“ umfassend analysiert beschrieben: Es ist nicht so, dass die Macht hier wäre und die Politik dort, sondern beides findet auf demselben Spielfeld statt. Wir spielen „Dame“, also das Spiel der wirklichen Politik, die aus Debatten, Konflikten, Diskussionen und dem ehrlichen gemeinsamen Bemühen für die Gestaltung einer besseren Welt, an denselben Orten, an denen auch „Schach“ gespielt wird, also das Streben nach Positionen, Vorteilen, Unterwerfung der Feinde und so fort.

Das darin genannte Buch “Macht und Politik sind nicht dasselbe” werde ich mir wohl auch mal zu Gemüte führen.

Nachtrag vom 01.03.: Ein Freund hat mir vor ein paar Wochen das Buch Die Kunst der List. Strategeme durchschauen und anwenden geschenkt, das ich heute angefangen habe zu lesen. Es führt wunderbar den hier begonnenen Faden fort, und liefert eine angenehm nüchterne Sicht auf das Thema Macht.

Weiterer Nachtrag vom 01.03.: Just because you’re paranoid don’t mean they’re not after you. Heute bin ich in eine Kaskade von Artikeln bei den NachDenkSeiten geraten, die ich hier mal rückwärts aufliste:

Im übrigen frage ich mich ernsthaft, wie Peter Dale Scott es geschafft hat, bei Wikipedia nicht als Verschwörungstheoretiker bezeichnet zu werden. Und im deutschen Wikipedia-Artikel über ihn ist allen Ernstes ein Global Research-Artikel von ihm verlinkt. Noch erstaunlicher finde ich, dass es zum deutschen Wikipedia-Artikel gar keine Diskussion gibt. Was ist da los? Schlafen die Blockwarte alle?

Nachtrag vom 02.03.: Der Mythos der Macht entfaltet seine Kraft offenbar besonders in dieser Zeit, in der die Konsensrealität bröckelt. Da gilt es gut gewappnet zu sein für die Kapelle der Gefahren.