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    Hayek ohne Kapitalgesellschaften kann funktionieren


    Ich lese gerade den Beitrag über Friedrich August von Hayek im Handelsblatt, und ein ganz wesentlicher Punkt fehlt mir darin: In seiner Warnung vor staatlichen Eingriffen scheint er zu übersehen (bisher habe ich noch nichts von ihm gelesen, nur über ihn), dass nur durch staatliches Wirken überhaupt Kapitalgesellschaften ins Leben gerufen wurden, deren Gesellschafter nicht persönlich haften. Kapitalgesellschaften können damit Risiken eingehen, die weit über die eigene Haftung hinausgehen.

    Der in meinen Augen größte negative staatliche Eingriff ins Wirtschaftsleben ist, dass der Staat die Sozialisierung von Verlusten bzw. Schäden nicht nur duldet, sondern oft sogar aktiv unterstützt.

    Renée Menendez hat das sehr treffend formuliert:

    Entscheidend ist jedoch, daß damit das Prinzip durchbrochen wird, das für immerhin 50 Jahre Stabilität und Wohlstand steht: die Bereitschaft, die Verantwortung für Risiken des Wirtschaftslebens nicht nur zu übernehmen, sondern auch zu tragen. Denn insbesondere auf den Finanzmärkten, die ja eigentlich der Inbegriff ökonomischer Effizienz sein sollen, hat sich ein systemwidriges Element eingeschlichen, welches genau diesen Stabilitätsmechanismus von innen her aushöhlt. Der Glaube daran, daß es gegen die Zukunftsrisiken eine Versicherung gibt, die es ermöglicht, die Konsequenzen der eigenen Investitionsentscheidungen nicht vertreten zu müssen, frißt sich wie ein zerstörerisches Feuer durch die Kreditbeziehungen der Welt.


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    Crowdfunding für den Film JETZT! Bewusstseinswandel in der Wirtschaft


    Gerade flatterte mir die Info rein, dass es einen Film über den Bewusstseinswandel in der Wirtschaft mit dem Titel JETZT! geben wird, für den gerade das Crowdfunding läuft:

    Official Trailer | JETZT! Bewusstseinswandel in der Wirtschaft [German] from Julian Wildgruber on Vimeo.

    Wer da übrigens super noch mit reinpassen würde, ist Wolfgang Berger mit seinem Business Reframing und der Artgerechten Menschenhaltung, Gerald Hüthers Initiative Kulturwandel in Unternehmen und Organisationen und als bereits praktisch erprobtes Modell Holakratie (Holacracy).

    Der Film wird inhaltlich ein Gegenentwurf zu Work Hard, Play Hard, der den Wahnsinn der modernen Arbeitswelt porträtiert:


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    Tipps für StudienanfängerInnen (nicht nur Wirtschaftswissenschaften)


    Im Beitrag über Macht in der Wirtschaft hatte ich es schon erwähnt, heute steht mein begonnenes Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Leipzig im Mittelpunkt.
    Mit meinen 35 Jahren (von denen ich gut 6 schon in Leipzig lebe und arbeite) und einem Informatik-Vordiplom habe ich gegenüber den allermeisten Erstis einige Vorteile im Studium. Auf denen will ich mich nicht ausruhen, sondern gleich zu Beginn schon mal das Wissen und die Erfahrungen weitergeben, die ich für StudienanfängerInnen für nützlich halte.

    Denn durchs Studium kommt ihr viel besser durch Kooperation als durch Konkurrenz. In diesem Sinne: Tut euch zusammen! Im Studium natürlich vor allem zu Lerngruppen. In der Klausur ist Kooperation zwar nicht erlaubt, eure “Hausaufgaben” dürft ihr an der Uni anders als in der Schule nicht nur gemeinsam in Gruppen machen, ihr werdet sogar dazu ermutigt.


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    Eigentum als Instrument von "Teile und herrsche"


    Seit einigen Monaten setze ich mich mit den Voluntaristen bzw. Libertaristen auseinander (vorrangig auf der Website FreiwilligFrei), deren Schlussfolgerungen ich größtenteils teile. Sie streben kurz gesagt eine Gesellschaft an, die auf vollkommener Freiwilligkeit aller Menschen beruht, also eine Gesellschaft ohne Zwang. Das tue ich auch. Was mir allerdings große Bauchschmerzen bereitet, ist die Tatsache, dass Volutaristen dabei ausschließlich vom Konzept des Eigentums (sowie einer esoterischen Angelegenheit namens “Selbsteigentum”) ausgehen, welches ich ja bekanntlich für nicht hilfreich, sondern eher unsinnig halte. Exemplarisch findet man diese Begründung in Kapitel 4 von Hans-Herrmann Hoppes Buch Eigentum, Anarchie und Staat.

    Im folgenden will ich darlegen, warum das Konzept des Eigentums nicht nur nicht hilfreich, sondern zur Begründung einer Gesellschaft ohne Zwang sogar kontraproduktiv ist. Denn letzten Endes ist (Privat-) Eigentum nichts anderes als das Prinzip von Teile und Herrsche. Dieses Prinzip besteht darin, dass man Menschen gezielt dahin treibt, sich unterschiedlichen und gegeneinander gerichteten Interessengruppen zuzuordnen. Damit wird verhindert, dass sich diese Menschen für eine gemeinsame Sache zusammentun. Wie die Scherben so schön singen: Allein machen sie dich ein. Das Konzept von Eigentum macht nun in letzter Konsequenz jede und jeden zu einer 1-Personen-Interessengruppe gegen den Rest der Welt mit dem Ziel, das jeweilige Eigentum zu bewahren und zu vermehren. In der Ökonomik nennt sich das Homo oeconomicus oder rationaler Nutzenmaximierer und ist die Grundlage der gesamten neoklassischen Wirtschaftstheorie.


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    Der Faktor Macht in der Wirtschaft


    Durch Jörg Buschbecks Blog Guthabenkrise bin ich auf einen hervorragenden Vortrag von Heiner Flassbeck gestoßen: Wem gehört die Welt? Machtkampf um Ressourcen. Damit ist mir Flassbeck nach Paul C. Martin als zweiter Ökonom begegnet, der sich mit Macht als entscheidendem Faktor in der Wirtschaft befasst. Über Martins Aufsatz “Macht, der Staat und die Institution des Eigentums” habe ich mich im Beitrag über Steuern ausgiebig ausgelassen, erwähnenswert ist auch noch sein vorhergehender Artikel Gewaltmetall Gold. Auch David Graeber gehört hier hin (siehe auch zu ihm den Beitrag über Steuern), der die Geschichte der Schulden aus anthropologischer Sicht beschreibt und dabei, im Gegensatz zu fast allen Ökonomen, die Bedeutung des Faktors Macht auch für die Entwicklung des Geld- und Wirtschaftssystems sieht.

    An dieser Stelle verkünde ich nun auch in diesem Blog, dass ich noch mal ein Studium anfange, nämlich Wirtschaftswissenschaften an der Uni Leipzig. Der Vortrag von Flassbeck ist gerade auch für Erstis sehenswert, denn er ruft dazu auf, große Teile der neoklassischen Theorie zu hinterfragen, ganz im Sinne der post-autistischen Ökonomik bzw. pluralen Ökonomik.


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    Globale Überwachung - alles nur Fake?


    Ihr habt doch bestimmt alle Matrix gesehen. Der und viele andere Filme (wie Dark City, Die Truman Show, eXistenZ, Total Recall oder auch die Romane von Stanisław Lem) werfen die grundsätzliche Frage auf, inwiefern das was wir für wirklich halten überhaupt Hand und Fuß hat. Inzwischen frage ich mich zunehmend, ob das was wir derzeit durch die Snowden-Enthüllungen erfahren, vielleicht selbst ein gigantischer Fake ist. Denn wenn alle glauben, sie würden überwacht, auch wenn das gar nicht stimmt, ist das eine genau so effektive soziale Kontrolle wie wenn tatsächlich alle überwacht würden. Und der Aufwand, diesen Effekt zu erzielen, ist im Falle des Fakes ggf. deutlich geringer. Auf diesen Gedanken bin ich gekommen, als ich Fefes Artikel über diverse Drohnen-Überwachungsprojekte des US-Militärs gelesen habe. Es wäre ja tatsächlich viel kostengünstiger, so einen Blimp mit einer Kameraattrappe rumfliegen zu lassen.


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    Freiwilliges bedingungsloses Grundeinkommen


    Der große Haken an eigentlich allen Modellen für ein bedingungsloses Grundeinkommen, die mir bisher begegnet sind, ist, dass sie alle das nötige Geld fürs BGE durch den Staat einsammeln wollen. Das heißt aber nichts anderes, als dass eine Idee, die eigentlich Freiheit für alle Menschen bedeuten soll, unter Zwang mit Hilfe des staatlichen Gewaltmonopols durchgeführt werden soll.

    Diesen Widerspruch kann ich so nicht stehen lassen, weshalb ich hier zunächst das Konzept von Gerechtigkeit hinterfrage & anschließend eine Möglichkeit präsentiere, ein BGE auf freiwilliger Basis zu organisieren.

    Das Motto für staatlich organisierte Umverteilung von unten nach oben heißt ja neuerdings “umfairteilen”. Da steckt das Wort “fair” drin, mithin eine wie auch immer geartete Vorstellung von Gerechtigkeit.

    Deren Problematik ist folgende: Die Idee von Gerechtigkeit ist, dass es einen allgemein, d.h. für alle Menschen gültigen Maßstab gibt. Vorausgesetzt, ein solcher Maßstab existiert überhaupt, haben wir genau zwei Möglichkeiten:


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    Gehorchen: Herrschaft aus der Sicht der Beherrschten


    Wie hinlänglich bekannt ist, bin ich Anarchist, was heißt, dass ich mich für eine Gesellschaft ohne Herrschaft und Zwang einsetze und dabei auf das Prinzip der Selbstorganisation und Selbstverantwortung in überschaubaren sozialen Einheiten setze.
    Trotzdem habe ich lange Zeit das Kunststück hinbekommen, mich mit dieser intellektuellen Einstellung gleichzeitig in meinem Leben als Opfer zu empfinden.

    Ein Stück von dem langen Weg dahin, dass ich das heute nicht mehr tue, beleuchten die Artikel Vertrauen riskieren sowie der Fight Club-Artikel Mit Tyler Durden zum Nullpunkt.

    Inzwischen lebe ich in dem Bewusstsein, dass Leben immer ein Risiko ist und übernehme die wahre Verantwortung dafür.

    Und damit sind wir beim Thema dieses Beitrags: Herrschaft ist das Verhältnis von einem oder mehreren Herrschern und einem oder mehreren Beherrschten. Es braucht das Handeln beider Seiten, um ein Herrschaftsverhältnis zu etablieren.
    Auch Anarchisten richten ihren Blick zu oft nur auf die bösen Herrscher, die es zu stürzen und damit die Herrschaft abzuschaffen gilt.


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    Grundeinkommen, Erpressbarkeit und Freiheit


    Am Samstag war ich ja auf der Demo fürs Bedingungslose Grundeinkommen & setze mich auch anderweitig dafür ein. Vor dem Hintergrund meines Beitrags über Bedürfnisse und frei sein stellt sich allerdings die Frage, wo das BGE da reinpasst.

    Einerseits ist das Grundeinkommen gerade ein wesentlicher Schritt zu mehr gesellschaftlicher Freiheit, weil jedeR damit zu allen Angeboten von “Arbeitgebern” auch Nein sagen kann, ohne um die eigene Existenz fürchten zu müssen. Das ist das, was u.a. Wolf Lotter in seinem Artikel Der Lohn der Angst schreibt. Erst mit BGE gibt es überhaupt einen wirklich freien Arbeitsmarkt, auf dem beide Seiten auf gleicher Augenhöhe verhandeln können - das Ende der derzeitigen Kultur der Angst.

    Aber ist das wirklich so? Brauchen wir dafür wirklich ein Grundeinkommen, oder schaffen wir ganz im Gegenteil damit nicht eine neue und vielleicht noch tiefere Abhängigkeit - nämlich die von eben jenem Grundeinkommen? Denn auch ein Rechtsanspruch garantiert mitnichten, dass ich das Geld auch tatsächlich bekomme. In diesem Leben, auf dieser Welt gibt es nur eine Garantie: dass wir alle sterben werden.


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    Du bist der Grund für dein Einkommen


    Unter diesem Motto war ich gestern in Berlin beim Aktionstag Grundeinkommen ist ein Menschenrecht: Du bist der Grund für dein Einkommen

    (die Krone stammt von der Krönungswelle)

    Von den VertreterInnen der Parteien berührte mich die Ansprache von Susanne Wiest am meisten. Ralph Boes hungert seit nunmehr 46 Tagen als politischer Protest gegen die Hartz IV-Sanktionen.

    Vom Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus ging’s bei strahlendem Sonnenschein zur Zwischenstation, dem Friedrichstadtpalast, wo Bernadette La Hengst uns alle in den Chor des Bedingungslosen Grundeinsingens verwandelte. Bedingungsloses Grundeinsingen vor dem Friedrichstadtpalast

    Das Lied Wir singen zur Senkung der Arbeitsmoral fand ich klasse und es erinnerte mich daran, dass ich mir unbedingt noch den Film Frohes Schaffen ansehen will.

    Ebenfalls vor dem Friedrichstadtpalast kam Inge Hannemann zu Wort, als Whistleblowerin sozusagen das Hartz IV-Pendant zu Edward Snowden. Sie ist als Mitarbeiterin des Hamburger Jobcenters derzeit freigestellt, weil sie die Sanktionen öffentlich als Verstoß gegen die Menschenwürde und damit das Grundgesetz anprangert. Sie bekam übrigens am gleichen Tag den taz Panterpreis verliehen.


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