Geheimdienste sind Ausgeburten des Misstrauens

Dank Edward Snowden sind jetzt die Überwachungsoperationen der Geheimdienste in aller Öffentlichkeit bekannt. Da ich ja unter dem Motto blogge “Von einem, der auszog, Vertrauen zu üben”, ist das natürlich ein Kernthema für mich. Denn Geheimdienste begründen ihre Existenz aus einem umfassenden Misstrauen in alle anderen. Das zeigt z.B. schön das Kreuzverhör einer Studentin mit zwei NSA-Werbern an einer Uni in Wisconsin.

Das Prinzip eines Geheimdienstes: möglichst viel über möglichst viele andere herausfinden, ohne dass diese etwas davon mitbekommen, und gleichzeitig über die eigenen Interessen möglichst viele falsche Spuren legen und sich ansonsten in Schweigen hüllen. Nebenbei inszenieren sie gerne Ereignisse wie die Versenkung der Lusitania, den Angriff auf Pearl Harbor, den 11. September 2001, die Ermordung Alfred Herrhausens, die NSU, den Bombenanschlag in Oklahoma usw. usf., um das allgemeine Klima des Misstrauens zu fördern und damit die eigene Existenz zu rechtfertigen. Natürlich ist bei vielen dieser Vorgänge nicht definitiv sicher, ob und wenn ja welcher Dienst dahintersteckt, sie passen jedenfalls allesamt ins gleiche Schema.

Ich will auch in keinster Weise Verschwörungstheorien verbreiten, weil diese eben auch nur das allgemeine Klima des Misstrauens fördern. Jedenfalls ist das ein Teufelskreis, den wir nur durchbrechen können indem wir den ersten Schritt in Richtung Vertrauen gehen.

Ein Freund von mir, der inzwischen in Namibia lebt und arbeitet, hat mir vom Widerstand gegen die Apartheid in Südafrika erzählt, dass es dort keine konspirativen Treffen gab. Statt dessen war alles, was besprochen wurde, prinzipiell für die Öffentlichkeit geeignet, sie versuchten gar nicht erst, ihre Aktivitäten geheim zu halten, sondern wagten die Flucht nach vorn. Das hat offenbar gut funktioniert.

Edward Snowden hat mit seinen Enthüllungen noch eine zweite Entwicklung in Gang gesetzt: Er hat in den eigenen Reihen der Geheimdienste Misstrauen gesät und damit gehörig Sand ins Getriebe gestreut.

“Lügen haben kurze Beine.” Dazu möchte ich ergänzen: Geheimnisse schaden einem am Ende selbst. Und das gilt selbst in einem Klima der Angst. Für Vertrauen und Integrität bin ich bereit, notfalls mein Leben zu riskieren. Denn was ist ein Leben wert, in dem es kein Vertrauen gibt?

In diesem Sinne fände ich es klasse, wenn die von PRISM & Co. gesammelten Daten als Open Data veröffentlicht würden.

Update vom 01.04.2016: Nicht erst Snowden hat Misstrauen gesät, zumindest in der CIA scheint es üblich zu sein, die eigenen Leute zu belügen. Das nennt sich Eyewashing.