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Mitfühlen statt nach Schuld fragen
Gestern habe ich mir den Dreiteiler Unsere Mütter, unsere Väter nebst der dazugehörigen Dokumentation angesehen. Hier der Trailer:
Die im Film porträtierte Generation liegt genau zwischen der Generation meiner Eltern und meiner Großeltern. Meine Eltern waren im 2. Weltkrieg Kinder.
Für mich geht es bei diesem Film nicht um historische Aufklärung im klassischen Sinn. Also nicht darum, wer hat wann was gemacht, und damit wer ist woran schuld. Wer ist Täter, wer Opfer. All diese Fragen kann man natürlich stellen, ich bezweifle zunehmend, dass sie uns zur Zeit weiterbringen. Vor allem, wo sollen wir dann aufhören? Das habe ich schon in wir sind alle ver-rückt ausgeführt. Demnach sind wir alle Täter und Opfer.
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Im Krieg gibt es keine Win-Win-Situationen
Durch meine Familiengeschichte beschäftigt mich nun schon seit langem der Krieg. Jetzt erst ist mir klar geworden, dass es im Krieg keine Win-Win-Situationen gibt (und wie sich das auswirkt). Da gilt das Prinzip “er oder ich”, “die oder wir”. Es kann nur einen geben.
Ein Krieg wird geführt, um ihn zu gewinnen. Dazu muss der Feind den gleichen Krieg verlieren. Anders geht es nicht, anders ergibt Krieg gar keinen Sinn.Diese Kriegslogik wirkt nun zwangsläufig nach dem Krieg noch lange weiter, denn all die Soldaten, die den Krieg überlebt haben, haben das nur, weil sie Win-Win-Situationen in ihrem Denken kategorisch ausgeschlossen haben. Wenn ich mit meinem Gewehr einem feindlichen Soldaten gegenüberstehe und mich frage, wie wir zu einer Lösung kommen können, von der wir beide etwas haben, bin ich ganz schnell tot.
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Wer Wirtschaftswachstum will, braucht in aller Regel Schuldenwachstum
Heute mal wieder ein Beitrag der Kategorie “saldenmechanische Binsenweisheiten”: Es klagen ja (fast) alle über die bösen, ausufernden “Schuldenberge”. Gleichzeitig wünschen sich die meisten dieser gleichen Leute Wirtschaftswachstum. Es soll uns und unseren Kindern ja später mal besser gehen als heute. In aller Regel umfasst dieses “besser gehen” auch größere Privatvermögen (“Ersparnisse”). Und da liegt nun der Hund begraben: Da die Schulden der einen Marktteilnehmer in einer Volkswirtschaft genau den Vermögen der anderen entsprechen (oder in der Sprache des Rechnungswesen die Summe der Verbindlichkeiten der Summe der Forderungen, was wiederum Bestandteile der jeweiligen Geldvermögen sind), müssen zwangsläufig bei irgendwem zusätzliche Schulden auflaufen, wenn mein Vermögen wachsen soll.
Die einzige Art, Wirtschaftswachstum zu erzeugen ohne zusätzliche Neuverschuldung, sind Lohn- und Gehaltserhöhungen genau entsprechend des Produktivitätszuwachses, die vollständig verkonsumiert werden (sollte ich eine andere Möglichkeit übersehen haben, dann meldet euch, ich weiss im Moment von keiner). Das könnte man dann “rein reales Wirtschaftswachstum” nennen.
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Floating in Leipzig
Kurz nachdem ich in meinem John Lilly-Beitrag erwähnt hatte, dass ich bald mal einen Floatingtank ausprobieren will, habe ich erfahren, dass es doch in Leipzig einen gibt, und zwar in der Gesundheitspraxis Prana Leipzig in der Gottschedstraße. Da war ich vorhin, erst mal nur für eine Stunde, und es hat sich gelohnt. Anders als vermutet bin ich erst mal gar nicht groß in andere Welten gereist, sondern war mit meinem Körper beschäftigt. Schon bald nachdem ich im Tank lag, begann ich nämlich zu merken, dass ich offenbar jahrelang den Kopf eingezogen hatte. Die Spannung rund um Hals & Nacken war teilweise richtig als Brummen zu hören, und natürlich zu spüren. Daraufhin konstruierte ich, ganz im Sinne Lillys, ein neues Metaprogramm:
Mein Kopf treibt auf meiner Wirbelsäule
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Die Hippies, die CIA, LSD, das Internet und der Unabomber
Über die Verbindung von Heinz von Foerster und George Spencer-Brown habe ich den Film Das Netz entdeckt und mir umgehend angeschaut. Er ist in Gänze auf YouTube zu finden, ich habe ihn mir dennoch der besseren Qualität und der Bonus-Interviews wegen aus der Videothek ausgeliehen:
In wenigen Worten geht es darin um (mir teilweise vorher unbekannte) Verbindungen zwischen der Hippie-Bewegung, bestimmten zentralen Entwicklungen der modernen Wissenschaft (allen voran die Kybernetik) und der Entstehung des Internet. Dabei hangelt sich der Film entlang der Geschichte des so genannten Unabombers Ted Kaczynski.
Neben dem Film beziehe ich mich nun vor allem auf sein Manifest Industrial Society and Its Future (auch im Archiv der Washington Post), von dem es eine deutsche Übersetzung gibt.
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In memoriam John Cunningham Lilly
John C. Lilly, der hier schon des öfteren erwähnt wurde, ist der mit intergalaktischem Abstand krasseste Mensch, der mir je begegnet ist (das ist er nicht persönlich, aber in Form seiner Bücher). Und just habe ich festgestellt, dass er am 6. Januar seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Grund genug, ihn hier noch mal gebührend zu würdigen.
Das tue ich mit diesem Interview:Aktuell lese ich in “Der dyadische Zyklon”, das er mit Antonietta Lilly zusammen geschrieben hat. Davor empfehle ich unbedingt “Das Zentrum des Zyklons” zu lesen, was ich für das Verständnis wesentlich finde.
Im Dyadischen Zyklon beschreibt er, wie er in einem Zustand, den wir in der Konsensrealität wohl als Koma beschreiben würden, mit seinem Bewusstsein auf einem logischen Operator durch die Universen reist (es handelt sich um den Operator des Unterscheidens aus George Spencer-Browns Laws of Form).
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Ich glaube, also bin ich
Soeben habe ich ein Zitat von Ken Wilber aufgeschnappt, das einen eigenen Beitrag wert ist:
Man darf auch nicht vergessen, dass Glaubenssysteme nicht bloß Überzeugungen sind: Sie sind die Heimat des Ego … Selbst holistische Auffassungen wie das Gewebe des Lebens geben immer dem Ego eine Heimat, weil Überzeugungen bloß mentale Formen sind, und wenn man das Supramentale noch nicht entdeckt hat, dann werden alle mentalen Konstruktionen zum Sitz eines hartnäckigen Ichs. Wenn man ein Glaubenssystem in Frage stellt, dann erfährt das getrennte Selbst dies als tödliche Bedrohung, und dies aktiviert sämtliche Überlebensinstinkte. Man diskutiert hier nicht bloß über die Wahrheit oder Falschheit einer Theorie, sondern man führt einen Kampf auf Leben und Tod. Wenn man so etwas versucht, treibt man sich und andere gefährlich in die Enge - Vorsicht ist also geboten.
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Der Staat und die Terroristen, die Guten und die Bösen
Den Kommentar des Vorsitzenden Richters am Bundesgerichtshof, Thomas Fischer, finde ich so gehaltvoll, dass ich ihn hier verlinke: Sind die Terroristen nun Feinde oder Bürger? Als oberster Richter ist Fischer natürlich weit davon entfernt, gegen den Staat zu sein, dennoch findet er überaus deutliche Worte:
So lange nur “Raubritter” auf ihren Burgen saßen und ihre Söldnerhaufen gegeneinander sandten, war jeder der “Terrorist” des anderen. Wenn einer gewonnen hatte, war er mit einem Mal der Staat und die anderen die Verbrecher.
Daraus schließe ich als Anarchist genüsslich: Jeder Staat war früher mal eine Terrororganisation. Und was, bitteschön, hat sich durch die Adelung zum Staat daran geändert? Dass die “Bürger” diese Terrororganisation jetzt als legitime Herrscher mit Gewaltmonopol akzeptieren, sie sogar freiwillig wählen, und dass das Schutzgeld jetzt “Steuern” heißt.
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Denkfehler in Sachen Reinkarnation
Letztens habe ich mich schon mal darüber ausgelassen, dass Reinkarnation eine Nachhaltigkeit fördernde Vorstellung ist. Allerdings schleichen sich dabei in meinen Augen immer wieder gerne Denkfehler ein – dann nämlich, wenn Menschen “sich an frühere Leben erinnern”. Das setzt voraus, es gebe etwas wie eine unsterbliche Seele, die sich sozusagen als roter Faden durch die (Re-) Inkarnationen zieht. Dabei nehmen die meisten Reinkarnationsgläubigen selbstverständlich an, dass diese Seele nach dem Tod eines Körpers nicht mehr an den Raum gebunden ist, sondern sich an einem beliebigen Ort in ein beliebiges Wesen reinkarnieren kann. In einer solchen Vorstellung tritt die Seele zwar aus dem Raum, aber nicht aus der Zeit aus. Es ist vermeintlich nur möglich, in der linearen Zeit nach dem Tod eines Körpers in einen anderen, später gezeugten Körper einzutreten.
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Feindschaft macht dumm
Schon in meinem Beitrag zum Charlie Hebdo-Anschlag hatte ich vor dem Teile & Herrsche-Prinzip gewarnt, das einen Keil zwischen uns Menschen treibt. Deswegen wurde mir allen Ernstes Antisemitismus vorgeworfen. Das ist natürlich allein deshalb schon absurd, weil es da weit und breit gar nicht um Juden geht.
Davon abgesehen wollte ich darauf hinaus, dass es Kräfte gibt, die uns Menschen zu Feinden machen wollen. Diese Kräfte wirken in jedem einzelnen von uns und manifestieren sich in unterschiedlichster Weise. Antisemitismus ist eine Form davon und widerspricht damit völlig den Aussagen im Charlie Hebdo-Beitrag.Eine Vorstufe oder abgeschwächte Form von Feindschaft ist Konkurrenz, wie ich im Beitrag über Lernen im 21. Jahrhundert dargelegt habe.
Darüber hinaus macht Feindschaft tatsächlich dumm. Damit meine ich nicht, dass die einzelnen Feinde als Menschen dümmer werden, nur weil sie sich als Feinde verhalten. Sondern die Menschheit als Ganzes im Sinne der kollektiven Intelligenz wird dadurch dümmer als sie sein könnte, wenn wir alle zusammen arbeiten würden.
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