Wir sind alle ver-rückt

Ich komme noch mal auf die Animation von 5.000 Jahren europäischer Geschichte zurück, die ich an meinen Beitrag zu Worldwork in Warschau gehängt hatte:

Meine gesamte Familie stammt aus Ostpreußen. Von dort mussten sie im bzw. nach dem 2. Weltkrieg fliehen, in unserem Fall nach Westfalen. In anderen Worten sind sie von Ostpreußen nach Westfalen ver-rückt geworden.

Der Blick in die Jahrtausende zurück zeigt, dass bestimmt jeder einzelne momentan lebende Mensch irgendwo in seiner Ahnenreihe Menschen hat, die ver-rückt wurden. Das wirkt im gesamten Feld der Menschheit.

Kein Wunder, dass alles so verrückt erscheint, was die Menschen (einander und der Erde an-) tun, egal wohin du schaust. Wir sind ver-rückt. Und das lässt sich auch nicht mehr rück-gängig machen. Uns bleibt nur übrig, damit umzugehen. Den Schmerz zu fühlen, den Wahnsinn zu erleben und möglichst nicht auszuagieren. Und uns immer wieder daran zu erinnern, dass das Ganze hier ein kosmischer Witz ist mit manchmal tiefschwarzem Humor. Und dass die Erde, auf der wir hin- und her ver-rückt wurden und werden, uns alle miteinander trägt. Und dass wir alle die selbe Luft atmen und die gleiche DNA miteinander teilen, mit höchst individuellen kleinen Abweichungen.

Und dass hinter den Widersprüchen die bedingungslose Liebe alles in ihr großes warmes Herz schließt.

Nachtrag: Auf SWR2 gab’s gerade eine Radiosendung zum Thema Haben die Kriegskinder von einst ihre Traumata vererbt?