_Posts
-
weich und berührbar werden und dadurch ankommen
Gestern bin ich von meinem zweiten 10tägigen Vipassana-Kurs zurück gekommen, diesmal im großen Zentrum in Triebel. Den ersten Kurs hatte ich ja bei Panyasara gemacht, den ich schon als Bewusstseinsraketentreibstoff lobend erwähnt hatte. Dort findet ihr auch den Film “Fliessen lernen” über einen Kurs bei ihm.
In den nächsten Tagen werde ich noch einiges über die Theorie von Vipassana schreiben, heute erst mal der Erfahrungsbericht:
Jetzt nach dem zweiten Kurs kann ich sagen, dass das eine völlig neue Dimension ist. Der erste Kurs war hauptsächlich schmerzvoll, mit gelegentlichen Lichtblicken. Es ging in erster Linie einfach darum, durchzuhalten. Das ist schon mal wichtig, denn Entschlossenheit braucht es, um Ergebnisse zu erzielen. Und ich habe dabei meinen Gleichmut trainiert, worauf ich jetzt aufbauen konnte.
Der Kurs fing für mich mit gemischten Gefühlen an, weil ich mit beginnender Erkältung angereist war. Allerdings erwies sich das sogar als super, weil ich dadurch eh schon mit meiner Aufmerksamkeit bei meinem Körper & speziell bei meiner Nase war. Deshalb fiel es mir ziemlich leicht, meinen Atem zu beobachten, & der Schnupfen hielt sich dann auch sehr in Grenzen. Nur kurze Zeiten war mal eines der Nasenlöcher zu, die meiste Zeit konnte die Luft ungehindert fließen.
Weiterlesen… -
Deutschland führt einen Export-Weltkrieg
Ich lese gerade den Beitrag von Alexandra Senfft im Nebelkinder-Buch über das immer noch weit verbreitete Leugnen der Nazi-Täter in der eigenen Familie und sehe eine Parallele.
Alexandra Senfft schreibtDie Täter waren immer die “anderen” – und hiermit beschreibe ich einen Reflex, der hierzulande sehr üblich ist.
Dazu ergänzend Barbara von Meiboms Beobachtung, dass gerade wir Deutschen unsere eigene, faktisch sehr ausgeprägte, Macht verleugnen, wie ich schon im letzten Beitrag über den “Exportweltmeister” geschrieben hatte. Im direkten Zusammenhang damit spricht Heiner Flassbeck auch vom kollektiven Leugnen der Deutschen.
Inmitten dieses Leugnens und Verdrängens spreche ich es hiermit aus:
Deutschland führt einen Exportkrieg gegen den Rest der Welt.
Und wir sollten schnellstens damit aufhören, damit nicht Waffen gegen Leib und Leben in diesem Krieg eingesetzt werden.
Weiterlesen… -
"Here I stand" revisited
Eben fiel mir wie Schuppen von den Augen, dass auch der Text Here I stand von 2004 zu meinem Kriegsenkel-Dasein gehört, so wie das GRAUEN. Deshalb kommt er hier jetzt noch mal in herkömmlicher Schreibweise:
Here I stand
Das geht mir bis heute ab. Kann mich nicht hinstellen & einfach voll da sein, mit beiden Füssen fest auf der Erde. Kann nicht sagen “Hier stehe ich”, weil’s nicht stimmt. Weil ich eben NICHT vollständig hier stehe. Stattdessen bleibe ich ein Gespenst, das durch mein Leben spukt & mich dabei selber in Angst & Schrecken versetzt. Ich kann nicht sagen “Hier stehe ich – bedingungslos”, weil ich glaube für diesen Flecken Erde Miete zahlen zu müssen. & wenn ich damit in Verzug gerate, lande ich auf der Strasse, werde ins nächste Flugzeug gesteckt & nach Belutschistan abgeschoben. In so einer – vermeintlich – prekären Lage ist Überleben das höchste der Gefühle, mir selber was Gutes zu tun ein viel zu hohes Risiko. Wenn das mein Bewährungshelfer mitkriegt!!
Weiterlesen… -
Wir Deutsche als Exportweltmeister sind hauptverantwortlich für die Krise der EU
Damit will ich nicht sagen, dass wir pauschal die Hauptverantwortlichen sind. Weil wir aber die Augen verschließen vor den Folgen des über Jahre hinweg gigantischen Leistungsbilanzüberschusses gerade auch innerhalb der EU, verschlimmern wir die europäische Krise massiv. Deshalb kann ich nur noch mal auf Heiner Flassbecks Artikel Eurokrise: Das kollektive Leugnen der Deutschen oder die Angst vor der Wahrheit hinweisen und darauf, dass wir hier auch eine Guthabenkrise vorliegen haben.
Darunter liegt der, nicht nur in Deutschland weit verbreitete, Glaube, dass Schulden etwas Böses oder Schlechtes sind und Guthaben etwas Gutes (wie schon in dem Wort steckt). Dabei sind das zwei Seiten ein und derselben Münze. Des einen Schulden sind des anderen Guthaben. Wir können das eine nicht ohne das andere haben. Also ergibt es keinen Sinn, das eine als schlecht & das andere als gut zu bewerten. Das Stichwort lautet volkswirtschaftliche Saldenmechanik.
Weiterlesen… -
Das GRAUEN eines Kriegsenkels
Heute, nach der Lesung aus dem Buch Nebelkinder - Kriegsenkel treten aus dem Traumaschatten der Geschichte bei der Buchmesse, veröffentliche ich nun für alle in meinem Blog Ausschnitte aus meinem Tagebuch von 2002. Diese Zeit nenne ich heute rückblickend “meine dunkle Phase”, da habe ich viele inneren Qualen durchlitten, und ein erheblicher Teil dieser Qualen rührte auch daher, dass ich überhaupt nicht einordnen konnte, was ich da erlebte. Heute weiss ich, dass es aus dem Krieg kommt, der im Feld (nicht nur) meiner Familie immer noch wirkt.
Als “Soundtrack” zu den Tagebucheinträgen eignet sich dieses Lied von Fear Factory, von denen ich damals viel gehört habe:Inzwischen habe ich auf YouTube eine Playliste mit den Liedern zusammengestellt, die ich damals rauf- & runtergehört habe:Die Playliste “Dunkle Phase” habe ich am 1.9.2017 ersatzlos gelöscht. Mit diesen Liedern hatte ich mich damals gezielt (wenn auch nicht ganz bewusst) auf die Opferrolle programmiert. Das braucht nun wirklich niemand.
Weiterlesen… -
Untrusted Platform Module, UEFI Insecure Boot
Heute mal was Technisches: Schon im Blog von PC ab 50 habe ich mehrfach auf die Gefahren von “UEFI Secure Boot” hingewiesen, das für die Windows 8-Zertifizierung vorgeschrieben ist. Das Trusted Platform Module kontrolliert dabei, welche Bootloader auf dem System starten dürfen. Freie Bootloader wie Coreboot sind nicht vorgesehen. Das ist der eine Grund, warum “Secure Boot” böse ist. Unter der Bezeichnung Boot Guard ist Intel gerade dabei, das TPM direkt in die Prozessoren zu verlegen, so dass man es dann irgendwann gar nicht mehr abschalten kann. Den ursprünglichen Entwurf unter dem Codenamen Palladium findet man noch in der englischen Wikipedia.
Der andere Grund ist nun, dass es nicht nur böse, sondern eben insecure ist, denn die Dienste haben die Schlüssel längst in ihren Fingern und können daher auf den vermeintlich geschützten Plattformen installieren, was sie wollen (Bruce Schneier ist sich da allerdings nicht ganz so sicher).
Weiterlesen… -
Wozu ist die Zeit gut?
“Zeit ist, was verhindert, dass alles auf einmal passiert.” sagte John Archibald Wheeler & trifft damit schon ziemlich den Kern dessen, was ich heute zu schreiben gedenke.
Angeregt durch den Vortrag Die Evolution des Raum-Zeit-Bewußtseins von Wulf-Mirko Weinreich, den dieser zuletzt beim Integralen Salon Leipzig gehalten hat, habe ich mir ebenfalls Gedanken über die Zeit gemacht.
In der Physik sind alle postulierten Gesetze in der Zeit umkehrbar bis auf den Bereich der Thermodynamik. Zeit kann also aus physikalischer Sicht als Symmetriebrechung verstanden werden, und das passt auch zu dem Modell des Urknalls, der die Raumzeit ja erst hervorgebracht hat (siehe Gebrochene Symmetrie nach dem Urknall war die Saat unserer Welt). “Vor dem Urknall” ist daher logisch nicht fassbar.
Zeit hängt eng mit der Größe der Entropie zusammen, die wiederum mit Information zusammenhängt (siehe Entropie in der Informationstheorie). Zeit hat also auch mit Information zu tun. Das ist vor allem dann interessant, wenn man das Wort In-Form-ation mal in seine Bestandteile zerlegt: Information ist nichts anderes als etwas in eine Form zu bringen.
Weiterlesen… -
Richard von Weizsäckers Rede vom 8. Mai 1985
Sabine Bode erwähnt in ihrem Buch Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen lobend die Rede Richard von Weizsäckers vom 8. Mai 1985. Wie ich schon vermutet hatte, ist diese auf YouTube zu finden:
Den Text der Rede gibt es auf der Website des Bundespräsidenten.Aus dem Schluss seiner Rede:
Es gibt keine endgültig errungene moralische Vollkommenheit – für niemanden und kein Land! Wir haben als Menschen gelernt, wir bleiben als Menschen gefährdet. Aber wir haben die Kraft, Gefährdungen immer von neuem zu überwinden.
Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Haß zu schüren.
Die Bitte an die jungen Menschen lautet:
Weiterlesen… -
Aufgeben ist eine wichtige Konfliktlösungsstrategie
Na, die Überschrift reizt zum Widerspruch, oder? Sie ist das Ergebnis eines längeren Prozesses, dessen einer Höhepunkt die Beschäftigung mit Martin Bubers dialogischem Prinzip beim letzten Seminar der Prozessarbeits-Ausbildung war. Der andere Höhepunkt war die gestrige systemische Aufstellung bei Katharina Burmeister. Als ich vorhin mit dem Fahrrad durch den lauen Frühlingsabend fuhr, wurden mir zwei Dinge klar:
- Ich will in meinem Leben Meisterschaft im Umgehen mit Konflikten erlangen
- Aufgeben ist eine wichtige Konfliktlösungsstrategie
Was sträubt sich gegen diese zweite Aussage? Es ist das Ego, oder das Kleine Ich. Das Ego ist gar nicht bereit, Aufgeben überhaupt als Strategie zum Lösen eines Konflikts zu betrachten. Denn jedes Aufgeben ist ein verkleinertes Sterben, ein kleiner Ego-Tod.
Manchmal ist allerdings Aufgeben die einzige Möglichkeit, einen Konflikt ohne Gewalt zu lösen. Wer diese Möglichkeit nicht sehen will, verrennt sich dann in Kämpfen verschiedenster Art.
Weiterlesen… -
Eine Spezies von Wahnsinnigen
Gerade habe ich The Act of Killing gesehen, in zwei Etappen, weil ich ihn gestern Abend nicht zu Ende ansehen konnte. Wer will mich überzeugen, dass wir Menschen doch keine Spezies von Wahnsinnigen sind? The beast man? Die Hoffnung stirbt zuletzt, heisst es ja…