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    Wettbewerb oder Gleichgewicht - man kann nicht beides haben


    Und immer wieder die Griechenlandkrise: Deutschland als Exportweltmeister leugnet seine Verantwortung und ist damit in bester Gesellschaft “führender Ökonomen”. Denn die (neoklassische) Mainstream-Wirtschaftstheorie sagt ja zum einen, dass Wettbewerb bzw. Konkurrenz (sowohl zwischen Unternehmen als auch zwischen Staaten) das Geschäft belebt und für alle gut ist. Andererseits behauptet die Neoklassik, dass Wirtschaft immer zu einem (Markt-) Gleichgewicht strebt.

    Nehmen wir an, der Idealzustand sei erreicht und die Wirtschaft befindet sich im Gleichgewicht. Nun gilt immer noch, dass alle Unternehmen wie auch Staaten miteinander im Wettbewerb stehen. Was heißt das in dieser Situation? Dass alle Marktteilnehmer versuchen, das Gleichgewicht zu ihren Gunsten zu kippen. Und das passiert natürlich auch ständig, so dass sich nie ein dauerhaftes Gleichgewicht einstellt. Die neoklassische Theorie blendet das aus, weil sie Marktteilnehmer gar nicht als aktiv handelnde Menschen modelliert, sondern als homo oeconomicus-Roboter. Menschen versuchen in einer solchen Situation, die Spielregeln zu ändern. Roboter sind den Regeln unterworfen.


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    Zentralbank als Bürgergenossenschaft


    Letztens kam mir eine Idee, die so simpel erscheint, dass ich mich bisher noch nicht getraut habe, sie zu veröffentlichen. Dabei könnte sie unser Geld- und Wirtschaftssystem revolutionieren:

    Die Zentralbank eines jeweiligen Währungsraums wird zu einer Art Genossenschaft umgebaut. Jeder Bürger dieses Staates bzw. der Staaten dieses Währungsraums wird automatisch durch Staatsangehörigkeit zum Mit-Genossenschafter, und zwar mit genau einem Genossenschaftsanteil. Weiterhin wird in den Statuten der Zentralbankgenossenschaft festgeschrieben, dass alle ihre Gewinne gleichmäßig als Dividende an die Genossenschaftsmitglieder fließen.

    Auf diese Weise ergibt sich ein bedingungsloses Grundeinkommen ganz von selbst, und darüber hinaus völlig ohne zwangsweise Umverteilung.

    In Österreich arbeiten die Gemeinwohl-Ökonomie-Leute an so etwas in kleinem Maßstab, dem Projekt Bank für Gemeinwohl. Da es sich um eine private Institution handeln wird, fällt dabei der Aspekt des Grundeinkommens natürlich weg.


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    Deutschland und Griechenland als Zeitgeister


    Der Begriff “Zeitgeist”, wie ich ihn hier verwende, stammt von Arnold Mindell. Petra Mecklenburg charakterisiert Zeitgeister in ihrem Artikel Der Weg durch den Sturm nach einem gleichnamigen Buch von Mindell so:

    Spirits of the time – ich würde das mit (wandelbare) kollektive Geister übersetzen, in der deutschen Übersetzung des Buches heißen sie „Zeitgeister“ – sind Archetypen, die sich zu bestimmten Zeiten durch bestimmte Menschen ausdrücken. Diese Archetypen kommen aus dem Unbewussten ans Licht, wenn wir ihnen erlauben, durch uns zu sprechen, oder wenn sie von uns Besitz ergreifen; und sie sind wandelbar, wenn wir ihnen Raum geben, sich zu entfalten und sich zu zeigen. Diese Geister sind Teil des Feldes, das die ganze Gruppe bildet und treten zunächst in sich streibar gegenüberstehenden Kontrahentenpaaren auf: Kommunisten und Kapitalisten, Realos und Fundis, Arbeiterinnen und Manager, arme Länder und reiche Länder, Täter und Opfer, Heldinnen und Schurken und so weiter.


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    Spannungen aushalten


    Im Zuge meiner Ausbildung in Prozessorientierter Psychologie habe ich nun Arnold Mindells Buch Traumkörper in Beziehungen gelesen.

    Über die Beziehungen zwischen Paaren und Gruppen gelangt er darin zur Beziehung aller Menschen, ja allen Seins. Das nannte er damals noch nicht Weltarbeit (Worldwork), meint jedoch genau das. Er spricht vom “universalen Traumkörper” in Gestalt des Anthropos:

    Was heute als Hologramm bezeichnet wird, stellte man sich als Götter vor, die das Universum lenkten. Es waren riesige, menschenähnliche Gestalten, welche die Mythologen als Anthroposgestalten bezeichnen. So glaubten die Hinduisten an ein großes, weises Wesen, in dem wir alle leben, das sie “Atman” nannten. Das Ziel des Lebens in vielen östlichen Religionen ist, mit diesem Wesen eins zu werden. Juden und Christen glauben, dass der Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen wurde. Viele Religionen stellen sich das Universum als einen riesigen, menschenähnlichen Gott vor, der zu den verschiedenen Elementen der Erde wird. Seine Haare werden die Bäume, sein Atem der Wind, sein Blut die Flüsse usw. In ihrem Buch “Schöpfungsmythen” beschreibt M. L. von Franz, wie man sich diese Anthroposgestalt vorstellte, nämlich gleichzeitig als die Welt wie auch als ihren Schöpfer. Einige Mythen berichten, dass beim Aufwachen des Anthropos die Welt erschaffen wird. Andere glauben, dass er die Welt “erträumt”, sozusagen träumend ihre Existenz erschafft.


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    Theorie einer strukturellen Weltverschwörung


    “Traditionelle” Verschwörungstheorien, insbesondere solche, die eine umfassende Weltverschwörung postulieren, die alles aus dem Geheimen heraus lenkt, halte ich für nicht sehr plausibel. Dafür scheinen mir die Einzelinteressen der Verschwörer zu verschieden, schliesslich will am Ende doch jeder für sich die Welt beherrschen.

    Nun hat mir das schon im zweiten Trauma, Tod und Freiheit-Beitrag angesprochene Buch Innenansichten dissoziierter Welten extremer Gewalt von Gaby Breitenbach neue, teils erschreckende Einblicke in eine Parallelwelt extremer Gewalt gegeben. Es geht um Erscheinungen wie Kinderpornographie und organisierten sadistischen Missbrauch von hauptsächlich Kindern und Frauen, das Ganze “in den besten Kreisen”.

    Im fünften Kapitel skizziert sie am Beispiel eines fiktiven “Herrn Dr. Zehn” die Lebenswelt der Täter:

    Fast regelhaft treffen wir in diesen Familien bereits in der Großelterngeneration, also bei denen, die zu Zeiten des 2. Weltkrieges Erwachsene waren, auf eine Tätergeneration. Häufig genug, dass uns hier in Gestalt der Großeltern sadistische Täter mit weit reichenden Beziehungen begegnen, die wiederum, insbesondere für ihre männlichen Sprösslinge, schon entsprechende Partner ausgewählt haben. Es gemahnt hier manches an die Nazizeit, an Operationen wie Lebensborn, an Zuchtprogramme. Kinder werden regelrecht für diesen Markt geboren, und entsprechend ihrer “Verwendbarkeit” genutzt. Kinder sind Ware, Besitzstand. Die Verächtlichkeit dem anderen Menschen gegenüber, die Überlegenheit einer vermeintlichen Herrenrasse ist hier in der Aufteilung der Welt in Herren und Diener übernommen worden. Wir da oben – die da unten. Und wer oben ist, bestimmt, was geschieht. Wer unten ist, ist Ware – ohne Rechte.


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    Kriegsenkel-Gruppe Leipzig/Halle


    Freitag vor einer Woche fand das erste Treffen der von mir neu ins Leben gerufenen Kriegsenkel-Gruppe Leipzig/Halle statt. Wir waren zu sechst und haben uns über drei Stunden lang über vieles ausgetauscht, nicht nur “streng” am Thema entlang. Das zog sich jedoch als roter Faden durch den Abend, wie sich das gehört. Bisher hat sich die Gruppe über Facebook zusammen gefunden, konkret über die dortige virtuelle Kriegsenkel-Gruppe. Eine darüber hinausgehende Webpräsenz gibt es noch nicht, dies hier ist die erste Ankündigung außerhalb von Facebook. Wer sich über das Thema mit anderen austauschen will, kann sich gerne über das Kontaktformular bei mir melden.

    Einen konkreten nächsten Termin gibt es noch nicht, wir sind noch am doodeln. Es soll jedenfalls Ende dieses Monats werden.

    Update vom 21.12.: Wir haben jetzt einen festen Termin, wir treffen uns jeden letzten Donnerstag im Monat um 19 Uhr. Die Ausnahme von dieser Regel ist der Dezember, dieses Jahr wäre das nämlich z.B. Silvester. ;-) Wer neu dazukommen will, schreibt mir bitte eine kurze Nachricht übers Kontaktformular (s.o.). Außerdem gibt es inzwischen auch eine eigene Facebook-Gruppe Kriegsenkel Leipzig/Halle, allerdings ohne mich.


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    Grundlagen der integralen Theorie


    Da ich mich in meinen Blogbeiträgen zunehmend auf die integrale Theorie von Ken Wilber u.a. beziehe, empfehle ich euch heute mal zwei kurze Einführungstexte, damit ihr meine Gedankengänge in dieser Richtung nachvollziehen könnt. Als grundlegender Einstieg eignen sich die integralen Grundlagen (8 Seiten) von Wulf Mirko Weinreich.
    Weiterhin geht es oft um Spiral Dynamics, dazu empfehle ich den Spiral Dynamics Mini-Kurs (6 Seiten).
    Mein persönlicher Einstieg in Spiral Dynamics war das Buch Gott 9.0, das die Spirale anhand sich wandelnder Gottesbilder vorstellt. Das Original von Don Beck und Christopher Cowan richtet sich vor allem an Manager, Coaches oder Organisationsentwickler mit Ausrichtung aufs Business.

    Mehr zu lesen und auch Ansprechpartner für integrale Salons in eurer Nähe findet ihr beim Integralen Forum, hier eignen sich als Einstieg wiederum die Grundlagen des Integralen. Weitere integrale Vordenker waren (neben anderen) Jean Gebser und Pierre Teilhard de Chardin.


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    Hypnosystemik: Lebenslang würdigen, dass es schlimm war und dass man damit umgegangen ist


    Heute habe ich mir den Vortrag Vom Trauma zu befreitem, erfüllendem Leben von Gunther Schmidt angesehen, dessen hypnosystemischen Ansatz ich vor kurzem entdeckt habe.

    Daraus habe ich für mich vor allem herausgezogen, dass er das Opfer-Ich immer voll mit einbezieht und würdigt. Er geht sogar so weit zu sagen, dass man lebenslang würdigen soll, dass es schlimm war, in Form persönlicher Gedenkrituale. Da bin ich mit meiner Radikalität (Stichwort Makellosigkeit) wohl manches Mal übers Ziel hinaus geschossen & habe das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Explizit kritisiert er Steve de Shazers oft zitierten Satz “Problem talk creates problems, solution talk creates solutions.” Denn meist war es im System für die Opfer verboten, über ihr Leiden zu sprechen. Wenn dann ein lösungsfokussierter Therapeut ankommt und wieder nur über mögliche Lösungen, nie über die als problematisch erlebte Situation spricht, dann bestätigt er damit nur die Opfertrance.


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    Trauma, Tod und Freiheit II


    Nachdem ich das Buch Innenansichten dissoziierter Welten extremer Gewalt von Gaby Breitenbach gelesen habe, relativiere ich meine Aussagen zu Trauma, Tod und Freiheit, zur Opfertrance und zum Gehorchen.

    Ich habe die Möglichkeiten und die Entschlossenheit der Menschen, einander zu Opfern zu machen, um sich die eigene Macht zu beweisen, unterschätzt.

    Gaby Breitenbachs Buch beschreibt eine Parallelwelt organisierter Gewalt, deren Existenz mir bisher so noch nicht klar war:

    Dennoch, diese parallele Schattenwelt ist keine Erfindung schreckensgeiler Therapeuten und nicht die Ausgeburt eines perversen Verfolgungswahns. Sie ist Folge eines immer größer werdenden Marktes für sadistische Gewalt, die durch spezifische Medien oft bagatellisiert und schließlich dadurch hoffähig gemacht wird. Sie ist auch die Folge der immer weiter klaffenden Schere in einer Gesellschaft zwischen Menschen, die mit ihren fehlenden sozialen Möglichkeiten nach unten aus der Gesellschaft herausfallen und solchen, deren Profit an der Gesellschaft weit überdurchschnittlich ausgeprägt ist. Extreme Gewalt ist auf beiden Enden der sozialen Skala zu finden. Lässt sich am “unteren sozialen Rand” eine Erklärung der öffentlich sichtbaren, oft eruptiven und unorganisierten Gewalt in fehlender Teilhabe an der Gesellschaft, Frustabbau usw. finden, so existiert sie als organisierte Gewalt auf der anderen Seite der Skala, der “oberen sozialen Schicht”. Hier ist die Gewalt nicht-öffentlich, geleugnet, versteckt hinter gut verschlossenen Türen. Sie ist oft viel systematischer und lang anhaltender. Während jemand, der “unten” aus der Gesellschaft fällt, sich nicht mehr verpflichtet sieht, sich an Normen zu halten, scheint “oben” bisweilen die Idee vorzuherrschen, sich quasi als Übermensch ebenfalls nicht mehr verpflichtet zu sehen und zu glauben, “sich alles erlauben zu können”.


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    Gesellschaftliche und globale Dissoziation


    Je mehr ich mich mit dem psychischen Phänomen Dissoziation beschäftige, um so deutlicher erkenne ich Dissoziation auch gesellschaftlich & auf die ganze Menschheit bezogen. Was verstehe ich darunter?

    Dissoziation besteht ja darin, dass sich ein Mensch nicht als eine einheitliche Person erlebt, sondern als eine Zusammensetzung mehrerer, voneinander getrennter Personen, die z.T. voneinander wissen, z.T. auch nicht.

    Mich erinnert das an den Begriff der “Parallelgeselschaften”. Konkret fiel mir als erstes ein, was Rainer Voss in dem Film Master of the Universe über die Investmentbanking-Szene erzählt:

    Die Superreichen bleiben unter sich, schotten sich in ihren Ghettos vom Rest der Gesellschaft ab. Kaum einer der Bundestagsabgeordneten wohnt in einer Mietwohnung. Unliebsame Menschen werden, wie Gustl Mollath, in die Psychiatrie abgeschoben. SexarbeiterInnen gelten von vornherein als unglaubwürdig, und wer containert, als asozial. Dabei ist doch wohl eher das massenweise Wegwerfen noch genießbarer Lebensmittel als asozial einzustufen.


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