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Bedürfnisse/Bedürftigkeit, brauchen und frei sein
Der heutige Beitrag ist mehr eine ausführliche Fragestellung, weil es um einen scheinbaren Widerspruch geht, den ich bisher noch nicht auflösen konnte. Es geht um Bedürfnisse bzw. Bedürftigkeit auf der einen Seite und auf der anderen Seite darum, wirklich frei zu sein. Irgendwie gelingt es mir praktisch, mir sowohl meiner völligen Abhängigkeit und Bedürftigkeit bewusst zu sein und dabei gleichzeitig (innerlich) frei. Gedanklich sind das jedoch noch immer totale Gegensätze. Daher werde ich nun die ganze Thematik auseinander klamüsern & ausbreiten.
Fangen wir an mit Zitaten aus dem Artikel Geburtlich zusammen leben von Ina Praetorius. Was sie darin schreibt, lässt sich kaum bestreiten:
Nur ein paar Jahrzehnte, höchstens, sind wir, die Geborenen, fähig zu handeln, also ein Stück Welt zu gestalten, immer bezogen auf bedürftige Mithandelnde. Gleichzeitig bleiben wir eingebunden in die Matrix Welt. In fast jeder Hinsicht sind wir abhängig vom und von anderen. Keiner und keine von uns kann auch nur fünf Minuten ohne Luft überleben, oder eine Woche ohne Wasser. Von Luft und Liebe, Gemüse und Moral, von Geschichten, Traditionen und der Arbeit anderer leben wir, und schon bald werden wir eingehen in die Erde. Weit entfernt sind wir von der Fiktion, die Johann Gottlob Fichte die Selbstsetzung des Subjekts und Immanuel Kant Autonomie nannte.
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Big Data als verzweifelter Versuch, die Kontrolle zu behalten
Mit ein paar Monaten Verzögerung habe ich jetzt das Probeheft der Zeitschrift “Wirtschaftsinformatik & Management” durchgelesen, das sich kurz vor Edward Snowdens Enthüllungen mit dem Thema Big Data beschäftigt. Wenige Wochen später hätte diese Ausgabe vermutlich ganz anders ausgesehen… Der Artikel “Erstellung von Technologie- und Wettbewerbsanalysen mithilfe von Big Data” formuliert das Problem:
Vor dem Hintergrund globaler dynamischer Märkte und der täglich erlebten Informationsflut wird es immer schwieriger, den Überblick zu behalten. Alle Entscheider(innen) benötigen zusammenhängende und objektive Informationen, die schnell und kompakt Ein- und Überblick geben in der komplexen Welt der Datenflut.
Big Data ist letzten Endes nur mehr desselben, nämlich mehr Kontrolle bei der kleinen Minderheit der so genannten “Entscheider”, während die große Masse, die die eigentliche Arbeit tut, gerade nicht entscheidet. Durch Big Data soll das Informationsgefälle noch größer werden - wie auch NSA & Co. gerade demonstrieren. Das funktioniert aber nicht, wie Wolfgang Berger in seinem Buch Business Reframing erkannt hat:
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Wahre Liebe
Am Dienstag früh habe ich auf YouTube die Band Cäthe entdeckt & mir gleich mittags beide CDs gekauft. Eines meiner absoluten Lieblingslieder von Cäthe ist “Wahre Liebe”, das der perfekte musikalische Ausdruck dessen ist, was ich über die Monogamie geschrieben habe – “Ich halt doch keine Schmetterlinge an Leinen”:
Versteh mich nicht falsch,
wenn ich sage Lass mich losIch mein’ damit nicht dass ich dich nicht liebe
Ich lieb’ dich sehr und das spürst du auchWart’ nicht drauf, dass ich sage
Kommst du bitte zu Tisch
Kommst du bitte ins Bett
Kannst du bitte mit mir lachen, kannst du bitte mit mir weinen
Ich halt’ doch keine Schmetterlinge an Leinen
Keiner ist eine Insel
Doch wir haben alle einen Strand zum empfangen
Und ich bin glücklich wenn du mich besucht
Ich reich’ dir einen Vitamin-Cocktail dazu
Aber hörst du…
Du bist auch ohne mich was du mit mir bist
Ich bin auch ohne dich was ich mit dir bin
Und was wir erleben ist nicht für mich und nicht für dich
Wahre Liebe, die gehört uns nicht und wir sind
Wahre Liebe, wahre Liebe
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Die Partei der Besserverdienenden will Vermögen begrenzen
Dieses FDP-Wahlplakat war der Anlass, dass ich meinen Artikel zur volkswirtschaftlichen Saldenmechanik endlich mal geschrieben habe:
Da den Staatsschulden gerade die Vermögen der Privaten entsprechen, fordert die FDP also eine Begrenzung der privaten Vermögen (eine Guthabenbremse).
Endlich mal eine vernünftige Forderung der FDP - auch wenn ihr das sicherlich nicht bewusst ist! ;-)
Vielleicht fühlt sich ja jemand berufen, Rainer Brüderle ein Exemplar von Wolfgang Stützels Volkswirtschaftlicher Saldenmechanik zukommen zu lassen… Als Einstieg für einen vielbeschäftigen Wahlkämpfer gibt es außerdem das “Executive Summary”.
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Saldenmechanik und Guthabenkrise
Alle Welt redet von der Schuldenkrise, dabei haben wir natürlich spiegelbildlich auch eine Guthabenkrise, was aber fast niemand sehen will. Aus volkswirtschaftlicher Sicht stellen sich nämlich viele Sachverhalte ganz anders dar als aus der betriebswirtschaftlichen Einzelsicht. Die volkswirtschaftliche Saldenmechanik von Wolfgang Stützel befasst sich im Wesentlichen mit der Anwendung buchhalterischer Grundsätze auf die Volkswirtschaft. Zu jeder Buchung gibt es eine Gegenbuchung; des einen Schulden sind des anderen Vermögen, und umgekehrt.
Wiederum über die Geldsystempiraten habe ich mich nun ausgiebig mit der Saldenmechanik befasst. Als Einstieg dient dabei Jörg Buschbecks Video im Vorfeld des Mumble-Grillfestes.
Über Schattenarbeit hatte ich ja letztens schon im Zusammenhang mit den Geheimdiensten geschrieben.
Sein Konzept der Monetative hatte ich im Beitrag über das Vollgeld als brauchbare Alternative kurz angedeutet, heute gibt’s die Einzelheiten. Die Mumble-Podiumsdiskussion bei den Geldsystempiraten geht über 2 Stunden, lohnt sich aber genau so wie der Mumble-Mitschnitt zum Zins. Meine Lieblingsformulierung ist die von den Geldsystempiraten als “Breitband-Anti-Idiotikum”. :-D
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Bradley Manning: Lehren für Whistleblower und Journalisten
Dass Bradley Manning bzw. inzwischen Chelsea Manning nun zu 35 Jahren Gefängnis verurteilt worden ist, habe ich zum Anlass genommen, mal das Protokoll seines Chats mit Adrian Lamo zu lesen. Da macht er sich komplett nackig vor Adrian Lamo, & man erfährt eine ganze Menge über seine persönlichen Hintergründe.
Im Gegensatz zu Snowden wird Putin für Manning keine Sympathien hegen…
Es ging ihm offenbar ziemlich dreckig zu der Zeit. Trotzdem war es im Rückblick sein größter Fehler, sich Lamo (oder überhaupt jemandem) anzuvertrauen.
Daraus ergeben sich ein paar Lehren für Whistleblower: Du kannst sehr, sehr einsam sein in so einer Situation. Aber 35 Jahre im Militärgefängnis sind wahrhaftig auch kein Zuckerschlecken. Ich empfehle daher folgende Verhaltensregel: Leake deine Dokumente & dann halte still. Kein Wort zu niemandem. Wenn’s sein muss bis an dein Lebensende.
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Paranioamodus off - Geheimdienste abschaffen
Wenn ich bisher vielleicht noch vereinzelte Anflüge von Zweifeln daran hatte, dass Geheimdienste vollkommen unnütz sind, so hat mich Alternativlos Folge 8 nun endgültig überzeugt, dass alle diese Einrichtungen sofortigst abgeschafft gehören. In einem Sinne beruhigt das, denn mit Fefe sage ich, “dass unser bester Schutz vor dem Unterdrückungsstaat die Inkompetenz der Unterdrücker ist.” Insofern sollte statt des Parlamentarischen Kontrollgremiums lieber mal der Bundesrechnungshof die deutschen Geheimdienste durchchecken. Mein Tipp: Es wird sich herausstellen, dass es sich dabei zu 98% um Verschwendung von Steuergeldern handelt. Auch beim Bund der Steuerzahler ist das Thema vollkommen unterbelichtet.
Die Geheimdienst-Beschäftigten sollten dann alle erst mal auf das Krankheitsbild Paranoia überprüft werden. Das scheint regelrecht eine Art Zugangsvoraussetzung für die Dienste zu sein.
Unter ähnlichen Symptomen leiden übrigens viele Geheimdienstkritiker bzw. -gegner, die aus ihrer Paranoia heraus empfehlen, sich mit den gleichen Methoden vor den Geheimdiensten geheim zu halten.
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Die Essenz von Wortlaut und Klang ist das Nichts
Der Introtext von Orange auf dem Ancient Trance Festival in Taucha stammt aus den Upanishaden:
Die Essenz aller Wesen ist die Erde, Die Essenz der Erde ist das Wasser, Die Essenz des Wassers sind die Pflanzen, Die Essenz der Pflanzen ist der Mensch, Die Essenz des Menschen ist die Rede, Die Essenz der Rede ist das heilige Wissen, Die Essenz des heiligen Wissens ist Wortlaut und Klang, Die Essenz von Wortlaut und Klang ist das Nichts.
Es war ein ganz besonderes Erlebnis, in diesem Bewusstsein mich von dem Orange-Klanggewitter durchschütteln zu lassen. Die Essenz von Wortlaut und Klang ist das Nichts. Ich habe ein paar Mal innegehalten & bin ganz still geworden inmitten der tobenden Massen & des Sounds von der Bühne, um mir das noch mal mehr zu vergegenwärtigen.
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Anonymisierungs-, Verschlüsselungs- u.ä. Software: am Ende bleibt doch nur Vertrauen
Eigentlich ist die c’t ja definitiv meine Lieblings-Computerzeitschrift. Aber ihr Privacy-Wahn wird langsam kindisch. In der Ausgabe 16/2013 gibt es eine große Artikelserie, mit welchen Mitteln man vermeintlich der NSA-Überwachung entgehen kann. Das sind zwar schon mal deutlich realistischere Tipps als in Computer Bild, aber es ist überhaupt nicht konsequent zu Ende gedacht.
Das hole ich hiermit nach: Im Artikel über Verschlüsselung schreiben sie, dass man Programme wie GnuPG oder TrueCrypt selbst kompilieren sollte, um sicher zu sein, dass in fertig kompilierten Downloads keine Hintertüren drin sind. Das ist so weit grundsätzlich richtig. Aber es geht ja weiter: Kann ich sicher sein, dass der Microsoft C-Compiler nicht extra für Verschlüsselungsprogramme eine Erkennungsfunktion hat und dann doch noch eine Hintertür einkompiliert, auch wenn der Quelltext an sich sauber ist? Und überhaupt, den Quelltext müsste ich mir natürlich vorher gründlich durchlesen, um auch wirklich sicher zu sein. Doch das ist noch längst nicht alles. Schließlich will ich das Programm (ob selbst kompiliert oder fertig heruntergeladen) ja auch auf meinem Rechner ausführen. Handelt es sich dabei aber um ein proprietäres Closed Source-System wie Windows oder OS X, dann kann noch vor der Verschlüsselung - jedenfalls theoretisch - das Dateisystem oder der Festplattentreiber meine zu verschlüsselnden Daten mitlesen und Beliebiges damit anstellen (außer bei der TrueCrypt-Systemverschlüsselung).
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Ich habe nichts zu verbergen
Dieser Satz wird zur Zeit, angesichts der Enthüllungen von Edward Snowden, von vielen Menschen entweder im Brustton der Überzeugung ausgesprochen oder aber als vermeintlich haltlos und naiv zerpflückt.
Ich meine ihn völlig ernst und stehe dazu. Warum?
Nun, vor wem oder was sollte ich denn letzten Endes etwas verbergen können, wo die Welt doch 1 ist? Was im Bereich von Geheimdiensten und Überwachung passiert, gehört zu dem umfassenden Paradigmenwechsel, der gerade ringsum stattfindet. Nur solange wir der Illusion anhängen, von allem abgetrennte Einzelwesen zu sein, ist so etwas wie Privatsphäre oder Geheimnisse überhaupt denkbar.
Auch die Geheimdienstkrise ist also letztlich eine Krise des Bewusstseins. Wobei “Krise” hier die ursprüngliche Bedeutung des Wortes meint: Ein Wendepunkt. Es geht weiter, und mit den Worten von Rainer von Vielen: Es gibt kein Zurück!
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