Nach der Rebellion ist vor der Rebellion

Zwar bin ich die letzten Wochen hauptsächlich mit ganz anderem als Extinction Rebellion beschäftigt, es bewegt mich aber natürlich weiterhin. Der Anlass für diesen Beitrag ist ein wirklich toller, ausführlicher Blogbeitrag der Interventionistischen Linken (IL): Extinction Rebellion (XR) – Eine solidarische Kritik der Interventionistischen Linken.

Besonders freut mich, dass es sich wirklich um solidarische Kritik handelt, denn es gab auch viel unsolidarische Kritik von linker Seite an XR. Die IL schreibt nun

Nur gemeinsam können wir eine machtvolle, weil plurale, miteinander streitende und doch solidarisch zusammenstehende Klimagerechtigkeitsbewegung aufbauen. Aus dieser Überzeugung heraus stellen wir uns entschieden gegen die Spaltungsdynamik, die in den letzten Wochen auch von Teilen der (radikalen) Linken angeheizt wurde. Dem vielfach überzogenen und selbstgerechten Shitstorm gegen Extinction Rebellion (XR) wollen wir eine hoffentlich konstruktive Rückmeldung unserer Wahrnehmungen entgegensetzen. Ihr habt uns und andere Gruppen wiederholt um Kritik gebeten und erkennbar versucht, aus Fehlern, wie sie gerade für eine junge Bewegung nicht überraschend sind, zu lernen. Wir sind insofern zuversichtlich, dass ihr unsere Anregungen ernst nehmt und wir die Diskussion und Zusammenarbeit fortsetzen und intensivieren können.

Im Podcast Logbuch:Netzpolitik haben Tim Pritlove & Linus Neumann just am 7. Oktober eine Folge veröffentlicht, die sich schwerpunktmäßig um XR und die Auseinandersetzung mit anderen Linken dreht. Dabei fällt ein wunderschöner Satz:

Es gibt nichts Schlimmeres für einen wertkonservativen Linken, als eine neue Gruppierung, die die eigene Deutungshoheit angreift.

Die IL ist in diesem Sinne offensichtlich nicht wertkonservativ. ;-)

Ich finde übrigens auch die Kritik von Rechts bedenkenswert, hier speziell die dreiteilige Reihe in Sezession im Netz zu XR:

Der Fokus auf angstmachende Informationen gefällt mir überhaupt nicht bei XR, das passt auch nicht zur regenerativen Kultur, die ja aus meiner Sicht das Alleinstellungsmerkmal der Bewegung ist. In der Hinsicht hat mir Charles Eisenstein in seinem Vortrag am Abend des 7. Oktober noch mal die Augen geöffnet. Er hat vor gut einem Jahr ein ganzes Buch zur Klimakrise veröffentlicht, in dem er (wie üblich) eine ganz andere Perspektive auf das Thema einnimmt. Auf Deutsch gibt es von ihm den Artikel Klimawandel – ein größerer Zusammenhang (auch sein Buch wurde ins Deutsche übersetzt):

Wenn wir darin übereinstimmen, dass das Überleben der Menschheit auf dem Spiel steht, ist jedes Mittel gerechtfertigt, und alle anderen Anliegen - etwa die Reform der Gefängnisse, die Unterbringung von Obdachlosen, die Betreuung von Autisten, die Rettung misshandelter Tiere oder der Besuch Ihrer Großmutter - wird zu einer ungerechtfertigten Ablenkung vom einzig wichtigen Ziel. Auf die Spitze getrieben, bedeutet das, dass wir unser Herz für das, was sich gerade vor unseren Augen abspielt, verschließen müssen. Es ist keine Zeit zu verlieren! Alles steht auf dem Spiel! Es geht ums Ganze! Wie das der Logik des Geldes und der Logik des Krieges ähnelt.

Dass dieser Schrecken des Klimawandels so gut zu unserer gewohnten Denkweise passt, sollte uns zum Innehalten veranlassen. Es bedeutet nicht, dass der Klimawandel nicht alarmierend ist oder dass der Mensch ihn nicht verursacht hat, aber es deutet darauf hin, dass unsere Herangehensweise an das Problem den psychischen und ideologischen Unterbau des Systems zu stärken vermag, das den Planeten verschlingt.

An diese Stelle gehört daher auch mein Beitrag Solidarität mit allen Wesen.

Auch in dem Punkt spricht mir Charles aus dem Herzen, dass mir der CO₂-Reduktionismus großer Teile der Klimaschutzbewegung & auch von XR viel zu kurz greift:

Die Erde ist ein komplexes, lebendes System, dessen Aufrechterhaltung der Homöostase von der widerstandsfähigen Wechselwirkung jedes lebenden und nicht lebenden Teilsystems abhängt. Ich vermute, dass die größte Bedrohung nicht die Treibhausgase sind, sondern der Verlust von Wäldern, Feuchtgebieten und marinen Ökosystemen. Leben erhält Leben. Wenn diese homöostatischen Beziehungen zusammenbrechen, sind die Folgen unvorhersehbar: möglicherweise eine globale Erwärmung oder auch eine globale Abkühlung oder die zunehmend instabilen Rotationen eines Systems, das außer Kontrolle gerät. Dies ist die Bedrohung, mit der wir konfrontiert sind und da es sich um eine multifaktorielle und nichtlineare Bedrohung handelt, können keine linearen Strategien zur Reduzierung der CO2-Emissionen eingesetzt werden. Ja, wir sollten den direkten CO2-Ausstoß reduzieren - der Verlust des homöostatischen Gleichgewichts wird durch die Erhöhung des Energiedurchsatzes in einem dissipativen System noch verstärkt - aber das Hauptaugenmerk muss auf die Gesundheit der menschlichen und natürlichen Systeme auf allen Ebenen gelegt werden, bis hin zur lokalen und persönlichen Ebene.

Prinzip Nr. 5 von XR besagt “Reflexion und Lernen sind uns wichtig”. Da sehe ich uns auf einem guten Weg, dafür, dass es ja eine wirklich noch sehr junge Bewegung ist.

Zum Schluss die obligatorische Szene aus Das Leben des Brian (die auch im Logbuch:Netzpolitik zitiert & verlinkt wird):

Nachtrag: Derweil in Berlin: Nicht mehr als ein Klimanotständchen.

Nachtrag vom 11.10.: Auf der XR-Seite gibt es einen Blogbeitrag Extinction Rebellion - Was wir aus Hallam lernen können. Darin finden sich klare Worte:

Die nächsten Schritte sind eindeutig. Wir müssen die bisherige Distanzierung von Roger Hallam konsequent weiterdenken. Statt uns zu verteidigen oder den Kopf einzuziehen, müssen wir diese Möglichkeit ergreifen, einen Lernprozess anzustoßen. Dabei gilt es fundierte Kritiken und Expert*innenmeinungen einzufordern und anzunehmen. […]

Für uns ist klar: Dies ist nicht die richtige Zeit für Personenkulte, Selbstverteidigung und Spaltung. Es ist die Zeit für Erinnerung, Reflexion und Weiterentwicklung. Es ist die Zeit für Menschlichkeit. Und es ist Zeit für Roger Hallam zu gehen.

Nachtrag vom 19.10.: Ein sehr lesenswerter, ebenfalls solidarischer, Artikel über die Fehler in der Theory of Change von Extinction Rebellion ist The flawed social science behind Extinction Rebellion’s change strategy von Nafeez Ahmed.

XR has proven to be one of the most successful, effective and well-organised social protest movements in recent years, and is certainly proving to be one of the most effective on climate activism. It’s definitely doing something right. I believe it is one of the most important movements to have emerged in recent years. […]

Unfortunately, XR is at risk of alienating the mass support it has built up, and aspires to continue to build up, due to a defective theory of change based on limited and selective readings of the relevant social science literature. That theory of change has been derived by arbitrarily lifting particular methods from historically-specific socio-political contexts, the implications of which are largely ignored in the execution.

My conclusion is that, based on a straightforward sociological analysis, this approach creates major faultlines which reduce the likelihood of success; and further, that XR has actually not really understood the research it is relying on. Despite ostensibly being derived from studies of nonviolent movements around the world (overwhelmingly though not exclusively by people of colour), the most important learnings from these movements have been overlooked by XR. And because the resulting active theory of change underpinning XR’s core strategy is so impaired, this strategy is likely to backfire.

Er beschreibt, warum weder die amerikanische Bürgerrechtsbewegung noch der gewaltfreie Widerstand Gandhis in Indien als Vorbilder für eine Klimarebellion (in Westeuropa) taugen:

These movements were designed to disrupt an existing, highly visible regime of repressive violence, which was actively engaged in violence against the subject communities at the heart of the movement, and which already therefore lacked legitimacy in the hearts and minds of those communities. Both were cases of resistance by people of colour against systems of white supremacism. In both cases, disruption actions aimed at directly increasing the costs of the repressive violence that those communities were resisting.

Hence, they were successful because the institutions they disrupted were precisely the institutions of violence that needed to be overwhelmed by mass disruption in order for them to change, so that the costs of continuing that repressive violence would be increasingly difficult to sustain or justify.

This model cannot be simplistically transplanted to the modern Western context, where structures of power are far more complex, repression more invisible, and the institutions being targeted have no intuitively obvious connection to the demand being made.

Auch die immer wieder genannten ominösen 3,5% der Bevölkerung, die es angeblich für einen Systemwandel brauche, nimmt Ahmed auseinander:

Chenoweth’s figure derives from a database comparing nonviolent and violent resistance strategies predominantly aimed at producing “regime change”, largely in conflict settings concerning authoritarian regimes.

The 323 cases studied by Chenoweth involved “resistance to repressive regimes or occupations, or in support of secession” — in other words, they involved resistance to regimes that actively invoked domestic violence against opposition forces, which therefore drew on an already existing groundswell of discontent. Not only did very few of these cases involve overthrow of a democracy, none of them involved successful nonviolent efforts to overthrow or change a Western liberal democracy. […]

There is also a geopolitical context to the ‘3.5 percent rule’ that XR ignores — which is that it was of interest to the US foreign policy establishment in relation to targeting governments the US disliked.

Mit anderen Worten, da geht es um regime change à la USA:

Chenoweth’s main contribution to this subject is a book published by Columbia University Press. The book, Why Civil Resistance Works: The Strategic Logic of Nonviolent Conflict, is co-authored with Maria Stephan, who at the time of its publication was lead foreign affairs officer in the US State Department’s Bureau of Conflict and Stabilization Operations (CSO). Her last assignment involved engaging with Syrian opposition groups in Turkey, and she had previously worked in Afghanistan on civil-military planning.

So jemand zitiert man doch gern als Quelle für die Strategie einer Graswurzelbewegung!!1! Farbrevolutionen, my ass!

Auch theoretisch taugt die Studie deshalb wenig:

The major problem here is that because of the ideological focus of Chenoweth and Stephan’s research — to identify the efficacy of nonviolent resistance in the context of its usefulness for American policymakers (the book is impartial throughout but concludes with a handy list of recommendations for US diplomats) — this focus means that the way in which they examine historical cases is often inherently misleading. Instead of trying to understand and study the detail of these cases, the authors seek only to abstract from them the tools they want.

Und mehr als das, sie ist sogar in einem neokolonial-imperialistischen Geist geschrieben:

And one reason for that is as follows. These scholars have developed their research in an Eurocentric context which has sought to interpret disparate global struggles as efforts to ‘join’ a Western-dominated liberal world system, rather than to resist and subvert it. As a consequence, they fail to learn from social movements across the Global South which have elevated values like human dignity, material self-sufficiency, and local autonomy.

Es kommt dann auch noch dazu, dass Roger Hallam die Studie nur sehr selektiv gelesen hat:

The other problem is that Hallam does not really absorb the key lessons that can be found from Chenoweth and Stephan’s findings on the nonviolent resistance strategies they examine. Of the 323 cases they study, all of them involved opposition forces using a wide range of different strategies with mass arrests figuring as just one potential approach — that would only work in the right circumstances. Most successful cases required a wide diversity of strategies building on years of community mobilisation, unlike XR’s current fixation on mass arrests.

Gerade in Demokratien funktioniert ziviler Ungehorsam nicht so gut wie in repressiven Regimen:

This question is even more pertinent given that Chenoweth and Stephan quote and affirm Rutgers University sociologist Kurt Schock’s conclusion that nonviolent strategies don’t work as well in democracies as they do in non-democratic regimes — a finding largely corroborated by their data.

Weiter zu einer weiteren Quelle von Hallam, Gene Sharp:

As with the cases studied by Chenoweth and Stephan, Sharp’s theory of change is focused narrowly on one goal: undermining the legitimacy of an existing overtly authoritarian regime, in order to effect regime change. But there is no evidence that this procedure implies that the British neoliberal state would capitulate in the face of, to quote Hallam, thousands of arrests. Sharp’s work does not prove that such a narrow strategy, absent a context of grassroots community-organising in the city being disrupted, is a game-changer. And Sharp’s case studies confirm that his change strategies can only develop sufficient mass momentum to be successful if the disruption to be executed is embraced as legitimate by the communities impacted by the disruption.

Der Knackpunkt (den Roger Hallam völlig ausblendet) ist, breite Unterstützung in der Bevölkerung für Aktionen zu bekommen:

And this is the key inflection point present in Sharp’s model that is missing from Hallam’s decontextualised selective reading of it – how to ensure that local communities continue to support the disruption action as the state radicalises its responses.

Damit wären wir wieder bei der Solidarität mit allen Wesen, wo ich ja u.a. schon die Unterstützung laufender Arbeitskämpfe durch die Klimagerechtigkeitsbewegung angemahnt habe. Wie rufen doch die Fridays so zutreffend?

Streik in der Schule, Uni und Betrieb – das ist unsre Antwort auf eure Politik!

Und apropos Fridays (for Future meine ich natürlich) – die tun sich ja seit November mit Ende Gelände zusammen. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?!

Noch mal zurück zum Artikel von Nafeez Ahmed. Er kommt unweigerlich auch auf Rang und Privilegien bei XR zu sprechen:

In this context, criticisms of XR’s approach to diversity have far greater import than might normally be assumed. The diversity problem means that the race and class privilege of XR’s core organisers basically means they have very little engagement with the communities whose support they require to be effective in building a mass movement.

Da freue ich mich um so mehr, dass die Bewegungsstiftung gerade (neben vielen anderen) auch eine Kampagne des „BIPoC Environmental & Climate Justice Kollektiv Berlin“ fördert. Die haben auch einen Workshop beim XR-Klimacamp gehalten.

Übrigens habe ich im Zuge meiner Recherchen für diesen Beitrag Rise Up – das Berliner Klima-Antira-Netzwerk entdeckt.

Allein 2018 gab es über 200 dokumentierte Fälle von ermordeten Umweltaktivistinnen und -aktivisten im globalen Süden. Wie kann es sein, dass weltweit kaum jemand einen Namen dieser Aktivisten kennt? Sich hier zu solidarisieren, ist ein wichtiger Schritt in Richtung Klimagerechtigkeit.

Joschua Wolf von FFF Berlin zitiere ich mal vollständig:

Oft habe ich jetzt diese Kritik gehört: Die Klimagerechtigkeitsbewegung ist vor allem weiß und privilegiert. Das stimmt, People of Colour und Menschen aus weniger privilegierten Familien sind auf unseren Protesten stark unterrepräsentiert. Aber das Bewusstsein dafür ändert sich. Bei Ende Gelände und Extinction Rebellion haben sich antirassistische Arbeitsgruppen gebildet, wir wollen gemeinsam Strukturen hinterfragen. Die Vernetzung auch mit den Seenotrettungs-Initiativen und migrantischen Gruppen ist für uns ein Anfang. Aber unsere Analyse muss noch viel tiefer gehen: Die Auswirkungen von Kolonialismus und Kapitalismus sind Randthemen in der Schulbildung und im öffentlichen Diskurs. Neu politisierte junge Menschen aufzuklären, unsere eigenen Privilegien immer wieder zu hinterfragen – das muss langfristiges Ziel sein. Die Geschichte der Klimakrise ist auch eine Geschichte der Unterdrückung und Ausbeutung. Der globale Norden profitiert doch von menschenunwürdigen Bedingungen im globalen Süden. Wenn wir nicht nur in Sprechgesängen „Climate Justice“ fordern, sondern Klimagerechtigkeit wirklich leben wollen, muss die Klimabewegung auch Teil antikolonialer Bewegungen werden.

Der restliche Artikel von Nafeez Ahmed zeigt mir, dass XR UK offensichtlich deutlich hierarchischer und top-down aufgebaut ist als XR Deutschland, wo mich ja gerade das Selbst Organisierende System so begeistert:

XR is a decentralised organisation but that doesn’t mean it has no ‘centre’. It has been founded, led and designed by a small number of people who are predominantly (though not exclusively) white and middle class.

Er kommt zu dem naheliegenden Schluss

People of colour and working people need to be integrated directly into XR strategy and decision-making processes, not just permitted to get involved in a tokenistic fashion incapable of acting ‘upwards’ on how XR as a whole defines itself, understands the crisis, and formulates change actions.

That has to come part and parcel with a concerted community-organising strategy that involves adapting to, consulting and engaging with individuals, groups and networks that can allow XR to reach across social, cultural and class divides, to enfranchise diverse communities — especially in cities, localities and nations where XR is planning or organising disruption actions.

That also requires diversifying the range of nonviolent strategies adopted. ‘Mass arrests’ is only one very specific tactic relevant to particular circumstances. […]

Gene Sharp derived hundreds of other nonviolent strategies which can be deployed to maximise the movement’s capacity not just to target and disrupt different sectors, but to fully enrol minority groups in designing and engaging in successful high-impact public actions. Many of these strategies could have far-reaching and more powerful impacts, while also being inclusive and enfranchising a wide variety of communities.

Wiederum freut mich, dass die Bewegungsstiftung im Oktober eine Bewegungskonferenz veranstaltet hat, wo sich die vielen unterschiedlichen sozialen emanzipatorischen Bewegungen kennenlernen & austauschen konnten. Davon braucht es mehr!

Der Fokus von XR auf die Regierungen schmeckt mir als Anarchisten natürlich überhaupt nicht. Auch dazu äußert sich Nafeez Ahmed:

It is paramount that XR connects directly to individuals and groups involved in all critical sectors that need transformation to avoid, mitigate and adapt to climate catastrophe. In this sense, XR needs to explicitly and systematically broaden its conceptualisation of “the regime” which it is disrupting far beyond that of the state.

This is especially because a vast body of data shows that the modern Western democratic state is not actually the locus of power and political decision-making, and therefore choosing to focus on disrupting that state is likely only to trigger those wider networks of power to radicalise and militarise the state, while deploying propaganda to legitimise that radicalisation.

Zum Ende des Artikels wird es richtig spannend, da schlägt er vor, als Kernaktivität von XR die kollektive Intelligenz zu fördern & zu vernetzen:

In short, this indicates that XR should prioritise cultivating direct sympathetic ties with the most critical sectors of the existing system which XR wants to change. This is so that channels of communication offer opportunities for education, sympathetic defection, and thus opportunities for those who ‘defect’ to not simply ‘join XR’, but — even more effectively — to do so while remaining within their institutions and working to transform them from within through internal actions which can also be supported by wider XR platforms.

Und er verlinkt eine systematische Aufstellung der Hebelpunkte eines Systems von Donella Meadows:

Therefore, these strategies need to be deployed in a targeted way based on understanding the key leverage points in the existing system — that means focusing actions on disrupting the powerful, not the powerless, with an emphasis on the primary centres of power driving the climate crisis.

These are the same centres of power deepening inequalities, debilitating public services, sowing divisions, and essentially destabilising human social, political and economic systems.

Also:

This means that XR can become a locus point for two types of activity: disruption actions, as well as engagement actions; all of which need to be carefully directed at key system leverage points — and in a way which galvanises diverse grassroots communities especially in the cities where actions are organised.

Only such a multi-pronged approach can accelerate the prospect of system change, by ensuring that XR is capable of evolving into a genuine and organic people’s movement.

Nachtrag vom 28.12.: Sehr sehenswerter Vortrag beim 36C3 – Server Infrastructure for Global Rebellion. Der technische Teil geht los ab 22:52.

Nachtrag vom 22.01.2020: Ganz im Sinne der Solidarität mit allen Wesen gibt es seit kurzem die Workers for Future. Nach etwas suchen findet man auch ihre Website.

Nachtrag vom 23.01.2020: Ich hatte ganz vergessen, an dieser Stelle das Aktionsbündnis By 2020 We Rise Up zu erwähnen.

Nachtrag vom 18.02.2020: Warum unser Gehirn darauf programmiert ist, die Klimakrise zu ignorieren und was das für die Geschichte bedeutet, die XR erzählt.

Nachtrag vom 13.03.2020: Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie habe ich deutlich gemacht, dass ich nicht bereit bin, grundlegende Bürgerrechte für Klimaschutz zu opfern. Ausserdem gefällt mir nicht, dass XR Forderungen an den Staat richtet.

Nachtrag vom 01.09.2020: Schon im Januar hatte Charles Eisenstein einen Text geschrieben, der jetzt ins Deutsche übersetzt wurde. Darin bestätigt er mein Unbehagen, dass XR Forderungen an den Staat richtet:

Wenn wir etwas als Forderung verpacken, vertiefen wir die bestehenden politischen Machtverhältnisse. Wir beschränken das, was wir erreichen können, auf das, was in der Macht der politischen Amtsträger steht. Wir ermächtigen jene, die wir für mächtig halten, und wenn sie unser Ultimatum nicht erfüllen, erklären wir sie automatisch zu Feinden.

Nachtrag vom 08.10.2020: Ein Bekannter schreibt in seinem Blog über extinction rebellion 2020 – ganz subjektiv. Seine gemischten Gefühle teile ich; diesen Herbst habe ich gar nicht mitrebelliert, meine Bezugsgruppe (die es immer noch gibt) auch nicht.