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    Besorgte Bürger


    Liebe Bürger dieses Landes, ich bin auch besorgt. Es gibt gute Gründe, besorgt zu sein, es läuft einiges schief in diesem Land. Ja, und ich habe auch Angst, wie das so weitergehen soll. In Deutschland sind die Vermögen besonders ungleich verteilt. Die reichsten 10 Prozent der Deutschen besitzen laut einer Studie der OECD fast 60 Prozent des gesamten Nettohaushaltsvermögens, die ärmsten 60 Prozent hingegen nur 6 Prozent. Ihr sorgt euch zu Recht um eure Zukunft, um euer wirtschaftliches Auskommen. Es sind nicht die Flüchtlinge, die dieses bedrohen. Es ist unser Geld- und Wirtschaftssystem, das automatisch wenige Superreiche und eine große Masse von Menschen produziert, die gerade so über die Runden kommen. “Wohlstand für alle” ist in diesem Wirtschaftssystem eine infame Lüge. Die breite Masse verliert immer. Auch der Satz “Schulden muss man doch zurückzahlen” gehört dabei zur Propaganda des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Das muss nicht so bleiben, Alternativen gibt es genug. Wenn wir uns mit unseren Sorgen an diejenigen richten, die ohne eigene Leistung von ihrem Geldvermögen leben können, bewegen wir mehr, als wenn wir auf den Schwächsten rumhacken. Dadurch ändert sich nämlich nichts, die Ausbeutung geht ungehindert weiter. Bernt Engelmann hat schon 1972 in seinem Buch Das Reich zerfiel, die Reichen blieben. Deutschlands Geld- und Machtelite gezeigt, dass die Vermögen der Reichsten auch Weltkriege unbeschadet überstehen. Und, wie aus dem Wikipedia-Artikel hervorgeht: “Das reichste Prozent erwirbt sein Vermögen zu etwa 80 % aus Erbschaften”. Mit einer Leistungsgesellschaft hat das nichts zu tun.


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    Vorboten einer neuzeitlichen Völkerwanderung


    Dieser ausführliche Artikel eines ehemaligen Asylrichters beinhaltet in meinen Augen die gesamte Breite und Tiefe dessen, was wir unter der Bezeichnung “Flüchtlingswelle” derzeit erleben:

    Vorboten einer neuzeitlichen Völkerwanderung

    Nur ein paar kurze Ausschnitte:

    Was wir derzeit in TV-Bildern sehen, sind Flüchtlingsströme von Arm nach Reich und solche aus Kriegsgebieten in vermeintlich sichere Zufluchtsorte. Wir, die alteingesessenen Bewohner der wohlhabenden und befriedeten Länder Europas, müssen diese Entwicklung nicht schön finden. Doch darauf kommt es überhaupt nicht an. Denn niemand fragt uns nach unserer Meinung. Die Elenden und Verzweifelten dieser Welt machen sich einfach auf den Weg.

    All denen, die über Neuankömmlinge die Nase rümpfen und „den ganzen Haufen“ postwendend zurückschicken wollen, sei angeraten, sich in einer ruhigen Stunde zu überlegen, was sich in unserem Land verändern müsste, damit sie sich selbst zu einer hochriskanten Reise ins Ungewisse entschließen.


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    Wir sind nicht zu viele - Wir sind nur zu blöd!


    Die Diskussion um meinen Beitrag Äußeres Wachstum bremsen, inneres beschleunigen hat mich dazu veranlasst, noch mal klarzustellen, dass ich nicht technologischen Fortschritt an sich ablehne, sondern Fortschritt in bestimmten Bereichen sogar sehr befürworte. Wenn ich von “Wachstum” rede, meine ich gar nicht wissenschaftlich-technologischen Fortschritt, sondern im Sinne von Charles Eisenstein das Wachstum der Geldsphäre. In unserem heutigen Geldsystem bedeutet wirtschaftliches Wachstum zwangsläufig mehr desselben. Denn Geld ist ein eindimensionaler Maßstab, es gibt nur entweder mehr oder weniger Geld. “Wirtschaftswachstum” bedeutet daher “mehr Geld”. Das Bruttoinlandsprodukt ist eine einzige Zahl, und wenn diese Zahl größer wird, wächst die Wirtschaft. Wofür wir dieses mehr Geld verwenden, spielt dabei gar keine Rolle. Genauer gesagt wird Geld “investiert” in Unternehmen, die am Ende mehr Geld versprechen. Ob das Wirtschaftswachstum dadurch zustande kommt, dass die Leute nun jedes Jahr statt alle zwei Jahre ein neues Smartphone kaufen, oder ob sich ein neues Cradle to Cradle (C2C)-Smartphone durchsetzt, ist egal, weil die eine Zahl diese Unterschiede gar nicht abbilden kann.


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    Schöpfertrance


    Beim Nachdenken über das, was Charles Eisenstein im Kapitel 21 Arbeit im Geist des Schenkens schreibt, ging mir auf, dass Menschen neben der Opfertrance auch in eine Schöpfertrance fallen können. Diese besteht darin, zu glauben, das, was durch mich gekommen ist, sei “mein Werk, meine Schöpfung”. Dabei sagen ja schon die Worte im Deutschen aus, dass Schöpfer etwas aus dem großen Ozean der Möglichkeiten schöpfen, was dort schon vorhanden ist. Mit welchem Recht kann ich also behaupten, das sei “mein Werk”?

    Eisenstein schreibt dazu:

    Wir werden zum Instrument dessen, was wir schaffen. Sei es eine materielle, menschliche oder soziale Schöpfung, wir stellen uns in den bescheidenen Dienst an etwas, das schon existierte, sich aber noch nicht manifestiert hat. Daher hat der Künstler Ehrfurcht vor seiner eigenen Schöpfung.


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    Geschenke für den Iromeister


    Charles Eisenstein hat mich sehr inspiriert, den Geist des Schenkens zu leben. Aus diesem Grund gebe ich jetzt auch euch die Möglichkeit, mir etwas zu schenken. Das tue ich vorerst nur über PayPal, um zu testen, wie groß die Resonanz überhaupt ist. Alles weitere auf der Schenken-Seite. Kommentare erwünscht. :)

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    Grenzen setzen


    In dem insgesamt sehr tiefsinnigen Interview Autorität - Von Weisen und Halbwaisen bin ich, wie schon an vielen anderen Stellen, über das “Kindern Grenzen setzen” gestolpert. Da gilt es nämlich zu differenzieren, aus welchen Motiven Eltern ihren Kindern Grenzen setzen: Tun sie es, weil sie glauben, ihren Kindern damit etwas Gutes zu tun, ihnen zu helfen? Oder tun sie es, weil sie ihre eigenen Grenzen in der Beziehung mit ihren Kindern wahren wollen? Ersteres bedeutet ein Herrschaftsverhältnis, so wie es in der Geschichte der drei Bären zum Ausdruck kommt.

    Denn natürliches Wachstum erfordert es, die eigenen Grenzen selber auszuloten. Wenn ein Kind erlebt, dass seine Eltern ihm “Grenzen setzen”, hat es zwei Möglichkeiten: entweder es akzeptiert diese Grenzen, zähneknirschend oder mit den Schultern zuckend. Dann wird es nie wissen, was sich jenseits dieser Grenzen befindet. Oder es rebelliert dagegen und überschreitet diese Grenzen schon aus Prinzip. Dann kann es passieren, dass das Kind damit seine eigenen Grenzen so weit überschreitet, dass es sich selbst in unnötige Gefahr begibt.


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    Äußeres Wachstum bremsen, inneres beschleunigen


    Hinweis vom 11.08.: Weil das “bremsen” und “beschleunigen” als aktive Zwänge missverstanden wurden, ziehe ich den Schlusssatz an den Anfang vor. Wir müssen das innere Wachstum dafür gar nicht extra “anschieben”, auch wenn die Überschrift danach klingt, es geschieht ganz von selbst, wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf lenken. Gleichzeitig verlagern wir dadurch die Aufmerksamkeit vom äußeren Wachstum weg. Das geht ganz ohne Zwangsmaßnahmen, die ich bekanntlich ablehne.

    Beim Lesen des Buches Ganzheitlich handeln habe ich festgestellt, dass ich mit Ken Wilber einen prominenten Fürsprecher dieses Grundsatzes habe:

    Deshalb plädiere ich dafür, unsere Ressourcen verstärkt in unsere eigene Weiterentwicklung als Menschen zu stecken und weniger in die Weiterentwicklung von Technologien, die uns selbst ersetzen sollen.

    Den habe ich in meinem Shadowrun-Beitrag formuliert & im Beitrag zum Unabomber-Manifest wiederholt. Unter der Überschrift “Der Terror von morgen” schreibt Wilber:


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    Vom Misstrauen zur Verbundenheit – aber wie?


    Durch eine Diskussion auf Facebook ist mir bewusst geworden, dass Misstrauen ein zentraler Bestandteil der Geschichte vom eigenständigen und getrennten Selbst ist, von der Charles Eisenstein immer wieder spricht. Erzähle ich nun jemandem, der in dieser Geschichte lebt, die Geschichte vom Selbst in Verbundenheit, dann wird das das Misstrauen als erste Reaktion noch verstärken. Ich erscheine mindestens naiv, wenn ich nicht sogar heimtückisch den anderen übervorteilen will, indem ich ihn zu Großzügigkeit überrede und dann einfach abzocke. Mein ganzes Blog handelt ja davon, dass ich ausgezogen bin, zuerst Vertrauen zu lernen und später dann zu üben. Das war ein langer weiter Weg für mich. Es wäre daher wohl wirklich naiv, von anderen zu erwarten, dass sie das mit einem Fingerschnippen schaffen.


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    Integrale Herausforderungen


    Ich lerne immer wieder dazu. Da ich mich explizit als einen Lernenden definiere, wäre es daher auch Grund zur Beunruhigung, wenn ich mal längere Zeit nichts lerne. :) In mehreren integralen Facebook-Gruppen lerne ich immer mehr über die integrale Theorie und Praxis. Aktuell lese ich sowohl Susanne Cook-Greuters Text über die neun Stufen des zunehmenden Erfassens (siehe dort) als auch Ken Wilbers Buch Ganzheitlich handeln. Darin wird mir erst so richtig klar, was es mit dem Integralen Denken und Handeln wirklich auf sich hat, dass das eben keine Spielerei für ein paar Auserwählte ist:

    Ich glaube, dass die wirklich notwendigen Revolutionen, die in der Welt von heute anstehen, nicht ein glorreicher kollektiver Sprung in transpersonale Domänen, sondern die einfachen fundamentalen Veränderungen sind, die in den magischen, mythischen und rationalen Wellen der Existenz erreicht werden können. Menschen werden geboren und beginnen ihre Evolution durch die große Spirale des Bewusstseins, wobei sie sich vom Archaischen zum Magischen zum Mythischen zum Rationalen und vielleicht zum Integralen bewegen, und von da aus vielleicht zu wahrhaft transpersonalen Bereichen. Doch werden für jede Person, die sich ins Integrale oder noch höhere Wellen bewegt, Dutzende ins Archaische geboren. Die Spirale der Existenz ist ein großes, nicht endendes Fließen, das sich vom Körper zum Geist zur Seele zum GEIST erstreckt, wobei Millionen über Millionen ständig durch diesen großen Fluss von der Quelle zum Ozean fließen. Keine Gesellschaft wird sich jemals einfach auf einer integralen Ebene befinden, weil das Fließen unaufhörlich weitergeht (auch wenn sich der Schwerpunkt einer Kultur in der Tat nach oben verlagern kann, wie es im Verlauf der Geschichte geschehen ist – siehe mein Buch “Halbzeit der Evolution”). Das Hauptproblem bleibt bestehen. Die Frage ist nicht: Wie können wir es dahin bringen, dass jedermann ins Integrale oder höher gelangt?, sondern: Wie können wir für die Gesundheit der Gesamtspirale sorgen, da Milliarden von Menschen sie nach wie vor jahraus, jahrein von einem Ende zum anderen durchlaufen? Mit anderen Worten: Der größte Teil der zu erledigenden Arbeit besteht darin, die niedrigeren (und fundamentalen) Wellen im Kontext ihrer eigenen Bedingungen gesünder zu machen. Bei den wichtigsten Reformen geht es nicht darum, wie man eine Handvoll Boomer in die Sekundärschicht bringt, sondern wie man die hungernden Millionen in den grundlegendsten Wellen ernährt, wie man den heimatlosen Millionen auf den einfachsten Ebenen ein Dach über dem Kopf beschert, wie man den Millionen Gesundheitsfürsorge angedeihen lässt, die sie nicht haben. Eine integrale Vision ist tatsächlich eines der am wenigsten dringlichen Probleme auf der Oberfläche unseres Planeten.


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    "Schulden muss man doch zurückzahlen"


    In diesem Satz steckt unheimlich viel, darunter eine Menge Sprengstoff. Auch in Debatten um die Griechenlandkrise fällt er immer wieder. Deshalb nimmt in diesem Beitrag David Graeber eine zentrale Stellung ein, den ich bisher hier im Blog nur gestreift hatte. Mit dem Buch Schulden: Die ersten 5000 Jahre hat er einen wirklich dicken Schinken zum Thema geschrieben.
    Von Ökonomen wird oft kritisiert, dass er Schulden auch stark unter moralischen Gesichtspunkten analysiert. Dass der obige Satz so häufig fällt, gibt ihm Recht, die Ökonomen haben da einen blinden Fleck. Immerhin steckt schon im Wort Schulden die (auch moralische) Schuld. Und spätestens die Gläubiger als Gegenpol führen mitten in die Religion hinein.

    In einem Interview zu seinem Buch geht er, wie auch in der Einleitung des Buches, auf diesen Satz ein:


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