Schlagwort: zeitenwende

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    Keine Patentrezepte mehr


    Ich möchte an dieser Stelle mal deutlich kund tun, dass ich keinen Bock auf Patentrezepte habe. Damit meine ich Welterklärungsversuche nach dem Schema “Wir müssen nur [xyz], dann wird alles gut.” Von denen sind mir in meinem Leben schon genug begegnet: Wir müssen nur Gottes Gebote einhalten, dann wird alles gut (das war das erste solche Patentrezept in meinem Leben, an das ich mich erinnern kann) Wir müssen nur alle in Gemeinschaften leben, dann wird alles gut Wir müssen nur den Negativzins einführen, dann wird alles gut Wir müssen nur Vollgeld einführen, dann wird alles gut Wir müssen uns nur sexuell befreien, dann wird alles gut Wir müssen nur unsere Kinder frei aufwachsen lassen, dann wird alles gut Wir müssen uns nur konsequent biologisch & fair ernähren, dann wird alles gut Wir müssen nur ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen, dann wird alles gut Wir müssen nur unsere Produktion konsequent auf Cradle to Cradle umstellen, dann wird alles gut Wir müssen nur psychedelische Drogen legalisieren, dann wird alles gut Wir müssen uns nur die Produktionsmittel aneignen, dann wird alles gut die BüSo (siehe meine Reise ins Mysterium Geld) erdreistete sich sogar, mit dem Slogan Wir haben das Patentrezept!
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    Westliche Migranten


    Seit kurzem lese ich The Clash of Civilizations and the Remaking of World Order von Samuel Huntington, das wirklich eine Fülle von Hintergründen zur aktuellen Weltlage liefert. Vor allem sehr interessant, was er damals 1996 schon alles gesehen hat, was sich in der Zwischenzeit bewahrheitet hat (böse Zungen behaupten, das Buch sei eine Vorlage der US-amerikanischen Außenpolitik samt ihrer Geheimdienste, was allerdings nicht damit zusammenpasst, dass es einen gewissen Niedergang des Westens und der USA vorhersagt). Das Buch gibt es auch auf Deutsch unter dem Titel Kampf der Kulturen. Im achten Kapitel fiel mir gerade wie Schuppen von den Augen, dass die neuzeitliche Völkerwanderung im Grunde als das Zurückschwappen einer Welle von Menschen betrachtet werden kann, die über Jahrhunderte hinweg in die andere Richtung sich bewegt hatte.
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    Die Rekultivierung unseres Lebens


    Den letzten Absatz aus Das Ende der Megamaschine kann ich erst jetzt so richtig würdigen. Er handelt von der Rekultivierung unseres Lebens: Die Frage nach der Technik führt in dieser Perspektive weit über technische Fragen hinaus. Es geht darum, unsere ökonomischen Praktiken und unsere sozialen Institutionen, die in den letzten Jahrhunderten aus ihren kulturellen Zusammenhängen herausgelöst wurden, zu rekultivieren. Das gesamte gesellschaftliche Leben als Kultur zu begreifen (und nicht nur den kleinen Bereich abendlicher Konzert- oder Theaterbesuche) bedeutet, Arbeit als eine kulturelle Handlung wiederzuentdecken, die nicht nur Dinge herstellt, sondern auch Beziehungen und Sinn stiftet; das heißt auch, Bildung als etwas zu begreifen, das die Entfaltung der ganzen Persönlichkeit zum Inhalt hat – und nicht die Reduktion des Menschen auf einen möglichst reibungslos funktionierenden Teil im Wirtschaftsgetriebe.
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    Pleite als Metamorphose?


    Die neue Oya-Ausgabe 41 hat mich voll erwischt, als ich sie auf dem Klo anfing zu lesen. Zuerst fiel mir die Parallele auf, dass sich nicht nur die Oya in einer Metamorphose befindet, sondern auch die Menschheit als Ganzes. Die wesentlichen Überzeugungen, Konventionen und Systeme landen gerade alle auf dem Komposthaufen der Geschichte. Dass der Mainstream derweil um so verbissener an ihnen festhält, verdeutlicht nur noch, dass sie nicht mehr stimmen. Beim Lesen fiel mir auch wieder Natalies Merchants Lied Giving Up Everything ein, siehe meinen Beitrag zum Sterben lassen. Im Kapitel über die Ahnenforschung erwähnt Matthias Fersterer die Idee einer “Oya-Ausgabe zu lebensfördernden Kultur­impulsen in der Vergangenheit”. Da sollten auf jeden Fall die Mosuo in China drin vorkommen, die Bonobos, die Pariser Kommune, die AnarchistInnen in Katalonien und auch aus heutiger Zeit die KurdInnen in Rojava.
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    Juhuu - der Negativzins kommt!


    Telepolis-Autor Ralf Streck hat die Tragweite dessen noch nicht begriffen, worüber er mit der üblichen Phrase “schleichende Enteignung der Sparer” berichtet: Der Negativzins kommt! Und Jörg Buschbeck kommentiert die US-Wahl folgendermaßen: Amerika hat die Guthabenbremse gewählt.
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    Höher, schneller und weiter


    Am Rande hatte ich von ihm schon mal gehört, jetzt habe ich mich ausgiebiger mit Hartmut Rosa und seinem Schwerpunktthema beschäftigt, der sozialen Beschleunigung. Damit gehört dieser Beitrag auch in die Hamsterrad-Reihe. In der kam Rosa übrigens an einer Stelle schon mal vor. Lassen wir ihn zunächst selbst zu Wort kommen: In der Langfassung dieses Videos erklärt er noch die heute vorherrschenden Strategien, mit der Beschleunigung umzugehen: die Surfer und die Drifter. Beim Institut zur sozialen Therapie der Eilkrankheit könnt ihr ein Interview mit Hartmut Rosa in SZ Wissen lesen. Darin beschreibt er, was wohl den allermeisten sehr bekannt vorkommt: Es geht eher um den Eindruck, wir kommen nicht mit dem hinterher, was wir erledigen müssen. Ein einfacher Test: Haben Sie sich genug um Ihre Rente gekümmert, um die Fitness, um den Handy- oder Stromtarif, die Steuererklärung, die Eltern, die Abgeltungssteuer, die Kinder, um die Freunde, die Hardware, die Software, den Garten, den Urlaub?
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    Die Megamaschine als der große Traumatisierer


    Am Freitag war ich ja bei der Lesung aus Das Ende der Megamaschine & habe mir das Buch dort auch gekauft. Heute bin ich bis zum vierten Kapitel gekommen, & schon in diesen ersten vier Kapiteln steckt so viel drin, dass das mehrere Blogartikel wert wäre. Die Lesung hat wirklich nur die wichtigsten Eckpunkte dieses hoch komprimierten & dabei gut zu lesenden Buches genannt. In diesem vierten Kapitel bestätigt Fabian Scheidler, was ich schon vor zwei Jahren im Beitag Trauma: Der Motor des Kapitalismus? gemutmasst hatte: dass der Kapitalismus eine gewisse Grundtraumatisierung der Massen für sein Funktionieren braucht. Dabei geht er genau wie David Graeber auf den Zeitraum der letzten 5.000 Jahre ein, und erklärt die nach der Epoche Alexanders des Großen weit verbreiteten apokalyptischen Vorstellungen damit, dass die Herrschaft damals schon so absolut geworden war, dass die unterworfenen Menschen sich ihre Befreiung nur noch durch einen Untergang der bestehenden Welt und anschließender Neuschöpfung vorstellen konnten:
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    Charles Eisenstein über die Megamaschine


    Weil mich die Erkenntnis, dass die Megamaschine auch mich fest im Griff hat, so schockierte, habe ich angefangen, noch mal Ökonomie der Verbundenheit zu lesen. Im fünften Kapitel Der Leichnam der Commons schreibt Charles Eisenstein: Auf meinen Reisen, erst meinen inneren Reisen und dann als Vortragender und Autor, begegnete ich oft einem tiefen Schmerz und einer Hilflosigkeit, hervorgerufen von der Allgegenwart dieser weltverschlingenden Maschinerie und der schieren Unmöglichkeit, sich ihr zu entziehen und nicht an ihr teilzuhaben. Um eines von tausenden Beispielen zu geben: Menschen, die gegen Wal-Mart wettern oder gegen andere Supermarktriesen, die Teil der globalen Plünderungskette sind, kaufen dort immer noch ein. Sie können es sich nicht leisten, anderswo den doppelten Preis zu bezahlen oder ohne Supermarkt auszukommen. Und wie steht es mit dem Strom in meinem Haus – der Kohle, die aus den Bergen gerissen wurde?
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    Apocalypse now: wenn die Megamaschine kaputtgeht


    In der Nacht vom 1. auf den 2. September 1859 fand auf der Erde das Carrington-Ereignis statt, ein magnetischer Sturm auf der Erde, ausgelöst durch starke Sonneneruptionen. Der hat damals das Telegrafennetz lahmgelegt, und das auch nur für kurze Zeit. Trifft heute so ein Ding die Erde, dann wird die gesamte technische Zivilisation lahmgelegt. Satelliten werden gebraten, auch auf der Erde wird ein Großteil der Elektronik hinüber sein. Und zwar auch die Maschinen, die wir üblicherweise benutzen, um kaputte Maschinen damit zu reparieren. Mit einem Wort: Das wäre das Ende der Megamaschine auf die harte Tour. Und wir haben keinerlei Möglichkeit, uns davor zu schützen. Vorhersagen nützen auch nichts, denn selbst wenn wir genau wüssten, dass in zwei Monaten und 17 Tagen ein solcher Sonnensturm die Erde treffen wird, könnten wir nichts dagegen tun.
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    Das Ende der Megamaschine an meinem Geburtstag


    Hehe, der Titel weckt Erwartungen, was? Ich lade aber schlicht an meinem Geburtstag am 15. April ein zur Lesung aus “Das Ende der Megamaschine” im Café Provinz. Wer Bock auf Drum’n’Bass hat, kommt anschließend mit in den Club VOID zum Outlook Festival Launch Event. Am Samstag dem 16. geht es dann weiter im Rosi’s mit Bassport feat. Nogata. Wir feiern das Ende der Megamaschine, bis der Arzt kommt!!! Nachtrag: Ich hatte ganz vergessen, auf den Artikel in der aktuellen Oya zum Ausstieg aus der Megamaschine hinzuweisen. Nachtrag vom 01.04.: Lesenswert ist auch Johannes Heimraths Selbstkritik Auch Oya dient dem megatechnischen Pharao. Kostprobe: Ginge ich jetzt in den Garten, um das Wesentliche zu tun, würde dieses Heft nicht fertig werden, würden unsere Lohnabhängigen kein Gehalt bekommen, würde dem Drucker das Einkommen fehlen, auch dem Papiermacher, dem Holzerntemaschinenfahrer.
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