Das Ende der Megamaschine an meinem Geburtstag

Hehe, der Titel weckt Erwartungen, was? Ich lade aber schlicht an meinem Geburtstag am 15. April ein zur Lesung aus “Das Ende der Megamaschine” im Café Provinz. Wer Bock auf Drum’n’Bass hat, kommt anschließend mit in den Club VOID zum Outlook Festival Launch Event. Am Samstag dem 16. geht es dann weiter im Rosi’s mit Bassport feat. Nogata. Wir feiern das Ende der Megamaschine, bis der Arzt kommt!!!

Nachtrag: Ich hatte ganz vergessen, auf den Artikel in der aktuellen Oya zum Ausstieg aus der Megamaschine hinzuweisen.

Nachtrag vom 01.04.: Lesenswert ist auch Johannes Heimraths Selbstkritik Auch Oya dient dem megatechnischen Pharao. Kostprobe:

Ginge ich jetzt in den Garten, um das Wesentliche zu tun, würde dieses Heft nicht fertig werden, würden unsere Lohnabhängigen kein Gehalt bekommen, würde dem Drucker das Einkommen fehlen, auch dem Papiermacher, dem Holzerntemaschinenfahrer. Will ich schuld sein an der Arbeits­losigkeit des Fernfahrers und des Karosseriebauers? Will ich schuld sein daran, dass die Informationen in diesem Heft – von ­denen manche glauben, sie seien für ein gutes Leben essenziell – die ­danach dürstenden Menschen nicht erreichen? Und somit die vielbeschworene (R)Evolution wieder nicht zustande kommt?

Den Beitrag Die Opportunitätskosten des Opportunitätskostenkalküls habe ich um einen Abschnitt aus dem Megamaschinen-Artikel sowie aus dem Artikel Updated: the stimulus-response Empire von Jon Rappoport ergänzt.

Und es darf natürlich das Wort Hamsterrad nicht fehlen, das inzwischen schon in vielen Beiträgen hier vorkam. Ich betrachte es als die individuelle Antriebseinheit der Megamaschine.

Update vom 17.04.: Das Buch hat eine eigene Webseite, www.megamaschine.org

Nachtrag vom 27.05.: Gestern habe ich endlich auch den Beitrag in der Oya von Ivan Illich über die Energiekrise (von 1974!) gelesen, der mir noch mal mehr zu denken gibt:

Die Wortführer einer Energiekrise hegen und propagieren ein seltsames Menschenbild. Dieser Auffassung zufolge sei der Mensch in eine andauernde Abhängigkeit von Sklaven, die zu beherrschen er mühsam lernen müsse, hin­eingeboren. Wenn er keine Gefangenen einsetze, brauche er Maschinen, die den Großteil seiner Arbeit erledigten.

Das ist Illichs Ausgangspunkt. Er kommt dann zu der These

In früheren Diskussionen habe ich ausgeführt, dass jenseits ­einer bestimmten Grenze des Pro-Kopf-Bruttonationalprodukts die Kosten für gesellschaftliche Kontrolle schneller steigen ­müssen als die Gesamtleistung und dass diese Kontrolle fortan zur wichtigsten institutionellen Aktivität einer Volkswirtschaft wird. Von Pädagogen, Psychiatern und Sozialarbeitern geleitete Therapien werden auf die Lösungsvorschläge von Planern, Managern und Händlern abgestimmt und ergänzen die Dienstleistungen von Sicherheitsdiensten, Militär und Polizei. Ein Grund, warum größerer Wohlstand stärkere Kontrollen der Menschen bedingt, ist, dass jenseits eines gewissen durchschnittlichen Pro-Kopf-Energieverbrauchs zwingend ein Zerfall des politischen Systems und des kulturellen Zusammenhangs einer Gesellschaft stattfindet. Sobald die kritische Menge des Pro-Kopf-Energieverbrauchs überstiegen ist, muss die Erziehung hin zu den abstrakten Zielen eines bürokratischen Apparats an die Stelle von rechtlich verbriefter Eigeninitiative treten.

Noch mal zum Mitmeißeln: Ab einem bestimmten Grad des Energieverbrauchs (oder der Monetarisierung, das geht bei Illich etwas durcheinander) steigen die Kosten bzw. der Aufwand für gesellschaftliche Kontrolle stärker als die Gesamtleistung. Der Überwachungsstaat lässt grüssen. Man könnte das auch als die systemische Variante der anarchistischen Grunderkenntnis Macht korrumpiert betrachten. Kohle, Erdöl & Kernenergie verschaffen uns eine solche Macht, dass wir überproportional viel Aufwand treiben, diese Macht in den Händen weniger zu behalten.

Und es erinnert mich auch an Christoph Spehrs Buch Gleicher als andere, in dem er zukünftige Archäologen mutmaßen lässt, “dass diese Artefakte [der Megamaschine] das Werk von Sklavenarbeit gewesen sein müssen” (als Beispiele nennt er “Raumfahrtzentren und Endlagerstätten, Kraftwerke und Fabrikhallen, Börsen und Konzertsäle, Business-Center und Paläste des privaten Luxus”). Hier noch mal seine Schlussfolgerung:

Man stelle die Frage, was von den Artefakten zustandekommen würde, wenn diejenigen, deren Arbeit darin gerinnt, aus freien Stücken übereinkommen müssten, sie zu bauen oder zu ihnen beizutragen. Wenn sie aus eigener Motivation dafür Zeit und Kraft bereitstellen müssten, und nicht aus dem Zwang heraus, sich in der einen oder anderen Form dafür zu verdingen. Es wären wenige der Artefakte, die übrig blieben.

Willkommen auf dem Spielfeld des großen Machtspieles. Ach, apropos.

Update vom 25.06.: Soeben habe ich das Buch Die Herrschaftsformel von Kai Schlieter entdeckt. Im Interview mit Telepolis sagt er:

Virginia Rometty, die CEO von IBM, sagte kürzlich, dass bald keine Entscheidung des Menschen mehr getroffen wird, ohne zuvor solche Systeme zu konsultieren. Worüber wir uns Sorgen machen sollten und auf was wir sehr genau achten müssen, ist dann unsere Autonomie.

Update vom 27.12.: Kürzlich ist die achte, überarbeitete Auflage erschienen.

Nachtrag vom 14.01.2020: Soeben habe ich eine Diplomarbeit an der Uni Wien entdeckt, „Geschichtsunterrichtmit Blick ‚von unten‘.Die Implementierung von strukturgeschichtlichen und herrschaftskritischen Elementen in den Regelgeschichtsunterricht auf Grundlage des Buches ‚Das Ende der Megamaschine‘ “. Fabians Buch zieht weite Kreise. :-)

Nachtrag vom 04.01.2021: Der Philosoph Jochen Kirchhoff spricht über seinen Begriff des megatechnischen Pharao: