Schlagwort: neoklassik

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    Die Neoklassik basiert auf einer Tautologie und ist damit unwissenschaftlich


    Erst beim Lesen von Bernd Senfs Buch Die blinden Flecken der Ökonomie. Wirtschaftstheorien in der Krise wurde mir so richtig klar, worin der Pferdefuß der Neoklassischen Wirtschaftstheorie liegt. Eines der Axiome des Vollkommenen Marktes besagt, dass die Marktteilnehmer rational handeln, in der Haushaltstheorie also ihren Nutzen rational maximieren. Nun definieren die Neoklassiker nicht, was sie mit “rationalem Handeln” genau meinen, sondern erklären im Nachhinein einfach jegliches Handeln als rational, wie Bernd Senf aus einer Diskussionsveranstaltung mit Professoren berichtet (das kann ich aus eigener Vorlesungs-Erfahrung bestätigen): Jeder Versuch, die Abwegigkeit bestimmter Grundannahmen aufzuzeigen, wurde von ihnen abgewehrt, und sie schafften es tatsächlich, jegliche Kritik an dem in sich so elegant geschlossenen Theoriegebäude abprallen zu lassen. Jede auch noch so irrational erscheinende Entscheidung war in ihren Augen doch wieder rational, sonst hätte sich ja der einzelne Haushalt nicht dazu entschieden.
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    Die Opportunitätskosten des Opportunitätskostenkalküls


    Die Überschrift wirkt auf die meisten von euch, die keine Ökonomen oder WiWi-Studierende sind, bestimmt abschreckend. Das dahinter stehende Konzept ist aber einfach zu verstehen, also nicht verzagen, sondern weiterlesen! :-) Dieses Semester hadere ich ohnehin schon mit Mikroökonomie, nachdem ich nun ne ganze Woche + Montag nicht da war, hatte ich einiges nachzuholen. Anlässlich dessen habe ich mir mehrere Bücher ausgeliehen, u.a. Ferry Stockers Spaß mit Mikro. Praktische Mikroökonomik für (ver)zweifelnde Studierende in der 6. Auflage. Das Buch ist ziemlich cool, um in das volkswirtschaftliche Denken hineinzukommen. U.a. auch dafür studiere ich ja Wirtschaftswissenschaften. Allerdings sind mir inzwischen auch die Unzulänglichkeiten dessen noch mal deutlicher geworden. Ferry Stocker geht in seinem Buch von den Opportunitätskosten aus, die mit jeder Entscheidung verbunden sind.
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    Nutzen, Be-nutzen, Verlangen und Abneigung


    Während ich heute den ganzen Nachmittag im Liegestuhl auf dem Balkon gelegen habe, ist mir etwas klar geworden. Momentan hadere ich sehr mit dem Stoff der Mikroökonomik-Vorlesung, vor allem mit dem Begriff des Nutzens und dass er mittels mathematischer Nutzenfunktionen als Indifferenzkurven dargestellt wird. Was mir jetzt klar geworden ist (natürlich auch inspiriert durch Karl-Heinz Brodbeck): in buddhistischen Begriffen ist so eine Indifferenzkurve bzw. Nutzenfunktion nichts anderes als Verlangen und Abneigung (zwei der drei Geistesgifte) in eine mathematische Form gebracht und damit massiv verfestigt. Ich zitiere mal direkt aus Wikipedia: Wird ein Zustand, beispielsweise der Besitz eines bestimmten Gutes, einem andern Zustand vorgezogen (Präferenz), so hat der erste Zustand definitionsgemäß einen höheren Nutzen. Diese Präferenz drückt das Verlangen (die Gier) aus, eine negative Präferenz entsprechend die Abneigung (den Hass).
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    Individuelle Freiheit in der Wirtschaft


    Zwischen Rhetorik und Theorie der (neoklassischen) Wirtschaftswissenschaft klaffen Welten: Die “freie” Marktwirtschaft wird immer gern beschworen. Das Modell, das in der Neoklassik uns Menschen beschreibt, der homo oeconomicus, verfügt allerdings über gar keine Freiheit. Er ist ein Roboter ohne Bewusstsein, gezwungen, seinen ökonomischen Nutzen rational zu optimieren. Dabei unterschlagen die Ökonomen, dass dieses Modell aus zwei Teilen besteht: dem freien Individuum, das willkürlich festlegt, worin sein konkreter Nutzen überhaupt bestehen soll, sowie dem Roboter, der diesen Nutzen dann rational verfolgt und optimiert Ähnlich wird in christlichen Kreisen gern der zweite Teil des Satzes “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst” unterschlagen. Die neoklassische Theorie befasst sich komplett nur mit dem zweiten Teil, dem nutzenoptimierenden Roboter. Kein Wunder, dass unsere Gesellschaft immer stärker einer Robotergesellschaft voller Sachzwänge ähnelt.
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    Warum die Wirtschaftswissenschaft keine Prognosen abgeben kann


    Was bis auf den heutigen Tag (ich bin ja gerade Zeuge davon) an den Universitäten als Wirtschaftstheorie gelehrt wird, ist im Wesentlichen eine mechanische Theorie, wie Karl-Heinz Brodbeck es nennt. Die Neoklassische Theorie geht davon aus, dass Menschen sich wie Automaten verhalten – der homo oeconomicus. Wie Renée Menéndez sehr treffend schreibt: das markwirtschaftliche Modell garantiert nichts anderes, als daß es bei “rationalen” (widerspruchsfreien) Präferenzen die Möglichkeit(!) gibt, daß es zu einem allgemeinen Gleichgewicht kommt – mehr nicht! Mit einem solchen Modell sind weit und breit keine “empirischen Prognosen” möglich, anders als es Milton Friedman mit seinem Konzept von Positive Economics behauptet. Karl-Heinz Brodbeck zeigt das formal stringent in seinem Aufsatz Wirtschaft als kreativer Prozess. Beiträge zu einer postmechanischen Ökonomie, in kürzerer Form und nicht so formal mit der gleichen Überschrift und dem Untertitel Wie ein weicher Faktor harte Tatsachen schafft.
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    Tipps für StudienanfängerInnen (nicht nur Wirtschaftswissenschaften)


    Im Beitrag über Macht in der Wirtschaft hatte ich es schon erwähnt, heute steht mein begonnenes Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Leipzig im Mittelpunkt. Mit meinen 35 Jahren (von denen ich gut 6 schon in Leipzig lebe und arbeite) und einem Informatik-Vordiplom habe ich gegenüber den allermeisten Erstis einige Vorteile im Studium. Auf denen will ich mich nicht ausruhen, sondern gleich zu Beginn schon mal das Wissen und die Erfahrungen weitergeben, die ich für StudienanfängerInnen für nützlich halte. Denn durchs Studium kommt ihr viel besser durch Kooperation als durch Konkurrenz. In diesem Sinne: Tut euch zusammen! Im Studium natürlich vor allem zu Lerngruppen. In der Klausur ist Kooperation zwar nicht erlaubt, eure “Hausaufgaben” dürft ihr an der Uni anders als in der Schule nicht nur gemeinsam in Gruppen machen, ihr werdet sogar dazu ermutigt.
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    Eigentum als Instrument von "Teile und herrsche"


    Seit einigen Monaten setze ich mich mit den Voluntaristen bzw. Libertaristen auseinander (vorrangig auf der Website FreiwilligFrei), deren Schlussfolgerungen ich größtenteils teile. Sie streben kurz gesagt eine Gesellschaft an, die auf vollkommener Freiwilligkeit aller Menschen beruht, also eine Gesellschaft ohne Zwang. Das tue ich auch. Was mir allerdings große Bauchschmerzen bereitet, ist die Tatsache, dass Volutaristen dabei ausschließlich vom Konzept des Eigentums (sowie einer esoterischen Angelegenheit namens “Selbsteigentum”) ausgehen, welches ich ja bekanntlich für nicht hilfreich, sondern eher unsinnig halte. Exemplarisch findet man diese Begründung in Kapitel 4 von Hans-Herrmann Hoppes Buch Eigentum, Anarchie und Staat. Im folgenden will ich darlegen, warum das Konzept des Eigentums nicht nur nicht hilfreich, sondern zur Begründung einer Gesellschaft ohne Zwang sogar kontraproduktiv ist. Denn letzten Endes ist (Privat-) Eigentum nichts anderes als das Prinzip von Teile und Herrsche.
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    Der Faktor Macht in der Wirtschaft


    Durch Jörg Buschbecks Blog Guthabenkrise bin ich auf einen hervorragenden Vortrag von Heiner Flassbeck gestoßen: Wem gehört die Welt? Machtkampf um Ressourcen. Damit ist mir Flassbeck nach Paul C. Martin als zweiter Ökonom begegnet, der sich mit Macht als entscheidendem Faktor in der Wirtschaft befasst. Über Martins Aufsatz “Macht, der Staat und die Institution des Eigentums” habe ich mich im Beitrag über Steuern ausgiebig ausgelassen, erwähnenswert ist auch noch sein vorhergehender Artikel Gewaltmetall Gold. Auch David Graeber gehört hier hin (siehe auch zu ihm den Beitrag über Steuern), der die Geschichte der Schulden aus anthropologischer Sicht beschreibt und dabei, im Gegensatz zu fast allen Ökonomen, die Bedeutung des Faktors Macht auch für die Entwicklung des Geld- und Wirtschaftssystems sieht. An dieser Stelle verkünde ich nun auch in diesem Blog, dass ich noch mal ein Studium anfange, nämlich Wirtschaftswissenschaften an der Uni Leipzig.
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    Steuern und Zinsen sind die Folgen von Herrschaft


    Wenige Tage bevor ich auf #OffshoreLeaks aufmerksam wurde, habe ich angefangen, noch einmal den bahnbrechenden Artikel Macht, der Staat und die Institution des Eigentums von Paul C. Martin (kurz PCM) zu lesen. Hintergrund war eigentlich, dass die herrschende neoklassische Wirtschaftstheorie sowohl den Ablauf von Zeit in wirtschaftlichen Vorgängen als auch Macht- bzw. Herrschaftsverhältnisse völlig ausblendet. Als ob diese keine entscheidende Rolle in unserer Gesellschaft spielten… Nun ist das Thema Steuern und Steuerflucht in aller Munde. Da ist es an der Zeit, einmal zu beleuchten, was es mit den Steuern überhaupt auf sich hat. Es handelt sich dabei um Forderungen des Staates an seine Untertanen, die er notfalls mit seinem Gewaltmonopol durchsetzt. Das Unterschlagen von zu zahlenden Steuern, mithin die Steuerhinterziehung, ist mit gutem Grund eine Straftat und für den Staat absolut keine Bagatelle.
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