Diskordische Aktionen innerhalb der Geheimdienste

Soeben komme ich von der Snowden-Filmvorführung mit anschließender (recht kurzer) Diskussion vom Alex zurück. Der Film selbst hat mir kaum Neues gebracht. Dass die NSA die kritische Infrastruktur befreundeter Staaten verwanzt, um diese im Fall des Falles abschalten zu können, war mir neu, wundert mich aber überhaupt nicht, sondern passt perfekt ins Bild.

Ich habe mir den Film übrigens unter der hier im Blog bekannten Prämisse angeschaut, dass Snowden immer noch für die NSA arbeitet & das Ganze eine (Psychologische) Operation ist. Dafür ließen sich weitere Belege finden. Wenn einer, der an so einem wichtigen Projekt innerhalb der NSA arbeitet, auf einmal verschwindet, schrillen da natürlich sämtliche Alarmglocken & sie überwachen in Echtzeit, ob er mit einem seiner Pässe einen Flug bucht. Immerhin musste er erst mal von Hawaii wegkommen, da gibt es nicht so viele Möglichkeiten. Dass er nach Hongkong geflogen ist, werden sie also mitbekommen haben. Und da war er mehrere Wochen & hat sich viele Male mit Poitras & Greenwald getroffen. Sie haben ihn also mindestens gewähren lassen.

Das klingt jetzt alles so düster, dabei hat mich der Film zu sehr erfreulichen Gedanken inspiriert. Nehmen wir dazu an, bei Snowden handle es sich doch um einen ernsthaften Whistleblower. Die besten Szenen finde ich diejenigen, wo ihn einzelne Kollegen ganz subtil unterstützen. Diese Kollegen trauen sich nicht, selber das zu tun, was Snowden vorhat, sind mit dem Handeln der Geheimdienste selber nicht einverstanden & wissen dabei um das Risiko, auszuscheren. Was haben solche Leute innerhalb der Dienste noch für Möglichkeiten? Das Ausmaß der Überwachung öffentlich zu machen, hat nichts gebracht, es läuft weiter wie bisher (oder schlimmer, siehe das heute im Bundestag beschlossene BND-Gesetz). Einfach alles löschen? So einfach wird das nicht sein, denn es gibt immer noch irgendwo ein Backup (laut Film hat Snowden selber ein entsprechendes System für die NSA und/oder CIA entwickelt). Die ganze oder zumindest einen Großteil der Infrastruktur zerstören? Da gibt es eine ganze Menge an Infrastruktur zu zerstören, in einer konzertierten Aktion, das erscheint mir sehr ambitioniert.

Als vierte Möglichkeit schien mir nun eine diskordische Aktion innerhalb der Dienste auf: Schleichend die ganzen Datenbanken durcheinander bringen bzw. fnordisieren. Also z.B. Tweets von Islamisten White Supremacy-Leuten zuordnen, Tweets von White Supremacy-Leuten wiederum der Antifa, Tweets von der Antifa der AfD, Tweets von der AfD den Antideutschen, … – da tun sich unendliche Möglichkeiten für Geeks, Nerds und Freaks in den Diensten auf. ;-) Natürlich nicht alles auf einen Schlag, sondern so nach & nach, so dass sich die Fehler in den Datenbanken auch im letzten Backup breit machen und am Ende niemand mehr weiss, auf welche Daten man sich noch verlassen kann. Also statt die Infrastruktur unbrauchbar zu machen, die gesammelten Daten unbrauchbar machen. Möglichst automatisiert schon beim Sammeln. Das heisst auch absichtlich kleine Bugs in die Programme einbauen.

Der Punkt ist ja, das sind Institutionen, die tun können, was sie wollen. Die können wirklich alles tun, was sie wollen, denn niemand kann sie kontrollieren; sie sind ja geheim. Und wer da was dagegen sagt, gefährdet die Nationale Sicherheit.

Das heisst aber auch, die Dienste ziehen die schrägsten Vögel an. Ich werde mir gleich noch mal Alternativlos Folge 8 anhören. Allein wenn man sich mal klar macht, dass der britische Geheimdienst MI5 auf einen Roman zurückgeht!!1!

Sicher gibt es auch eine Menge Bürokraten innerhalb der Dienste. Die lassen sich wunderbar von den Freaks instrumentalisieren. ;-)

Und je länger ich drüber nachdenke, vielleicht läuft das ja schon längst? Vielleicht ist James Clapper ein hochrangiger Diskordier? Vielleicht sogar ohne es zu wissen?

Adam Curtis stützt meine These:

The recent revelations by the whistleblower Edward Snowden were fascinating. But they - and all the reactions to them - had one enormous assumption at their heart. That the spies know what they are doing.

Ich wiederhole noch mal, die Dienste können ja tun was sie wollen. Was kann bei einer Institution, die niemandem außer sich selbst Rechenschaft schuldig ist, und wo jeder jedem (aus gutem Grund!) misstraut, langfristig anderes herauskommen als das pure Chaos?

P.S.: Muss mir doch unbedingt mal Brazil anschauen; ebenso A Scanner Darkly.

Nachtrag: Ich erinnere auch noch mal an Robert Anton Wilsons rein logische Erklärung, warum Geheimdienste nicht funktionieren können.

Weiterer Nachtrag: Mehr Reichsbürger in die Polizei!

Nachtrag vom 22.10.: Da hat doch ernsthaft ein NSA-Mitarbeiter über 16 Jahre hinweg Terabytes an Daten und vor allem Programmcode nach Hause mitgenommen – weiter so!

Nachtrag vom 22.10.: Die U.S. Airforce macht’s vor ;-)