Hypothese: Snowden arbeitet immer noch für die NSA

Es ist nun schon wieder einige Wochen her, dass ich mir den Film Citizenfour über die Geschichte von Edward Snowden angesehen habe. Im letzten Beitrag zum Thema hatte ich schon gemutmaßt, dass die Dienste Snowden haben gewähren lassen. Nun gehe ich noch einen Schritt weiter und äußere eine Hypothese, die mir schon bei meiner Überlegung, die globale Überwachung könnte als reines Fake ebenso effektiv sein im Kopf herumging. Damals hatte ich sie noch nicht zu Ende gedacht, und wenn man das tut, sieht es sehr nach einem Geniestreich aus:

Ich gehe davon aus, dass Edward Snowden immer noch für die NSA arbeitet und sein ganzes Verhalten nur Show war.

Den ersten aus Sicht der NSA erwünschten Effekt der ganzen Aktion hatte ich seinerzeit schon beschrieben, es geht bei Überwachung ja vor allem um soziale Kontrolle. Wenn alle wissen, dass die Dienste alles über sie rausfinden können, halten sie sich lieber an die Regeln, denn der alte Satz “du darfst alles machen außer dich erwischen lassen” gilt dann nicht mehr. Die Dienste erwischen dich ganz sicher. So die Suggestion der ganzen “Enthüllungen”.

Der zweite Effekt, der das Ganze erst so richtig zum Geniestreich macht, ist folgender: Mit Edward Snowden hat die NSA es geschafft, unter den Augen der Weltöffentlichkeit einen Maulwurf in russische IT-Infrastruktur einzuschleusen. Es ist zwar nicht bekannt, für welche russische IT-Firma Snowden arbeitet, für irgendeine tut er das bestimmt, und vermutlich für keine unwichtige. Da sitzt er nun und sammelt in aller Seelenruhe Informationen, bis er – vielleicht in ein paar Jahren – tatsächlich sich in die USA ausliefern lässt, dort einen öffentlichen Schauprozess bekommt, verurteilt wird und de facto aber wieder bzw. immer noch für seinen alten Arbeitgeber arbeitet und dort seine Lorbeeren erntet.

Dass die Idee so abwegig nicht ist, zeigt das historische Beispiel Operation Mincemeat aus dem 2. Weltkrieg. Die Operation Snowden spielt in der gleichen Liga.

Ich begründe noch mal, warum ich es inzwischen für abwegig halte, Snowden wäre der NSA einfach so entwischt. Wie ich im letzten Beitrag darüber schon schrieb:

Was mich am allermeisten wundert: Da reisen Laura Poitras und Glenn Greenwald, beide längst mit höchster Priorität unter NSA-Beobachtung, zu Snowden nach Hongkong und interviewen ihn über mehrere Tage, und die Dienste sollen nichts davon mitbekommen haben?

Poitras schreibt im Intro des Films, dass sie schon seit 2006 unter Beobachtung steht. Die werden also mitgekriegt haben, dass sie nach Hongkong fliegt. Bei Glenn Greenwald gehe ich da auch fest von aus. Und spätestens seit Greenwald sich im Fernsehen gezeigt hatte, hätten sie Snowden definitiv kriegen können.

Weiterhin: Sein paranoides Getue in Citizenfour wirkt auf mich einfach zu sehr gestellt, als dass ich ihn noch für glaubwürdig halten könnte. Er spielt seine Rolle hervorragend, das muss ich ihm lassen.

Zum Schluss noch ein Beispiel, wie hartnäckig die Dienste sind, wenn ihnen jemand ernsthaft an den Karren pisst: Imad Mughniyya hat 1983 einen Bombenanschlag auf die US-Botschaft im Iran organisiert, wobei natürlich die dort befindliche CIA-Zelle ebenfalls hops gegangen ist. 2008 haben sie ihn liquidiert, also 25 Jahre später. Und Mughniyya hat keine deutschen Abgeordneten empfangen und sich von ihnen interviewen lassen, der war richtig untergetaucht. Er hatte auch keinen Twitter-Account.

Die Frage, die dabei für mich noch offen ist: Putin ist ja ein schlauer Fuchs & war selber viele Jahre beim Geheimdienst. Ob der das Spiel durchschaut und seinerseits ein dreifaches Spiel spielt? Time will tell.