Nie wieder Releasewechsel - Gentoo rulez!

Heute ist es so weit, Ubuntu fliegt runter von meinem Notebook & wird durch Gentoo Linux ersetzt. Vom Installer (GLI) habe ich schnell wieder die Finger gelassen, der ist wirklich noch mitten im Betastadium. So arbeite ich mich also in 10 Schritten durch das Handbuch wie es sich gehört. ;-) Dabei lernt mensch gleich eine ganze Menge über Linux im Allgemeinen, sogar eine Ultrakurzeinführung in TCP/IP-Netze ist dabei.

Im Gegensatz zur Ubuntu-Linux-Distribution, die die Menschlichkeit zwar als hehres Ziel ganz gross raushängen lässt, gibt Gentoo den BenutzerInnen ganz praktisch die Mittel an die Hand ihr System zu durchschauen - denn Einfachheit führt meistens zur Entmündigung wenn es sich um etwas so Komplexes wie ein Betriebssystem handelt.

Mich erinnert der Installationsvorgang ein wenig an meine allerersten Versuche mit Linux, damals noch SuSE Linux 5.3. Obwohl mir damals YaST schon einige (Denk-) Arbeit abnahm, war es dennoch ein ganz schön tiefes Eintauchen in das Innenleben des Rechners. Gelernt habe ich dabei eine ganze Menge - & bin dadurch ein gutes Stück von einem sehr grossen Softwarekonzern unabhängig geworden ;-) Für jemand, die oder der entweder noch gar nichts mit Computern am Hut hatte oder - schlimmer noch - durch besagten Softwarekonzern vorgeprägt ist, bedeutet eine Gentoo-Installation erst einmal sehr viel Mühe. Wer sich einmal erfolgreich durchgekämpft hat, kann mit Fug & Recht behaupten einiges von Computern & Betriebssystemen begriffen zu haben. Das was mensch da lernt beschränkt sich nämlich nicht auf Linux & schon gar nicht auf die Gentoo-Distribution, sondern ist oftmals ziemlich allgemeingültig. Stephan Maus beschreibt sehr anschaulich, wie er sich dieses Wissen (allerdings anhand von NetBSD) angeeignet hat: Mit Open Source Software gegen die digitale Unmündigkeit. Allein schon die Liste mit Softwarepaketen, die bei emerge --sync an mir vorbeirattert, macht mir Gentoo sympathisch. Bei Ubuntu brauchte ich für alle möglichen “Sonderwünsche” inoffizielle Paketquellen, die spätestens beim Update auf die nächste Version für Ärger sorgen. Hier gibt es gar keine Sonderwünsche, so ziemlich alle denkbaren Softwarepakete sind bereits berücksichtigt. Da fühle ich mich im Nachhinein von Ubuntu echt entmündigt. >:-[ Es hat mir gefälligst niemand vorzuschreiben, welche Software ich für welche Zwecke einzusetzen habe! Das ist immer noch meine freie Entscheidung!

Vorbildlich ist die Dokumentation von Gentoo, sowohl die offizielle als auch ganz besonders das Gentoo Wiki. Da bemüht sich die Community um verständliche Erklärungen dessen, was hinter den Kulissen der bunten Bildchen von KDE & Co. abläuft. Es dauert zwar viel länger als die übliche Installationsroutine anderer Linux-Distributionen, dafür weiss ich aber hinterher bescheid wie etwas funktioniert. Bei Ubuntu musste ich oft mühsam herausfinden warum etwas nicht funktioniert (beim Gentoo-Installer übrigens auch). Lieber einmal lange dran sitzen & anschliessend durchblicken als immer wieder zur Fehlerbehebung im System rumstochern. Dazu brauche ich kein Linux, das geht mit Windows auch…

Der einzige Haken an der Sache für mich ist, dass ich mein momentan einziges Produktivsystem so langwierig neu aufsetze. Arbeiten kann ich noch nicht daran, ich blogge deshalb an Sabines Notebook. Auch die Beantwortung von E-Mails verzögert sich daher um einige Tage. Danach läuft’s hoffentlich um so runder! Ich muss mich nämlich fortan nicht mehr mit kompletten System-Upgrades von einer Version auf die andere rumquälen, das gehört mit Gentoo der Vergangenheit an. Es werden kontinuierlich neue Versionen der einzelnen Pakete veröffentlicht - das tun andere Distris zwar auch, Gentoo kennt allerdings nur dies & keine kompletten (umständlichen!) Releasewechsel. Soviel zur Erklärung der Überschrift. Wer Fantasy-Rollenspiele oder Strategiespiele am Computer kennt: Es ist wie der Wechsel von rundenbasiert zu Echtzeit ;-)