Gesundes Misstrauen: Oxytocin und die Geheimdienste

In der Zeit gibt es einen langen Artikel über Oxytocin und die derzeitige Forschung darüber, Oxytocin: Unsere Wunderdroge. Was mich sehr erstaunt: Die Autorin erwähnt mit keinem Wort, dass Oxytocin das perfekte Wahrheitsserum zu sein scheint, nach dem die Geheimdienste so angestrengt gesucht haben. Aus dem Artikel:

Zum Popstar der Wissenschaft wurde der Stoff im Jahr 2005, da schrieb Markus Heinrichs seinen ersten Hit. Zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler Ernst Fehr von der Universität Zürich hatte er sich folgendes Experiment ausgedacht: Probanden sollten entscheiden, wie viel Geld sie je einer anderen Testperson anvertrauten. Die Summe sollte verdreifacht werden – und das Gegenüber entscheiden, wie viel es an den Spender zurückgab. Ökonomen kennen diese Anordnung als Vertrauensspiel schon lange. Doch diesmal gab es einen neuen Mitspieler – Oxytocin.

Das Ergebnis erschien im international renommierten Fachmagazin Nature: Der Stoff hatte die Probanden dazu verleitet, ihrem Gegenüber mehr Geld anzuvertrauen als üblich. Oxytocin erhöht das Vertrauen der Menschen, so lautete der Titel des Artikels.

Aus einem anderen Experiment mit Paaren:

Und siehe da: Unter dem Einfluss des Hormons diskutierten die Partner häufig konstruktiver, sie sahen einander öfter in die Augen, zeigten ihre Gefühle offener und interessierten sich mehr für den anderen; sie mauerten kaum und unterbrachen einander nur selten. Und sie schütteten weniger Cortisol aus, waren also weniger gestresst. “Das Ergebnis hat mich überrascht, schließlich hatten sie nur eine einzige Dosis bekommen”, sagt Ditzen. “Und sie selbst haben überhaupt nichts gemerkt.” Obwohl sich die Versuchsgruppen unterschiedlich verhielten, spürten die Probanden weder den Wirkstoff, noch registrierten sie, wenn ihnen der Placebostoff verabreicht worden war.

Vor allem diese letzte Tatsache schreit förmlich nach den Geheimdiensten. Denn wenn diese jemanden aushorchen wollen, bietet sich Oxytocin als idealer Unterstützer an: Das Opfer merkt nichts davon, & die Wirkung verfliegt nach etwa einer Stunde ohne nachweisbare Spuren (weil der Körper den Stoff ja auch selber produziert).

Weiter im Artikel:

Und es kam noch heftiger. De Dreu testete, welche Eigenschaften niederländische Probanden ihren eigenen Landsleuten oder anderen Gruppen – den Deutschen und den Arabern – zuschrieben. Ergebnis: Wer Oxytocin geschnüffelt hatte, sah die eigene Gruppe positiver – und setzte die anderen Gruppen umso stärker herab.[…] Doch so gegensätzlich die Versuchsergebnisse erscheinen – Kooperation hier, Aggression dort –, sie widersprechen einander nicht. Im Grunde verhielten sich die Probanden immer gleich: nämlich so, dass es der eigenen Gruppe nutzt – notfalls auf Kosten anderer. Wenn man sich die ursprüngliche Funktion des Oxytocins vergegenwärtigt, verwundert das nicht: Der Stoff fördert die Bindung zwischen Mutter und Kind, macht aus Unbekannten eine unzertrennliche Einheit.

Oxytocin macht es dem Geheimdienstler also leicht, seinem Opfer zu suggerieren, er sei sein bester Kumpel.

Ich gehe davon aus, die benutzen das längst, schliesslich sind sie nicht doof, & die grundsätzliche Wirkung von Oxytocin ist ja schon lange bekannt.