Firefox Quantum mit 1 Jahr und fast 5 Monaten Verspätung

Liebe LeserInnen, ich traue mich ja kaum es zuzugeben: Ich habe heute mit sage und schreibe 1 Jahr und fast 5 Monaten Verspätung Firefox Quantum auf meinem Rechner installiert (um genau zu sein die ESR-Version 60.6.1, die ist nämlich bei Gentoo als stabil gekennzeichnet). Bis dahin hatte ich noch Version 56 drauf, diese allerdings nur noch für bestimmte Zwecke, vor allem größere Downloads (s.u.), benutzt und ansonsten hauptsächlich Chromium. Dabei gibt es Firefox Quantum seit 14. November 2017 mit der Version 57.

Der Hauptgrund, warum ich so lange noch bei der alten Version geblieben war, war die Erweiterung DownThemAll!, die wie so viele andere nicht mit Quantum funktioniert. Heise fasst es so zusammen:

Firefox-Nutzer, die viele Erweiterungen installiert haben, könnten eine böse Überraschung erleben: Ab sofort sind nur noch Add-ons erlaubt, welche die mit Version 54 eingeführten WebExtension-APIs nutzen. Sie unterstützen die Multi-Prozess-Architektur des Browsers, was das Arbeitstempo beschleunigt. Die veralteten XPCOM- und XUL-Schnittstellen werden nicht mehr unterstützt, weshalb ältere Erweiterungen nicht mehr funktionieren. Davon betroffen ist etwa das populäre Add-on NoScript, das noch nicht mit Quantum kompatibel ist. Entwickler können das Aussehen des Browsers nicht mehr so stark verändern wie vorher. WebExtensions vereinfacht dafür die Entwicklung von Browser-übergreifenden Erweiterungen.

Damit hat Mozilla für weitreichende Verärgerung bei den Erweiterungs-Entwicklern gesorgt, DownThemAll ist dafür exemplarisch, siehe Re: DownThemAll and WebExtensions [… or why why I am done with mozilla]. NoScript funktioniert übrigens längst mit Firefox Quantum.

Diese Situation war mir die ganze Zeit über sehr unangenehm, denn selbstverständlich ist Firefox 56 heutzutage randvoll mit kritischen Sicherheitslücken. Das letzte (Sicherheits-) Update dafür wurde am 26. Oktober 2017 veröffentlicht. Was das heisst, könnt ihr euch denken.

DownThemAll war dabei nur die wichtigste Erweiterung, die mich vom Update abgehalten hatte. Und wie vermutet sind ein paar davon dem Update jetzt auch zum Opfer gefallen, weil es weder eine aktuelle Version für Firefox Quantum noch eine brauchbare Alternative gibt:

  • DisableBackspaceNavigation wurde offensichtlich nicht für Quantum angepasst, die Backspace-Taste hat auch in Version 60.6.1 die Funktion, eine Seite zurück zu gehen, was nach wie vor blöd ist
  • Die Entwicklung des DNSSEC/TLSA Validator wurde komplett eingestellt; der HTTPS+ Checker bildet dessen Funktionalität nur ungenügend ab
  • DownThemAll! siehe oben
  • Perspectives wurde ebenfalls nicht auf Firefox Quantum angepasst
  • QuickJava zum selektiven An- und Ausschalten von Bildern, CSS, JavaScript, Flash, Java und Silverlight wird ebenfalls nicht für Firefox Quantum weiterentwickelt; ich habe es mehr schlecht als recht durch den HTML Content Blocker ersetzt
  • Das Seitwert Firefox Plugin tut ebenfalls nicht mit Quantum
  • Ein weiterer Verlust ist Status-4-Evar; auch mit unterschiedlichen Anleitungen für die userChrome.css (siehe auch www.userChrome.org) ist es mir nicht gelungen, eine vernünftige Statuszeile mit den Symbolen der Erweiterungen einzurichten

Für die folgenden Erweiterungen habe ich brauchbare Alternativen gefunden:

Den Ausschlag für den Wechsel hat übrigens gegeben, dass sich die Benutzung von KGet als externem Download-Manager mit Firefox als fast so komfortabel wie DownThemAll! erwiesen hat. Alternativ probiere ich vielleicht auch mal Persepolis aus; ich plane nämlich schon länger aus Gründen, mich von KDE zu verabschieden und zu LXDE zu wechseln.

Im Zuge meiner Recherchen für diesen Beitrag habe ich eine umfangreiche Liste von Legacy Firefox extensions gefunden, wo z.B. die Consciousness Bell noch zu finden ist.

Nachtrag vom 25.04.: Derweil findet sich bei Fefe ein episch zu nennender Firefox-Rant (Hintergrund 2 Tage vorher).

Nachtrag vom 26.04.: Und Hyperlink Auditing (HTML “ping”) soll in Zukunft im Firefox standardmäßig angeschaltet sein. Anders als die heise-Überschrift suggeriert, unterstützt Firefox dieses HTML-Attribut schon seit 2006, es war nur bisher standardmäßig ausgeschaltet.