What the #$*! Do We Know!?

Selten hat mich ein Film so extrem inspiriert wie What the Bleep Do We Know?!, den ich mir in Dresden mit etlichen anderen aus Jahnishausen angesehen habe. In einen Satz komprimiert dreht sich der Film um die Frage, was ist eigentlich (die) Wirklichkeit, was können wir darüber wissen & welchen Einfluss haben wir darauf?

Für mich der spannendste Aspekt ist, dass der Film ausgiebig auf das Phänomen Sucht eingeht. Auch weil mich selber ja seit einiger Zeit meine Esssucht beschäftigt. Mir hat der Film gezeigt, was es braucht, um aus diesem Teufelskreis von Dosis erhöhen oder - in einer Formulierung von Paul Watzlawick - more of the same (mehr desselben) herauszutreten. Mehr dazu siehe Meta-Problemlösungs-Strategien und die Idee der Problemlösungen II. Ordnung. Das Buch Change; Principles of Problem Formation and Problem Resolution (dt. Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels.) ist ein bahnbrechendes Werk auf diesem Gebiet.

Nun beschreibt der Film, was beim Dosis erhöhen in den einzelnen Zellen passiert: die Rezeptoren für den Suchtstoff schrumpfen. Dadurch wirkt das Andocken des Botenstoffs an einem einzelnen Rezeptor schwächer. Gleichzeitig vermehren sich die Rezeptoren & verdrängen andere Rezeptoren. Im Ergebnis wird die “süchtige Zelle” immer abhängiger von dem einen bestimmten Botenstoff. Das muss keine Droge sein, die unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, der Mechanismus funktioniert mit Nährstoffen genauso. Zucker ist z.B. ein häufiger Kandidat. Was ist das Gegenmittel? Vielfalt! Gezielt nicht immer mehr von dem einen Stoff (oder Gefühl, oder Gedanken, …) in mich reinstopfen, sondern mich einer Vielzahl von unterschiedlichen Reizen aussetzen.

Gerald Hüther erzählte ähnliches über die Gehirnentwicklung beim Rudolf-Bahro-Symposium. Die Neuronen bilden zunächst viel mehr Verknüpfungen als langfristig gebraucht werden, damit unter den vielen Möglichkeiten die besten erhalten bleiben.

Dieser Gedanke auf das Wirtschaftssystem übertragen bedeutet: Wir brauchen kein eindimensionales Wachstum, sondern wachsende Vielfalt!

Ein nächster Gedanke: Der Zwang Wirtschaftswachstum stellt nichts anderes dar als die Dosis erhöhen; & zwar weil das Suchtmittel Geld eindimensional & monopolisiert vorliegt. Es gibt zwar verschiedene Währungen, die aber alle so miteinander verknüpft sind, dass Liquidität als einziges Ziel übrig bleibt. Deshalb liegt als Ausweg eine Vielfalt an Geldsystemen/Währungen nahe, wie sie Bernard Lietaer propagiert. Der kurze Artikel Währungssysteme und Archetypen ist ein guter Einstieg.

Wolf Lotter hat ein Buch geschrieben, das ich vor kurzem entdeckte & mir bestimmt bald auch besorgen werde: Verschwendung. Wirtschaft braucht Überfluss - die guten Seiten des Verschwendens. & natürlich gehört hier Götz Werner mit seinem Paradigmenwechsel Mangel -> Fülle hin. Ebenso Hans Jecklin mit seinem Buch Wirtschaft Wozu? Abschied vom Mangel.

Die zweite umwälzende Erkenntnis, die mir der Film gebracht hat: Wir sind Kommunikation!!! Die Neurobiologin Candace Pert (englischer Artikel bei Wikipedia) beschreibt, dass im ganzen Körper ständig verschiedenste Botenstoffe zirkulieren & alle Zellen diese Informationen aufnehmen, darauf reagieren & in vielen verschiedenen Organen solche Botenstoffe hergestellt werden. Das wird im Film noch als Computeranimation visualisiert, & dieses Bild von den unzähligen Botenmolekülen hat mich völlig geflasht. Irgendwie gewusst hatte ich das schon lange, doch erst die Eindrücke des Films machten mir klar, dass mein ganzer Körper ein einziger riesig komplexer Kommunikationsprozess ist. & die Kommunikation macht an den Grenzen des Körpers nicht halt. Letzten Endes ist das ganze All ein Geflecht von Energieeinheiten, die ständig miteinander kommunizieren. Mich persönlich hat das ganz stark darin bestätigt, mich nicht zurückzuhalten, wenn ich etwas mitzuteilen habe. Diese Sichtweise entfernt sich sehr weit von “mir”, der festen, isolierten Persönlichkeit, die verschiedenste Gründe hat zu schweigen. Es verschwimmen auch die Grenzen. Zwischen “ich” & “du”, zwischen “mir” & “der Welt” - das ist ständig im Kontakt & tauscht sich aus. Angst brauche “ich” dann auch keine zu haben. Wovor auch? Watzlawicks Satz “Man kann nicht nicht kommunizieren” hat für mich eine ganz neue, fühlbare Qualität bekommen.

Zum Schluss nochmal zu der allgemeinen Aussage des Films zwei Assoziationen: Wolfgang Berger schreibt in Business Reframing:

Das Ergebnis ist vor allen einzelnen Maßnahmen da, die es verursachen. Die Ursache-Wirkungs-Kausalität hat sich umgekehrt. Die Wirkung ist der Magnet, der die Ursachen anzieht, die sie braucht, um sich zu verwirklichen.

In genau die gleiche Kerbe haut der Vortrag Quantenbewusstsein von Deepak Chopra, den ich übrigens in meinem Spirituellen Taschenkalender 2005 gelesen habe.