Talking 'bout my generation

Bei meiner ersten & voraussichtlich auch letzten Supervision in Jahnishausen stand die Verabschiedung von Sabine, ihren Kindern & einer anderen Mutter mit drei Kindern im Mittelpunkt. Davon ausgehend ergab sich (wie schon öfters in Jahnishausen) die Frage ganz allgemein nach Familien mit Kindern in der Gemeinschaft. Von den meisten, die in Jahnishausen bleiben, habe ich den starken Wunsch gehört, dass junge Menschen & Familien mit Kindern als Teil der Gemeinschaft am Platz leben. Was ich an anderer Stelle geschrieben hatte, entbehrt also jeglicher Grundlage. Meine Veranlassung war dabei auch nur, einen möglichen Druck rauszunehmen “wir müssen aber” wenn dies möglicherweise nur von einem Teil der Gruppe gewollt wird. Mir war zu dem Zeitpunkt noch nicht klar gewesen, dass es dazu einen deutlichen Grundkonsens gibt. Schwierig ist folglich “nur noch” die Umsetzung.

Ganz zum Ende der Supervision wurde mir mit einem Paukenschlag bewusst, was das für ein Riesending ist & was da alles mit dran hängt. Denn Kinder konfrontieren mich ganz direkt & persönlich mit meiner Kindheit (Stichwort Inneres Kind, auch wenn ich den Ausdruck ganz schön abgedroschen finde). Selbst meine Generation ist grösstenteils bei weitem noch nicht so frei aufgewachsen wie ich es heute bei vielen Kindern erlebe. Ich selber habe lange Zeit mit Kindern nichts anfangen können. Erst vor wenigen Jahren konnte ich mir eingestehen, dass es an meinen eigenen Schmerz rührt, als Kind nicht wie das freie Wesen behandelt worden zu sein, das wir doch alle sind, wenn ich Kindern begegne. Nach & nach konnte ich es geniessen, einfach zu spielen. Das war sehr befreiend für mich & fiel mir von Mal zu Mal leichter. Dazwischen jedoch fühlte ich den alten Schmerz, liess ihn zu, auch jedes Mal ein Stückchen mehr.

Die Gemeinschaft in Jahnishausen hat sich damit einer Jahrhundertaufgabe angenommen, wenn es denn in einem Jahrhundert zu schaffen ist. Noch schwerer ist es wohl für die heutige Grosselterngeneration, denn sie haben einerseits selbst als Kinder grosse Entbehrungen erlebt, & oft haben sie in ihrer Rolle als Eltern ihren Kindern auch nicht das geben können, was viele Kinder heute bekommen. Das sind keine guten Voraussetzungen, unbeschwert mit Kindern zu leben. & doch können sich natürlich nicht alle Erwachsenen ausschliesslich mit ihren eigenen Verletzungen beschäftigen. Ich ziehe also sämtliche (nicht vorhandene) Hüte vor den Menschen in Jahnishausen, dass sie sich dieser Herausforderung stellen.

& die Tragweite von Punkt 2 meiner Gemeinschaftsgrundsätze wird mir erst jetzt klar. Wo die Erwachsenen es Kindern ermöglichen, frei auzuwachsen, da wird der Grundstein für eine freie Gesellschaft gelegt & das Ende der Elternkultur eingeläutet. Dann gehen nämlich die Erwachsenen zunehmend auch frei miteinander um - das fällt uns meist noch leichter als Kinder so sein zu lassen wie sie sind. Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich - aber erst ab 18… & natürlich abgesehen von Menschen, die keine BürgerInnen dieses Staates sind. Das hängt alles miteinander zusammen, & nach meiner Einschätzung ist unser Verhältnis zu Kindern die Richtschnur, wie wir generell mit anderen Menschen umgehen. Wenn ich ein Kind ohne Bedenken so sein lassen kann wie es ist, dann werde ich auch Erwachsene nicht herumkommandieren oder ändern wollen - kurz gesagt ihnen meinen Willen aufzwingen wollen. Im Zusammenleben mit Kindern kann ich üben, was herrschaftsfreies Handeln wirklich bedeutet. Zugleich kann ich daran - wieder ein abgedroschener Ausdruck - spirituell wachsen.