Plastic medicine men / Plastikschamanen

I write this entry in English so that the people of the First Nations to whom it is addressed can understand it. Eine kurze deutsche Erklärung siehe unten.

When I read the Declaration of War Against Exploiters of Lakota Spirituality for the first time I felt deeply embarrassed and guilty. This was the first time I realised that so-called plastic medicine men (and women) or shame-ons exploit Native American culture and rituals. Nobody declares war just for fun. This shows how debased the Lakota must feel by the practices of plastic medicine people. NAFPS - new-age frauds & plastic shamans is a good place to start when you want to learn more about this cultural sellout. If you are interested in the real spirituality of the First Nations, then have a look here. In the list of frauds at the “Respect = go-hi-yu-hi” site I found several plastic medicine people whom I had believed to be honest Native American spiritual teachers:

My message to all American Native People:

I confess having sympathised with some plastic medicine men. Because I honour the culture and spirituality of the First Nations, I will never again trust someone to be a “true Native American medicine person” without examining that person’s background. Furthermore, I will not take isolated parts of Native American spirituality to build my own spiritual world view, nor will I take part in rituals for cash. To repeat: I respect the spirituality of the First Nations and will not use a single bit of it without explicit permission by First Nations people.

For those interested, there’s an extensive article on the subject published in The American Indian Quarterly. Some more links:

Hier nun also die Erläuterung auf Deutsch: Es geht um so genannte “Plastikschamanen”, also Menschen die sich als nordamerikanische IndianerInnen (oder auch australische Aborigines u.a., siehe z.B. Marlo Morgan) ausgeben & für Geld deren Rituale anbieten sowie in Büchern ihre Version von “indianischer Spiritualität” verkaufen. Die Lakota haben 1993 eine Kriegserklärung gegen die Ausbeutung der Spiritualität der Lakota abgegeben. Die hat mich sehr getroffen. Wie sehr müssen diese Menschen sich entwürdigt fühlen, dass sie Krieg erklären!!

Oben liste ich etliche Platikschamanen auf, mit denen ich schon in der ein oder anderen Form zu tun hatte, darunter Michael Harner, der Gründer der Foundation for Shamanic Studies. Bei der Foundation habe ich schon einmal eines der “Basisseminare” mitgemacht, nachdem ich eine ganze Weile davor bereits Harners Buch gelesen hatte. Carlos Castaneda dürfte durch seine Bücher weithin bekannt sein. Im ZEGG leben ebenfalls einige Anhänger von Plastikschamanen, siehe Beitrag aus dem ZEGG-Reader 2004 sowie Lust und Wissen. Das tut mir besonders weh, weil mir das was das ZEGG macht sehr am Herzen liegt. Ich werde die Betreffenden darauf ansprechen, weil ich das nicht auf mir sitzen lassen kann.

Update vom 02.05.2018: Nach so vielen Jahren grabe ich diesen alten Beitrag wieder aus, weil ich dieses Jahr ein Jahrestraining angefangen habe bei Leuten, die manche wohl auch als “Plastikschamanen” bezeichnen würden. Wolf Michael beschreibt in seinem Beitrag Es war nicht Winnetou, wie vielschichtig die ganze Angelegenheit doch ist, und dass neben kultureller Aneignung auch eine tiefe Wertschätzung indianischer Kulturen und ihres Wissens im Feld mitschwingt:

Heute gebe ich Schwitzhütten und gebe schamanische Seminare. Das Medizinradwissen ist ein wichtiger Teil dabei. Sie sind wichtige Helfer, wenn es um Persönlichkeitsentwicklung und Erwachen geht. Und um Respekt vor allem was lebt. Es geht in erster Linie um Respekt. »Mach eine Schwitzhütte so, dass auch indianische Großmütter und Großväter daran teilnehmen könnten und nichts auszusetzen haben«, wurde mir von verschiedenen Lehrern beigebracht. Auch bekam ich den Auftrag, eine eigene Form zu finden und nicht in den indianischen Traditionen zu verharren, die zu Beginn allerdings sehr hilfreich waren.

Nachtrag vom 03.12.2020: Auch in der Zeitschrift Oya ist kulturelle Aneignung immer wieder ein Thema, allein schon wegen des Namens. Der kam z.B. vor im Interview mit Thembi Wolf:

Aber was ich wirklich seltsam finde, ist der Name. Oya. Ich habe das gegoogelt – das ist Yoruba, oder? Für einen Gott oder eine Göttin. Auf Deutsch heißt es nichts. Ich finde, das ist kulturelle Aneignung. Habt ihr schon einmal darüber geredet?

In Ausgabe 47 schrieb Sönke Bernhardi unter der Überschrift Vergesst Winnetou! (als Kontrapunkt zu “Es war nicht Winnetou”) über kulturelle Aneignung und Plastikschamanen.

In Ausgabe 54 findet sich ein Austausch der Redaktion über diskriminierende oder eben rassismuskritische Sprache.