Meine Erfahrungen mit dem Quellenprinzip nach Peter Koenig

Die aktuelle Podcast-Folge von Myzelium zum Thema Die Architektur lebendiger Projekte: Quellen, Subquellen und Teamdynamiken. Die (un)sichtbare Dynamik: Wie Quellen Teams formen hat mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, welche Erfahrungen ich selber schon mit dem Prinzip der “Quelle” gemacht habe.

Worum es da geht, fasse ich mit einem kurzen Zitat aus Johannes Hochholzers Artikel Mit Bewusstsein für die Quelle(n) gemeinschaftliche Initiativen stärken zusammen:

„Das ist / war unser gemeinsame Idee!“ Diesen Ausspruch höre ich oft und doch zeigt sich meist bei einer tiefergehenden Recherche, dass es eine Person gibt, bei der diese Idee den Anfang genommen hat. Auf der Suche nach der Quelle geht es jedoch nicht nur darum, welche Person die entscheidende Idee hatte: Jede menschliche Initiative nimmt einen Ursprung in der Aktion eines Menschen, der ein Wagnis eingeht. Dieser Mensch hat in der Initiative eine besondere Stellung und ist die Quelle (engl. Source) oder Quellenperson der Initiative. So entsteht eine (zeitliche) Ordnung abhängig von den Handlungen der jeweiligen Menschen.

Wo ich bisher in meinem Leben am eindeutigsten die Quellperson war, ist die Kriegsenkelgruppe Halle/Leipzig. In meinem Beitrag Wie die Kriegsenkelgruppe Leipzig/Halle gelungen ist schrieb ich damals schon

Das ging nur, weil viele andere mitgewirkt haben. Dennoch empfinde ich mich als so etwas wie den Kristallisationspunkt der Gruppe.

Peter Koenig nennt einen solchen Kristallisationspunkt eben eine Quelle.

Interessant ist nun, dass direkt, nachdem ich meinen Beitrag über das Gelingen der Kriegsenkelgruppe veröffentlicht hatte, diese sich aufgelöst hat. Sie haben sich außer diesem einen Mal im Januar 2017 ohne mich nicht mehr getroffen. Es hatte sich keine einzelne Person gefunden, die so wie bisher ich “den Hut aufhat”, sondern mehrere Leute haben sich jeweils für einzelne Aufgaben gemeldet. Das bestätigt zumindest in diesem einen Fall die Aussage von Peter Koenig, dass immer nur eine einzelne Person Quelle sein kann, kein Kollektiv oder Team. Ob das wirklich grundsätzlich so ist, bin ich noch nicht sicher, aber diese Erfahrung war auf jeden Fall deutlich.

Auch was das “ins Risiko gehen” angeht, finde ich mich voll wieder. Wie ich Anfang 2017 schrieb:

Im Februar bin ich von Leipzig nach Berlin gezogen, habe aber gleich angesagt, dass ich das Jahr 2016 über auch von Berlin aus die Gruppentreffen organisieren werde. So konnte ich für Kontinuität sorgen, gleichzeitig war allen Beteiligten bewusst, dass bis zum Jahresende neue Zuständigkeiten gefunden werden müssen. Durch die lange Vorlaufzeit hat das gut geklappt.

Tja, das mit den neuen Zuständigkeiten hatte eben nicht geklappt. Meine Zusage, dass ich den Raum über das ganze Jahr von Berlin aus halte, hat aber funktioniert. Und wie ich damals im Fazit schrieb: es brauchte

mindestens eine Person, die sich voll reinhängt und sich von Rückschlägen nicht entmutigen lässt

Eine Quellperson eben.

Mehr Hintergründe zum Quellprinzip findest du in inzwischen drei Podcasts von Myzelium:

  1. Einführung in die Quelltheorie (1/2)
  2. Einführung in die Quelltheorie (2/2)
  3. Die Architektur lebendiger Projekte: Quellen, Subquellen und Teamdynamiken. Die (un)sichtbare Dynamik: Wie Quellen Teams formen

Zu lesen gibt es den oben schon erwähnten Artikel Mit Bewusstsein für die Quelle(n) gemeinschaftliche Initiativen stärken, Eva Stützel hat auch einen Artikel geschrieben, Die Quellen-Prinzipien. Bücher habe ich dazu noch nicht gelesen, ein empfehlenswertes scheint Work with Source von Tom Nixon zu sein. Peter Koenig selbst scheint nichts Schriftliches über die Quellenprinzipien veröffentlicht zu haben, jedenfalls habe ich im Netz nichts gefunden.
Johannes Hochholzer empfiehlt außerdem noch Ein kleines rotes Buch über die Quelle von Stefan Merckelbach.

Nachtrag: Von der Kriegsenkelgruppe abgesehen habe ich natürlich noch verschiedene andere Erfahrungen mit den Quellenprinzipien gemacht. Davon benenne ich jetzt nur, dass ich in einer Gemeinschaft lebe, die ihre Quelle Andro auf jeden Fall ehrt.