Ein tiefer Blick in die Onlinemarketing-Schlangenhöhle

Diese Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der EU hat doch echt was für sich. Sie fördert nämlich zu Tage, welche unfassbaren Ausmaße die kommerzielle Datensammlung inzwischen angenommen hat.

Ich habe ja so nebenbei auch eine E-Mail-Adresse bei AOL/Oath. Die sind nun durch die DSGVO gezwungen, ihren Kunden mitzuteilen, an wen sie alles deren Daten weiterverkaufen. Mir wurde schlecht, als ich diese Liste sah:

Vorschau der AOL-Spammerbande

(auf das Bild klicken, um das volle Elend zu sehen – ich musste ein wenig im HTML hacken, um alles auf eine Seite zu bekommen)

Und natürlich musste ich jeden Schalter einzeln umlegen, um meinen Willen zu erklären, dass Oath denen meine Daten nicht weitergeben soll. Wenn das Opt-Out ne geschlagene Viertelstunde dauert, läuft etwas gewaltig schief…

Ein 21seitiges PDF 3rd Party Vendors listet die Schlangenhöhle noch detaillierter auf, nach AOL und Yahoo getrennt.

Ganz besonders stolperte ich in dieser Liste über Ghostery, die sich doch angeblich der Privatsphäre verpflichten. Damit allein lässt sich offensichtlich kein Geld verdienen.

Zum Schluss möchte ich noch betonen, dass das nur eine Firma von vielen ist, die vermeintliche Gratis-Dienste anbietet. Wenn du nicht mit Geld bezahlst, dann bezahlst du mit deinen Daten.

Nachtrag: Ist auch schon bei Fefe angekommen, der Einsender hat mal durchgezählt & ist auf 318 “Werbepartner” a.k.a. Spammer gekommen.

Weiterer Nachtrag: Wohlgemerkt taucht Ghostery noch nicht mal in der Liste der Teilnehmer am Transparency & Consent Framework des IAB auf, sondern unter Sonstige.

Nachtrag vom 24.05.: Bericht in der GDPR Hall of Shame.

Nachtrag vom 25.05. Deutschsprachiges Gegenstück zur GDPR Hall of Shame bei Heise – Das DSGVO-Absurditätenkabinett.

Nachtrag vom 28.05.: Noch ein Klopper von Ghostery. Und es könnte glatt sein, dass die DSGVO der Onlinemarketing-Branche den Garaus macht.

Nachtrag vom 25.03.2019: Neues aus dem Sumpf – App-Werbung: Betrug mit verdeckten Videos.

Nachtrag vom 29.12.2023: Hier gehört natürlich unbedingt der Vortrag Die Akte Xandr: Ein tiefer Blick in den Abgrund der Datenindustrie vom 37C3 hin. Der basiert auf der Recherche bei Netzpolitik zu Xandr.