Ausflug nach Herrnhut

Vor ein paar Tagen hatte ich erfahren, dass es nur ein paar Kilometer von der Kulturfabrik bis nach Herrnhut, dem Entstehungsort der Herrnhuter Brüdergemeine, sind. Daher habe ich heute mit dem Fahrrad einen Ausflug dorthin gemacht. Die Brüdergemeine war auch eine Art Gemeinschaft, allerdings geprägt durch ihren besonderen christlichen Glauben. Welche Bedeutung sie in der Stadt heute noch hat, kann ich nicht einschätzen.
So, nu aber mal ’n paar Bilders, zuerst Herrnhut vom Hochaltan auf dem “Gottesacker” (dem Friedhof) aus gesehen: Herrnhut vom Hochaltan aus

Das Zentrum der Brüdergemeine ist der Gemeinsaal: Gemeinsaal

Klasse fand ich, dass schon 1788 eine Gemeinwaschküche eingerichtet wurde: Gemeinwaschküche

Auf dem Infoschild steht ein netter Spruch dazu:
“Als einst vollendet hier das Bauen
freuten sich des Ortes Frauen,
die große Wäsche, statt an der Petersbach,
wusch man nun unter diesem Dach.”

Gegründet wurde die Stadt von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, dessen Büste vor dem Gemeinsaal steht: Zinzendorf-Büste

Vor dem Gemeinsaal hängt auch die Glocke, die zum Gottestdienst ruft: Glocke in Herrnhut

An einem Gebäude der Förderschule “Johann Amos Comenius” entdeckte ich diese super Wandverzierung: Drache an der Wand

Die Pädagogik der Herrnhuter verdient übrigens einen eigenen Absatz. Die Förderschule ist nicht nur nach Johann Amos Comenius benannt, sondern setzt auch dessen pädagogisches Konzept um, angepasst an die heutige Zeit. Zinzendorf war ein Schüler von August Herrmann Francke, hat sich jedoch von dessen recht strengen Ansichten bald gelöst. So habe ich’s jedenfalls in der (äusserst interessanten!) Ausstellung im Völkerkundemuseum Herrnhut gelesen. Auf dem Flyer der Förderschule steht ein Zitat von Comenius:

Alles fliesse von selbst – Gewalt sei fern den Dingen

Das als Motto einer pädagogischen Richtung macht mir diese seeehr sympathisch!

Weiter geht’s zur letzten Station in mehrererlei Hinsicht: dem Friedhof. Der heisst hier Gottesacker & zielt darauf ab, dass im Tod (& vor Gott) alle Menschen gleich sind: Gottesacker

& da geht’s hinein - alles sehr schlicht gehalten: Tor zum Gottesacker


Wie schon erwähnt habe ich mir die Ausstellung im Völkerkundemuseum angesehen. Wie kommt ein Kaff wie Herrnhut zu einem solchen Museum? Die Brüdergemeine hat von Beginn an viel missioniert & tut das auch heute noch. Zinzendorf selber ist schon missionierend durch die Weltgeschichte gegurkt. In der Sonderausstellung zu “Ethnographie und Herrnhuter Mission” habe ich mich immer wieder gefragt, was bringt jemand dazu, nach Grönland oder Surinam oder in den afrikanischen Busch zu fahren, um da Leute zum christlichen Glauben zu bekehren? Da muss ein echt starker Missionsdrang am Werk sein, zumal das im 18. & 19. Jahrhundert ganz schöne Abenteuer & Herausforderungen waren. Ganz schön verrückt so ein Glaube: dass die “Heiden” ohne Bekehrung verloren seien & Missionare für das “Seelenheil” dieser Menschen solche Lasten & auch Gefahren auf sich nehmen.