Konkurrenz erzeugt Mangel wo keiner ist

Soeben ist das Buch No Contest – The Case Against Competition von Alfie Kohn angekommen, das ich mir bei BetterWorldBooks bestellt hatte.
Schon auf den ersten Seiten brachte es mir eine wichtige Erkenntnis: Die Haltung von Konkurrenz bzw. Wettkampf erzeugt Mangel wo objektiv gar keiner vorhanden sein muss. Denn Konkurrenz legt ein Ziel fest, das nur von einem oder wenigen, niemals aber von allen Beteiligten erreicht werden kann – sonst wäre es keine Konkurrenz mehr. Allein durch diese Definition des Wettkampfes ist das Ziel automatisch knapp, weil eben nicht jeder es erreichen kann. Das alles spielt sich vollkommen auf der gedanklichen Ebene ab und ist komplett unabhängig davon, was und wieviel insgesamt vorhanden ist.

Historisch wird es allerdings aus einer objektiven Mangelsituation entstanden sein. Nach der Saharasia-These von James DeMeo ist das Patriarchat und damit Herrschaft entstanden, als vor etwa 7.000 Jahren in verschiedenen Regionen der Erde Dürren auftraten, wodurch die dort lebenden Menschen gravierenden Mangel erlebten. Vielleicht haben die Menschen das damals das erste Mal bewusst wahrgenommen, und dadurch kam überhaupt erst der Gedanke von Mangel in die Welt.

Seither hat er sich dann zum Mangeldenken verselbstständigt. Ursprünglich entsprach, so meine These, das Mangeldenken der umgebenden Realität, und weil dieser Gedanke so neu war (& außerdem der Zustand des objektiven Mangels klimatisch bedingt lange anhielt), hat er sich verfestigt, ausgebreitet und schließlich das Kommando übernommen. Fortan haben patriarchale Menschen ihr Zusammenleben auf Mangeldenken aufgebaut, das ursprünglich – und nur zeitweise – passende Prinzip des Wettkampfes auf die gesamte Gesellschaftsordnung ausgeweitet.

Es ist also heute der bewusste Paradigmenwechsel vom Mangel zur Fülle dran, während vor 7.000 Jahren der umgekehrte Wechsel wahrscheinlich unbewusst stattfand.

P.S.: Hannelore Voniers Blog Rette sich, wer kann! ist übrigens die Entdeckung des Tages! Sie ist auch bei Twitter und bei Google+.