Hayek ohne Kapitalgesellschaften kann funktionieren

Ich lese gerade den Beitrag über Friedrich August von Hayek im Handelsblatt, und ein ganz wesentlicher Punkt fehlt mir darin: In seiner Warnung vor staatlichen Eingriffen scheint er zu übersehen (bisher habe ich noch nichts von ihm gelesen, nur über ihn), dass nur durch staatliches Wirken überhaupt Kapitalgesellschaften ins Leben gerufen wurden, deren Gesellschafter nicht persönlich haften. Kapitalgesellschaften können damit Risiken eingehen, die weit über die eigene Haftung hinausgehen.

Der in meinen Augen größte negative staatliche Eingriff ins Wirtschaftsleben ist, dass der Staat die Sozialisierung von Verlusten bzw. Schäden nicht nur duldet, sondern oft sogar aktiv unterstützt.

Renée Menendez hat das sehr treffend formuliert:

Entscheidend ist jedoch, daß damit das Prinzip durchbrochen wird, das für immerhin 50 Jahre Stabilität und Wohlstand steht: die Bereitschaft, die Verantwortung für Risiken des Wirtschaftslebens nicht nur zu übernehmen, sondern auch zu tragen. Denn insbesondere auf den Finanzmärkten, die ja eigentlich der Inbegriff ökonomischer Effizienz sein sollen, hat sich ein systemwidriges Element eingeschlichen, welches genau diesen Stabilitätsmechanismus von innen her aushöhlt. Der Glaube daran, daß es gegen die Zukunftsrisiken eine Versicherung gibt, die es ermöglicht, die Konsequenzen der eigenen Investitionsentscheidungen nicht vertreten zu müssen, frißt sich wie ein zerstörerisches Feuer durch die Kreditbeziehungen der Welt.

Daher fordere ich die sofortige Abschaffung aller Kapitalgesellschaften, was Franz Hörmann übrigens auch tut.

Würden die Gesellschafter von RWE Atomkraftwerke bauen, wenn sie für deren Risiken persönlich haften? Damit könnte sich glatt die Atomhaftpflicht erübrigen…

Was Christoph Spehr in Gleicher als andere über die “Artefakte des demokratischen Zeitalters” schreibt, nämlich dass nur wenige davon übrig blieben, wenn ihre Ersteller nicht dazu gezwungen wären, sondern nur das tun würden, was sie freiwillig tun, gilt im besonderen Maße auch für die Unternehmungen der Kapitalgesellschaften. Wir hätten schlicht eine ganz andere Gesellschaft und Kultur.

Nachtrag vom 27.11.2019: Die Purpose Economy liefert eine Alternative dazu, alle Kapitalgesellschaften komplett abzuschaffen – es könnte auch reichen, sie allesamt in Purpose-Gesellschaften umzuwandeln, also in Unternehmen, die komplett sich selbst gehören.