Ego, Schuld und Eigentum: Die Illusion des Getrenntseins

Da ich in den letzten Wochen sehr viel Käptn Peng gehört habe, hat das so seine Spuren bei mir hinterlassen ;-)

Ich werde mich daher hier mit dem auseinander setzen, was eigentlich letzten Endes hinter Konzepten von Eigentum und Schuldverhältnissen steckt. Es ist jeweils das Ego, das Ich, welches Käptn Peng so genial als das Prisma bezeichnet, welches das Licht bricht und deshalb selber nicht leuchtet.

du glaubst wirklich, du bist ein abgetrenntes Wesen
vom Kosmos, vom Urgrund, von mir und vom Leben?
Eigenständig, unabhängig, mit eigenen Gedanken?
Du spinnst, wenn du nicht fühlst: du bist Teil eines Ganzen

Da liegt der Hund begraben. Eigentum ist nur denkbar, wenn ich mich als abgetrennt vom Ganzen, von “den anderen” begreife. “Meins” und “Deins” sind Folgen von “Ich” und “Du”. Das sind alles wichtige Ent-Wicklungen, denn Spielen geht nur unter Vielen.

Mit dem Konzept von Schuld haben wir aber das Spielen ein gutes Stück aus den Augen verloren. Denn da wir alle aus der selben Quelle entspringen: wer schuldet hier eigentlich wem etwas? Ist diese Schuld es wirklich wert, Menschen dafür in Schuldtürme zu sperren oder sie zu versklaven? Ausführliche Lektüre zum Thema bietet David Graeber mit seinem Buch Schulden. Die ersten 5000 Jahre sowie Hannelore Voniers Blog Rette sich, wer kann!

Es ist also sehr hilfreich und erleichternd, sich wieder zu erinnern, “alles was du siehst, besitzt du nicht”. Geld- und sonstige Forderungen sind letztlich Forderungen an uns selbst. Oder anders ausgedrückt: Wir sind unser eigener Gläubiger und Schuldner in einer Person. :) Jesus hat es so ausgedrückt:

Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

Geld ist nur ein schäbiger Ersatz für Beziehungen zwischen Menschen, vielleicht erfunden weil echte Beziehungen zwischen über 300 Millionen Menschen (Euroraum oder auch USA) gar nicht möglich sind. Auch die symbolische Beziehung bleibt aber eine Beziehung.
David Graeber beschreibt eindrücklich, dass Sklaverei Menschen vollkommen aus ihrem sozialen Umfeld reißt, in dem jeder Mensch als Individuum einzigartig war und daher auch jede Beziehung zwischen den Menschen einzigartig. Ein Vergleichen von – aus ihren sozialen Beziehungen gerissenen – Menschen und damit ein überpersönlicher Wertmaßstab konnte erst durch die Sklaverei entstehen. Das römische Eigentumsrecht beschäftigte sich ursprünglich mit dem Eigentum an Menschen, Sacheigentum leitete sich davon erst ab.

Wir sehen also, dass das Konzept von Eigentum auch historisch durch (gewaltsame!) Abtrennung entstanden ist. Der jahrtausendelange Weg der Individualisierung vor allem hier in der westlichen Welt hat eine unglaubliche Vielfalt und Fülle hervorgebracht, die einzelnen Menschen jedoch in einer regelrechten Bewusstseinsblase gefangen genommen, in der sie sich von dieser ganzen Vielfalt und Fülle getrennt wahrnehmen. Gestärkt wird das durch soziale Zugriffsregeln, konkret das Medium Geld, welches extrem ungleich verteilt ist.
Da Geld aber auch nur ein soziales Konstrukt ist, drückt es im vorherrschenden System letztlich ebenfalls nur die Illusion des Getrenntseins aus. Damit einher geht das Prinzip der Konkurrenz.

Vor diesem ganzen Hintergrund kann ich Eigentum einfach nicht mehr so ernst nehmen.

Und das letzte Wort hat natürlich Käptn Peng mit Sein Name sei Peng:

meine Identifikation ist lediglich ein Prinzip
aus Form, aus Raum, Ästhetik und Wert
ich bin Treibsand und das darin versinkende Pferd
Also fragt nicht, wie ich heisse, ich heisse nicht
schaust du in mein, siehst du dein Gesicht

Update vom 20.07.2015: Ich habe gerade ein wunderbares Zitat von Albert Einstein gefunden:

Der Mensch ist Teil eines Ganzen, das wir Universum nennen, ein in Raum und Zeit begrenzter Teil. Er erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als getrennt von allem anderen – eine Art optische Täuschung des Bewusstseins. Diese Täuschung ist wie ein Gefängnis für uns, das uns auf unsere eigenen Vorlieben und auf die Zuneigung zu wenigen beschränkt. Unser Ziel muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir den Horizont unseres Mitgefühls erweitern, bis er alle lebenden Wesen und die gesamte Natur in all ihrer Schönheit umfasst.

Nachtrag vom 28.01.2019: Selbsteigentum als evolutionäre Errungenschaft. Zitat Ken Wilber:

Eigentum und Person sind – über ihre vorübergehende Nützlichkeit hinaus – nichts als “Stolpersteine” oder “Blockierungen” auf dem Weg zum höheren Bewusstsein.